Der T(h)urmblick

Mehr Nachhaltigkeit durch weltweite Berichterstattung

Der G3 Leitfaden setzt sich weltweit immer mehr durch; Supply Chain Reporting, Berichterstattung für KMUs und die Digitalisierung der Kommunikation der Nachhaltigkeitsleistung rücken stärker in den Vordergrund

Klimawandel und Korruption, die K-Themen beherrschen derzeit die Diskussion über Problemstellungen nachhaltiger Entwicklung. Obwohl einserseits hilfreich für die Verankerung der Nachhaltigkeit in den Köpfen aller Bürger, besteht andererseits die Gefahr der Verkürzung auf eben nur diese Themen. Insofern bietet die GRI mit der neuesten Version des Nachhaltigkeitsberichterstattungs-Leitfadens, G3 (die "dritte Generation") genannt, einen weltweit erarbeiteten Referenzrahmen, um die Vielschichtigkeit der anzugehenden Themen nicht aus den Augen zu verlieren.

Nachhaltigkeitsberichterstattung nach den G3 Richtlinien nimmt zu

Bereits rund 1.100 Organisationen aus über 70 Ländern der Welt veröffentlichen Nachhaltigkeitsberichte, die sich an dem GRI Leitfaden orientieren oder ihn sogar vollständig umsetzen. Die Zahl der Umsteiger auf G3 steigt von Woche zu Woche, bereits in 2007 sind mehrere hundert Berichte nach G3 zu erwarten. Noch bis 2008 akzeptiert GRI Berichte nach der G2 Version, um den Umstieg auf G3 für berichterstattende Organisationen so reibungslos wie möglich zu gestalten.
Seit Veröffentlichung im Oktober 2006 wurde G3 bereits mehr als 300.000 mal von der Webseite der GRI heruntergeladen. Diese Zahl wird sich mit der Veröffentlichung von weiteren Übersetzungen schnell erhöhen, mehr als 20 Sprachen sind in Bearbeitung, eine deutsche Version wurde im April 2007 veröffentlicht.

Aus Sicht des GRI-Netzwerkes sind die Stoßrichtungen für die weitere Verbreitung des GRI-Leitfadens klar abzusehen. Mit den genannten 1.100 Organisationen, zu einem grossen Teil Unternehmen in globalen Märkten, ist bisher nur die Spitze des Eisbergs erreicht. Nötig sind Schneeballeffekte in
    a) horizontaler Richtung: mehr Berichterstattung in immer mehr Industriesektoren und immer mehr Ländern, Berichte auch von NGOs, Gewerkschaften, öffentlichen Einrichtungen, bis hin zu Länderberichten (z.B. als abgestimmtes Aggregat vieler Ministeriumsberichte);

    b) vertikaler Richtung: mehr Berichterstattung in Zulieferketten, mehr Einforderung von Berichten durch Finanzmarktakteure und die Einforderung von Nachhaltigkeitsberichten im Rahmen der öffentlichen Beschaffung und durch Kunden generell.


Einbindung von Klein- und Mittelbetrieben

Gerade die weitere Verbreitung der Berichterstattung in Zulieferketten, bei KMUs und durch Akteure auf beiden Seiten der Erdkugel ist die Ausgangsposition für ein Projekt, das GRI als Public-Private-Partnership-Projekt mit der GTZ, mit Hilfe der Unternehmen Otto, Puma, Daimler und Telefonica sowie mit jeweils drei mittelständischen Zulieferern in Entwicklungsländern durchführt. Ziel des Projektes ist die Schaffung eines Verständnisses, wie und mit welchem Nutzen die Berichterstattung der Klein- und Mittelbetriebe zur Festigung der Zulieferer-Abnehmer-Beziehungen führen kann, wie sie in globalen Zuliefererketten generell Aussagen zur Verantwortungsübernahme bei komplexen weltweiten Problemstellungen liefern kann und wie man zu generischen Indikatoren über Nachhaltigkeitsfragen in globalen Zuliefererketten gelangen kann. Das Projekt, das eine Laufzeit von zwei Jahren hat und das Ende 2008 abgeschlossen wird, ist das Kernstück eines grösseren GRI-Programms zu Nachhaltigkeitsberichterstattung für KMUs, hier jedoch mit der Erweiterung um die Dimensionen Zuliefererkette und Entwicklungsländer.
Weitere interessante Projekte mit KMUs wurden u.a. in Chile und Spanien durchgeführt. In Chile, wo die Berichterstattung von Wein- und Obstanbauern sowie deren Genossenschaften im Vordergrund steht, untersucht man die Möglichkeiten des sog. "Cluster-Reportings", also ein Nachhaltigkeitsbericht einer Genossenschaft, die für all ihre Bauern spricht und die die Vermarktung im globalen Wettbewerb übernimmt. In Spanien arbeitet GRI in einem Pilotprojekt mit Apotheken und mit der Dachorganisation für soziale Einrichtungen, um die Nachhaltigkeitsberichterstattung dort voran zu bringen.

GRI unterstützt Weiterbildung und stellt Lernmedien bereit

Seit Mitte 2006 läuft die Planung der GRI Learning Services. Eine Buchreihe und regional aufgestelltes Training durch renommierte Weiterbildungsinstitutionen, mit denen GRI in einer "train the trainers"-Beziehung steht, ergänzen die Arbeit des Standardsetzers GRI um den notwendigen Schulungsbereich. Damit wird der regionale Kapazitätsaufbau unterstützt, das notwendige Verständnis zur Nachhaltigkeitsberichterstattung in die Breite getragen und regional an die Gegebenheiten, kulturellen Anforderungen und Prioritäten angepasst. GRI trägt somit zur Entwicklung eines Weiterbildungsmarktes bei, der im Umkehrschluss eine hilfreiche Rückkopplung für die Weiterentwicklung des Leitfadens liefern wird. In einer ersten Welle werden die Trainingsaktivitäten demnächst in Indien, Südamerika und Nordamerika aufgenommen, eine zweite Welle die auch Europa mit einschliessen wird, folgt dann gegen Ende des Jahres.

Schnittstelle für die elektronische Datenverarbeitung erleichtert Berichterstattung

Auch die Fragen der Weitergabemedien für Informationen werden durch GRI untersucht. Seit kurzem ist eine erste Version einer GRI G3 XBRL Taxonomie auf der Webseite der GRI erhältlich, eine neuartige Technologie, die gerade im Bereich der Finanzwelt Einzug hält, und die GRI für die Nachhaltigkeitsberichterstattung weiter vorantreibt. Die Taxonomie steht als Download kostenlos bereit, pilotierende Unternehmen sind gesucht und können sich bei GRI melden, wenn Sie an der Weiterentwicklung dieses Mediums interessiert sind.

Ralph Thurm, Chief Operating Officer Global Reporting Initiative


Allen Interessierten steht der monatliche Newsletter der GRI zur Verfügung:
www.globalreporting.org/NewsEventsPress/Subscribe/
Als Förderer der GRI ("Organizational Stakeholder", siehe www.globalreporting.org/os) steht ein ganzes Paket an weiteren Vorteilen zur Verfügung, den eigenen Lernprozess in der Gruppe anderer Organisationen zu befördern. GRI arbeitet derzeit an einem komplett überarbeiteten Leistungspaket für seine Organizational Stakeholder, der Rollout ist für Januar 2008 geplant.


Ralph Andreas Thurm wurde 2004 zum Chief Operating Officer (COO) der GRI ernannt. In dieser Funktion ist er verantwortlich für die Koordination des Gesamtprogramms der GRI sowie für das Controlling und externe Beziehungen. Im Oktober 2002 wechselte er als Senior Associate Stakeholder Engagement zur GRI. Dort übernahm er Aufgaben in den Bereichen Business Engagement und Structured Feedback-Prozesse. Darüber hinaus engagierte er sich für das Capacity Building zur Nachhaltigkeitsberichterstattung in den verschiedenen Anspruchsgruppen der GRI.
Zuvor ist Herr Thurm neun Jahre im Siemens Konzern tätig gewesen, wo er zuletzt, von 2000 bis 2002, mit dem Aufbau eines Experten-Netzwerks und der Entwicklung einer firmenweiten Nachhaltigkeitsstrategie betraut war. Herr Thurm war und ist Mitglied verschiedener Expertengremien zu unterschiedlichen Bereichen nachhaltiger Entwicklung.

Für forum schreibt er regelmäßig die Kolumne "Der T(h)urmblick". 
 

Quelle:
Wirtschaft | Branchen & Verbände, 30.09.2007
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 02/2007 - Verantwortung für eine Welt erschienen.
     
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