Branchenstudie:

Nahrungsmittelindustrie mit Nachholbedarf im CSR-Reporting

? Studie wertet Nachhaltigkeitsberichterstattung deutscher Großunternehmen aus zwölf Branchen aus
? Intransparenteste Branche: Nahrungsmittelindustrie
? Aber: Einige Mittelständler zeigen, wie es gehen kann


Berlin, 15. Februar 2017 – Innerhalb der 150 größten deutschen Unternehmen ist die Nahrungsmittelindustrie die intransparenteste Branche, wenn es um Menschenrechts-, Arbeits-, Sozial- und Umweltbelange geht. In einem Ranking von CSR- und Nachhaltigkeitsberichten haben das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und der Unternehmensverband „future – verantwortung unternehmen" die Nachhaltigkeitsberichte deutscher Großunternehmen bewertet. Die Studie zeigt, dass innerhalb der Branchen große Unterschiede bestehen, sowohl im Anteil der Unternehmen mit Bericht als auch in der Berichtsqualität.

Nur eines der fünf größten deutschen Nahrungsmittelunternehmen mit CSR-Bericht
Während von den Autoherstellern und Banken drei Viertel der Unternehmen überwiegend gut berichten, hüllen sich viele Unternehmen etwa aus der Branche der Medien und Informationsdienstleistungen sowie Versicherungen in Schweigen. Kritik äußerten die Studienautoren auch daran, dass mit dem Deutschen Milchkontor lediglich eines der fünf größten deutschen Nahrungsmittelunternehmen einen eigenständigen CSR-Bericht veröffentlicht.

„Autohersteller und Banken, aber auch die Chemieindustrie, sind Branchen, die schon lange unter kritischer Beobachtung der Öffentlichkeit stehen und daher zahlreich und umfangreich berichten. Auch in der Nahrungsmittelindustrie sollte es im eigenen Interesse der Unternehmen liegen, die Verbraucher darüber zu informieren, unter welchen Bedingungen ihre Lebensmittel produziert werden", kommentiert Gerd Scholl vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung. Während die Oetker-Gruppe, Südzucker und die Tönnies Gruppe zwar in gewissem Umfang andere Wege jenseits eines Nachhaltigkeitsberichtes wählen, um zu informieren, ist die mit der Marke Müllermilch bekannte Unternehmensgruppe Theo Müller das Schlusslicht der Branche: Informationen zur Nachhaltigkeit des Unternehmens? Fehlanzeige.

„Hier sind manche Mittelständler aus der Nahrungsmittelwirtschaft deutlich transparenter", ergänzt Udo Westermann von future, und nennt als gute Beispiele etwa Unternehmen wie die Brauerei Neumarkter Lammsbräu oder den Biolebensmittelproduzenten und -händler Alnatura. „Ein besonders überzeugendes Vorbild für die Branche liefert der Biopionier Lebensbaum mit seinem Nachhaltigkeitsbericht", so Westermann.

Verantwortung für Lieferkette: Erst wenige gute Ansätze
Die Studie zeigt, dass Verantwortung und Risiken in der Lieferkette bislang in keiner Branche ausreichend dargestellt werden. So nennen weniger als die Hälfte der Unternehmen ihre wichtigsten Beschaffungen und hinterlegen diese mit Zahlen. Auch Angaben zur regionalen Herkunft der Lieferanten fehlen in vielen Berichten. Wie Unternehmen bei ihren internationalen Zulieferbetrieben etwa Arbeitnehmerstandards oder Umweltwirkungen von gelieferten Produkten thematisieren und mit möglichen Konflikten umgehen, stellen sie nicht ausreichend dar.

Wie es gelingen kann, die Lieferkette aussagekräftig in einem Nachhaltigkeitsbericht abzubilden, zeigen neben einzelnen Großunternehmen auch manche Mittelständler. Diese stammen überwiegend aus der Branche Handel/Textil und hier zeigt sich, dass Brancheninitiativen wie beispielsweise die Fair Wear Foundation (FWF), die Standards für die Branche setzt und überprüft, die Berichterstattung unterstützen können. So berichtet zum Beispiel Vaude transparent über die langfristigen Beziehungen zu Produzenten und die Überwachung durch Audits in Zusammenarbeit mit der FWF. Adidas legt in seinem Bericht alle Lieferanten offen, direkte sowie Sublieferanten und Lizenznehmer. Das Handelsunternehmen Otto liefert quantitative Angaben zu ökologischen Schadwirkungen und sozialen Risiken in der Kette und gibt Auskunft über Sozialprogramme für Zulieferer in Risikoländern. Das Textilunternehmen Hess Natur stellt ebenfalls die Ergebnisse von Lieferanten-Audits dar. Insgesamt enthalten nur 33 Prozent der Berichte von Großunternehmen und 20 Prozent der KMU-Berichte Zahlenangaben zu in der Lieferkette durchgeführten Audits.

Die Studie „Das Ranking der Nachhaltigkeitsberichte 2015 – Ergebnisse, Trends und Branchenauswertungen" wurde unterstützt vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Sie steht online auf www.ranking-nachhaltigkeitsberichte.de zum Download bereit. Sie stellt detailliert den Umfang der Berichterstattung und die Analyse der vorliegenden Berichte je Branche dar.

In dem Ranking wurden im vergangenen Jahr die Großunternehmen BMW, Miele und die KfW-Bankengruppe sowie die kleinen und mittleren Unternehmen Lebensbaum, Vaude sowie Rinn Beton- und Naturstein für die besten Nachhaltigkeitsberichte deutscher Unternehmen im Bundesarbeitsministerium in Berlin ausgezeichnet.

Download der Studie:
IÖW/future (Hrsg., 2017): Das Ranking der Nachhaltigkeitsberichte 2015 – Ergebnisse, Trends und Branchenauswertungen, Berlin/Münster (pdf, 2,5 MB)
 

Über das Ranking
Das Ranking der Nachhaltigkeitsberichte von IÖW und future bewertet und prägt seit 1994 die Berichterstattung deutscher Unternehmen über ihre sozialen und ökologischen Herausforderungen und Aktivitäten. Es ist eine der weltweit ersten kriteriengestützten Bewertungen von Berichten, in denen Unternehmen auf freiwilliger Basis ihre ökologischen und sozialen Aktivitäten und Leistungen darstellen. Das Ranking der Nachhaltigkeitsberichte arbeitet unabhängig und wird mit Unterstützung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales durchgeführt. Mit dem Ranking verfolgen das IÖW und future das Ziel, auf eine Verbesserung der Qualität und Transparenz der Berichterstattung hinzuwirken.  www.ranking-nachhaltigkeitsberichte.de

Kontakt: Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), Dr. Gerd Scholl | gerd.scholl@ioew.de

Lifestyle | Essen & Trinken, 15.02.2017

     
Cover des aktuellen Hefts

Jede Menge gute Nachrichten

forum Nachhaltig Wirtschaften 02/2024 mit dem Schwerpunkt "Der Weg zum Mehrweg – Transport und Logistik"

  • Circular Cities
  • Kllimagerecht bauen
  • Kreislaufwirtschaft für Batterien
  • ToGo-Mehrwegverpackungen
Weiterlesen...
Kaufen...
Abonnieren...
13
MAI
2024
IFAT Munich 2024
Weltleitmesse für Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft
81823 München
10
JUN
2024
ACHEMA 2024 - Freitickets für forum-Leser!
Weltforum und Internationale Leitmesse der Prozessindustrie
60327 Frankfurt am Main
24
SEP
2024
Climate-Neutral Strategies and Resource Management 2024
Sharing Corporate Climate-Neutral Best Practices for a Sustainable Future
60598 Frankfurt
Alle Veranstaltungen...
Fritz Lietsch, CEO ALTOP-Verlag: Meet me at DIGISUSTAIN

Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht

Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol

Politik

"Demokraten sollten immer auch das Recht haben, zu ihren Feinden auf wirkungsvolle Weise „Nein“ zu sagen"
Christoph Quarch begrüßt die Idee, Björn Höcke die politischen Grundrechte zu entziehen und schlägt die Einführung von "Nein"-Stimmen vor.
B.A.U.M. Insights

Jetzt auf forum:

Rückwärtsgewandte Alte-Weiße-Männer-Politik

Mikrowechselrichter für kleine Solaranlagen mit 4 Solarmodulen für eine einfachere Installation via Bluetooth-Unterstützung

Ziel übertroffen: Klima-Initiative „Morgen kann kommen“ stiftet 1,1 Millionen Bäume für den deutschen Wald

RIGK auf der IFAT 2024:

Recruiting: weibliche Talente für männerdominierte Branchen

Ein Gruß zum Tag der Erde

Incycle – rundum nachhaltig

PTA IT-Beratung erhält Siegel „Klimaneutral durch Kompensation“ von PRIMAKLIMA

  • Energieagentur Rheinland-Pfalz GmbH
  • DGNB - Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
  • Engagement Global gGmbH
  • Kärnten Standortmarketing
  • Global Nature Fund (GNF)
  • Futouris - Tourismus. Gemeinsam. Zukunftsfähig
  • B.A.U.M. e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
  • Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG
  • toom Baumarkt GmbH
  • World Future Council. Stimme zukünftiger Generationen
  • ECOFLOW EUROPE S.R.O.