Monsanto wusste, wie giftig die Stoffe sind"

Interview mit Marie-Monique Robin

Frau Robin, in Ihrem neuen Buch und Ihrem Film berichten Sie, wie der Konzern Monsanto seit Jahrzehnten Chemikalien und genveränderte Pflanzen auf den Markt bringt, obwohl er weiß, wie schädlich sie sind. Es wird vertuscht, bestochen, erpresst und verleumdet. Was hat Sie selbst am meisten schockiert?

Die Geschichte vom PCB. Bis in die 80er wurde es 50 Jahre lang etwa als Isoliermittel in elektrischen Transformatoren benutzt. Monsanto hatte alle Daten, wusste, wie hochgiftig dieser Stoff ist - und hat dies nicht nur vor den Behörden, sondern auch vor den eigenen Mitarbeitern verschleiert. Und das ist nur ein Beispiel von vielen. Die zwei Herbizide, die in dem Entlaubungsmittel Agent Orange steckten, das die Amerikaner im Vietnamkrieg über den Wäldern abwarfen, weshalb so viele Soldaten krank wurden. Oder aktuell das Herbizid Round up: Das ist das meistverkaufte Pflanzenschutzmittel der Welt, dessen Geschichte eng mit der Gentechnik verbunden ist. Rund 70 Prozent aller gentechnisch veränderten Organismen (GVO) weltweit wurden manipuliert, um gegen Roundup resistent zu sein. Es gibt ein Dokument des Konzerns, das jeder im Internet lesen kann, in dem sinngemäß steht: "Wir können es uns geschäftlich nicht leisten, auch nur einen Dollar zu verlieren." Das bringt die Haltung von Monsanto auf den Punkt...

Warum lassen die Behörden Monsanto gewähren?
Der Konzern hat an den richtigen Positionen der US-Kontrollbehörde für Lebens- und Arzneimittel FDA eigene Mitarbeiter sitzen. Er hat die entscheidenden Gremien regelrecht infiltriert. Nicht zuletzt dadurch ist es ihm gelungen, in der Agrarpolitik der USA das Prinzip der "substanziellen Äquivalenz" durchzusetzen.Ich habe Michael Teller, erst Rechtsanwalt von Monsanto und dann bei der FDA angestellt, interviewt. Er hat das Gesetz 1992 geschrieben, das in der Folge weltweit als Basis für ähnliche Rgelungen diente...

Was besagt dieses Prinzip?
Es besagt, dass eine gentechnisch veränderte Pflanze der konventionellen entspricht. Deshalb braucht man keine Umweltverträglichkeitsprüfung, um die veränderte Pflanze auf den Markt zu bringen. Wie James Maryanski, der 20 Jahre bei der FDA gearbeitet hat und damals die Abteilung für Biotechnologie leitete, im Interview zugegeben hat, hatte dies keinerlei wissenschaftliche Basis, sondern war eine rein politische Entscheidung.

Wie sieht es in Europa aus? Hier hat Monsanto doch keine Leute in den Behörden sitzen, oder?

Doch, bei uns herrscht im entscheidenden Gremium, der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit, der gleiche Interessenkonflikt. 80 Prozent der Wissenschaftler dort arbeiten für Monsanto und andere Saatguthersteller wie Syngenta oder Bayer CropScience...
Wie reagiert Monsanto auf Ihre Enthüllungen? Ich hatte befürchtet, dass mir Ähnliches blühen könnte wie der US-Journalistin Jane Akre. Sie wollte 1996 darüber berichten, wie ein Wachstumshormon von Monsanto zur Steigerung der Milchleistung von Rindern die Gesundheit von Tier und Mensch beeinträchtigt. Auf Druck von Monsanto hielt Akres Sender Fox die Reportage unter Verschluss, Akre verlor ihren Job und musste jahrelang Prozesse führen. Aber bei mir kam bis jetzt keine Reaktion. Ich glaube, dass der weltweite Erfolg ein guter Schutz ist. Mein Film ist inzwischen in 20 Ländern im Fernsehen gelaufen.

Außerdem sind alle meine Informationen absolut wasserdicht. Jedes Wort wurde von meinem Rechtsanwalt genau geprüft, ich gebe alle Quellen genau an, habe die meisten auch selbst interviewt. Viele Informationen sind zudem gar kein Geheimnis, sie stehen für jeden nachlesbar im Internet. Ich nehme daher an, das meine Informationen schlicht nicht angreifbar sind.

Quelle:
Umwelt | Umweltschutz, 02.03.2009

     
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