Beste Bildungschancen für die Kleinsten

Das Betriebskindergartenmodell der Konzept-e für Bildung und Soziales GmbH

FNW: Frau Weegmann, was steht hinter Konzept-e?
WW: Alles begann vor 20 Jahren mit einer Pilot-Kita in Stuttgart. Vor etwa fünfzehn Jahren wurde ich von der Wirtschafts- und Industrievereinigung Vaihingen/Möhringen um Unterstützung bei der Realisierung einer betriebsnahen Kita gebeten, zehn Jahre später entstanden weitere Kitas auf Initiative des Fraunhoferinstitutes. Seit gut fünf Jahren ist das Interesse an bedarfsnahen Kindergärten und Kitas erneut deutlich gestiegen. Unterstützt wurde dieses Interesse durch das Tagesstättenausbaugesetz, mit dem die Kommunen zum Aufbau und zur Finanzierung von Betreuungsplätzen für Krippenkinder verpflichtet wurden.

FNW: Welches pädagogische Konzept verfolgen Sie?
Unsere pädagogische Ausrichtung ist durch die Beschäftigung mit unterschiedlichen Konzepten entstanden. Maßgeblich beigetragen haben die Arbeiten zeitgenössischer Pädagogen wie Prof. Laewen und Prof. Schäfer.
Kinder haben von Natur aus einen starken Wissensdrang und sind motiviert, Dinge zu erkunden und sich zu entwickeln: Unsere Einrichtungen bieten den Kindern Raum dafür. Bei uns gibt es keine geschlossenen Gruppen, sondern Angebote, für die sich die Kinder frei entscheiden können. Die Erzieher/Innen haben eine unterstützende und beratende Funktion.

FNW: Berichten Sie uns bitte mehr über die in Ihren Einrichtungen tätigen Erzieher.
Unsere Mitarbeiter/Innen im päd. Leitungskreis verfügen im Allgemeinen über eine akademische Ausbildung. Die Erzieher/Innen werden von uns über Assessment-Center ausgewählt, andere bilden wir im berufsbegleitenden BA-Studium selbst aus. Eine Betreuer/In ist durchschnittlich für sechs Kinder als fortwährende Bezugsperson verantwortlich. Das ist gerade für die Kleinsten besonders wichtig. Es finden in regelmäßigen Abständen so genannte Qualitätszirkel statt, die dem Erfahrungsaustausch der Pädagogen dienen. Außerdem finden regelmäßige zweitägige Kita-Rotationen statt, im Rahmen derer die Erzieher/Innen die Einrichtung wechseln, um einen Einblick - im Sinne einer Best Practice - in eines unserer anderen "Kinder-Häuser" zu gewinnen.
Inzwischen bereichern bewusst auch männliche Erzieher unsere Teams. Ein gelernter Schreiner bietet z. B. Werken mit Holz an. Dieses Angebot stößt bei den Kindern auf großes Interesse, ebenso wie die Angebote unserer englisch- und französischsprachigen Erzieher/Innen im Team. Sie unterrichten nicht, sondern sprechen in ihrer Landessprache mit den Kindern. Die Kinder sind dafür in diesem Alter unheimlich empfänglich.

FNW: Stichwort Unterricht: Wie kann man sich den Unterricht in der ersten von Ihnen ins Leben gerufenen Grundschule vorstellen?
Träger dieser Grundschule ist der Verein Kind und Beruf e.V. Mit seinem Konzept unterscheidet sich die Grundschule deutlich von staatlichen Schulen. Sie ist angebunden an eine unserer Kitas, so dass die Kinder fließend von einer Institution in die andere übergehen können. Der Wechsel von der Kita zur Grundschule findet individuell statt, wenn es für das Kind das Beste ist. Klassen gibt es in unserer Grundschule nicht, ebenso wenig wie Frontalunterricht. Die Kinder lernen in altersgemischten "Lernfamilien". Zu Tests und Prüfungen entscheiden sich die Kinder, wenn sie sich bereit dazu fühlen.

FNW: Wie kann man sich das gemeinsame Vorgehen von Konzept-e und dem jeweiligen Unternehmen vorstellen?
Die Unternehmen ebenso wie Non-Profit-Organisationen kommen mit dem Wunsch, ein "Kinder-Haus" für oder durch Ihr Unternehmen einzurichten auf uns zu. Wir beraten die Unternehmen und informieren sie über die strukturellen und organisatorischen Möglichkeiten. Dann erarbeiten wir zusammen das passende Modell bis zu Umsetzung und Betrieb. Das beinhaltet auch die Bauplanung, die Möblierung, die Beschaffung von Lern- und Spielmitteln sowie die finanzielle Förderung durch die öffentliche Hand.

FNW: Was ist die Motivation der Unternehmen, in einen Betriebskindergarten zu investieren?
Ein entscheidender Punkt ist, dass es dadurch vielen qualifizierten weiblichen Fachkräften möglich ist, Kinder und Karriere unter einen Hut zu bringen. Schon bei der Entscheidung einer Frau für oder gegen den Job in einem bestimmten Unternehmen kann die Sorge um die Kinderbetreuung eine entscheidende Rolle spielen. Unsere pädagogischen Einrichtungen bieten eine zuverlässige Betreuung mit arbeitszeitkompatiblen Öffnungszeiten.
Für Unternehmen ist unter dem Vorzeichen der Demographie das Thema Mitarbeiterinnen-Bindung wichtig. Zusätzlich liegt ihnen das Thema Bildung besonders am Herzen. Sie setzen alles daran, die Kinder schon im frühesten Alter zu fördern und zu bilden. Ein weiterer Motivationsgrund ist sicherlich der Image-Faktor. Firmen haben gesehen, dass der Bereich Jugend und Soziales im Zusammenhang mit CSR relevant ist. Die Gesellschaft erwartet von den Firmen zunehmend mehr soziales Engagement und Verantwortung für nachfolgende Generationen.

FNW: Handelt es sich bei dem Interesse der Unternehmen an Kitas und Kindergärten tatsächlich um ein Bildungsinteresse oder doch um ein reines Betreuungsinteresse?
Unser pädagogisches Konzept schreibt das Thema Bildung ganz groß. Die Bildung geht zwar mit Betreuung einher, niemals aber würden wir die Kinder nur betreuen, ohne dem Bildungsanspruch nachzukommen. Genau das ist es aber, was die Firmen sich für ihre Einrichtung wünschen: Bildung und Betreuung.

FNW: Wie beurteilen Sie abschließend die derzeitige Bildungssituation in Deutschland?
Ich bin der Überzeugung, dass unser derzeitiges Bildungssystem an vielen Stellen krankt. Langsam beginnt die Gesellschaft, auf die Konzepte der Pädagogen zu hören und lernt, dass Bildung bereits mit der Geburt beginnt. Nach dem Pisa-Schock wurden zwar Maßnahmen ergriffen, aber nur wenige setzen an der Wurzel an. Die Ausbildungen der Erzieher/Innen unterscheiden sich inhaltlich teilweise kaum von denen vor 30 Jahren: Definierte Angebote stehen im Vordergrund, statt die Unterstützung der Kinder in ihrem natürlichen Wissensdrang. Das dreigliedrige Schulsystem zementiert schließlich die schlechten Bildungschancen der Kinder. Wenn Eltern ihren Kindern frühzeitige institutionelle Bildungsräume verwehren können und dann schon im Alter von zehn Jahren die Weichen eines Ausbildungsweges gestellt werden, ist es nicht verwunderlich, dass wir im OECD Ranking zahlenmäßig mit unseren Abiturienten weit hinten liegen. Das Know-how über neue offenere Formen des Lernens und Lehrens ist da. Das Wissen der modernen Pädagogik muss zügig umgesetzt und angewandt werden, damit Deutschland zukunftsfähig wird.
 
 
Gespräch mit Frau Dipl. Oec. Waltraud Weegmann, geschäftsführende Gesellschafterin der Konzept-e für Bildung und Soziales GmbH

Weitere Informationen unter: http://www.konzept-e.de

Quelle:
Gesellschaft | Bildung, 03.02.2008

     
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