Mehr als nur heiße Luft

Abwärmenutzung könnte Milliarden sparen

"Die deutsche Industrie verursacht jedes Jahr mindestens 200 Terrawattstunden an Abwärme", sagt Dr. Fabian Jäger-Gildemeister, Ansprechpartner für Energieeffizienzaspekte im Industriesektor des Umweltbundesamtes (UBA). Damit pustet sie jedes Jahr Energiemengen ungenutzt in die Luft, die dem jährlichen Energieverbrauch Dänemarks entsprechen. 

Vor allem in der Industrie, wie hier bei Hochöfen, bieten sich Potentiale für die Abwärme-Nutzung. © Dietmar Rabich/Wikimedia commonsDer Hauptgrund dafür liegt in der Prozesswärme, die bei technischen Verfahren, wie zum Beispiel beim Betrieb von Hochöfen oder dem Backen von Brötchen, benötigt wird. Sie macht mit rund 455 Terrawattstunden mehr als 60 Prozent des industriellen Endenergie-verbrauchs aus. Energie, die zu einem großen Teil verloren geht und dennoch bezahlt werden muss. "Ich schätze, dass 3 bis 6 Milliarden Euro eingespart werden könnten", so Dr. Jäger-Gildemeister. Und auch die Umwelt würde profitieren, denn zwischen 50 und 60 Millionen Tonnen CO2 seien jährlich vermeidbar - beinahe die Hälfte der Menge, um die der Wald hierzulande pro Jahr die Atmosphäre entlastet. 

"Insbesondere die Metallverarbeitung, die chemische Industrie oder die Zementindustrie haben da großes Potenzial", berichtet Dr. Martin Pehnt, Geschäftsführer des Instituts für Energie- und Umweltforschung in Heidelberg (ifeu). "Aber auch in allen anderen Branchen sind ungeborgene Potenziale zu finden."

Strom, Heizung oder Kälte: Abwärme ist vielfältig nutzbar
Die Möglichkeiten, wie Unternehmen Abwärme nutzen können, sind vielfältig. "An erster Stelle gilt es zu prüfen, wie man die Entstehung von Abwärme mittels effizienter Techniken so gering wie möglich halten kann", rät Dr. Jäger-Gildemeister. Dies kann zum Beispiel mit einer besseren Dämmung oder der Überprüfung der Produktionsprozesse geschehen. 

Im zweiten Schritt kommt die so genannte Abwärmekaskade ins Spiel. Wie bei einer Partnervermittlung wird hier untersucht, welcher industrielle Vorgang am besten zu der produzierten Abwärme passt. Bei hohen Temperaturen von 400 bis 1.000 Grad kann Abwärme dem Produktionsprozess zurückgeführt werden - im Idealfall wird sie zur Vorwärmung von Verbrennungsluft eingesetzt. "Das ist die Maßnahme, die am einfachsten umgesetzt werden kann und daher am häufigsten vorkommt", sagt Dr. Jäger Gildemeister. Ein breites Anwendungsfeld ist auch die Abwärmenutzung zur Stromerzeugung. 

"Verstromung funktioniert vor allem dann, wenn es sehr konzentrierte Abwärmeströme und ein hohes Temperaturniveau gibt", erklärt Pehnt. Innovative Technologien erlauben eine Verstromung mittlerweile sogar bei Temperaturen ab 80 Grad. Sogenannte Absorptionskältemaschinen erzeugen aus 80 bis 150 Grad heißer Abwärme sogar Kälte. Zudem lässt sich Abwärme natürlich auch nutzen, um Räume zu beheizen oder Warmwasser zu produzieren. Dafür genügen dann auch schon Temperaturen ab 40 Grad.

Lassen es die Rahmenbedingungen zu, kann Abwärme auch in Fernwärmenetze außerhalb des Betriebes eingespeist werden. Nach diesem Muster verfährt zum Beispiel das Hamburger Unternehmen Aurubis, das ab 2018 in Kooperation mit dem Wärmenetzbetreiber enercity fast die gesamte Hafencity Ost mit Abwärme aus einer seiner Kupferschmelzen beheizt.

Im Einzelfall sind hohe zweistellige Renditen möglich
Laut der Deutschen Energie-Agentur (dena) liegt die interne Verzinsung häufig im zweistelligen Bereich. Das macht das Thema nicht nur aus Umweltschutzgründen interessant. "Wie wirtschaftlich Maßnahmen sind, sollte letztlich ein Energieberater ausarbeiten", sagt Pehnt. 

Unternehmen können für ihr Vorhaben mit staatlichen Förderungen rechnen. Unter anderem unterstützt die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) Maßnahmen zur Reduktion oder Nutzung von Abwärme mit günstigen Krediten bis zu 25 Millionen Euro und einem vom BMWi finanzierten Tilgungszuschuss von 30 bis 40 Prozent. Für kleine und mittlere Unternehmen gibt es noch einen zehnprozentigen Bonus oben drauf. 
Weitere Informationen finden Sie auf der Website der KfW.
 
Kontakt:
"Deutschland macht's effizient" | www,machts-effizient.de | medienbuero@machts-effizient.de

Technik | Energie, 08.05.2017

     
Cover des aktuellen Hefts

Jede Menge gute Nachrichten

forum Nachhaltig Wirtschaften 02/2024 mit dem Schwerpunkt "Der Weg zum Mehrweg – Transport und Logistik"

  • Circular Cities
  • Kllimagerecht bauen
  • Kreislaufwirtschaft für Batterien
  • ToGo-Mehrwegverpackungen
Weiterlesen...
Kaufen...
Abonnieren...
25
APR
2024
Lunch & Learn: Begeisterung für die Erde!
Wie gelingt der ökologische Wandel?
online
26
APR
2024
ChefTreff Gipfel 2024
Get Inspired by Brave Leaders
20457 Hamburg
06
JUN
2024
SustainED Synergy Forum 2024
SustainED Synergy – unser 6-Monate CSRD Consulting für Ihr Unternehmen!
73728 Esslingen am Neckar
Alle Veranstaltungen...
Hier könnte Ihre Werbung stehen! Gerne unterbreiten wir Ihnen ein Angebot

Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht

Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol

Politik

Belebung des Arbeitsmarktes durch Leistungskürzungen für Arbeitsunwillige?
Christoph Quarch sieht die Lösung des Problems nicht in Sanktionen sondern im Steuerrecht
B.A.U.M. Insights

Jetzt auf forum:

„Das Beste an meinem Beruf ist, Menschen zu helfen und passgenaue, individuelle Lösungen für sie zu finden!“

toom zum sechsten Mal für Nachhaltigkeit ausgezeichnet

Nachhaltig, zusammen, laut:

Nachhaltige Proteinquellen

Es tut sich was ...

FH Münster startet Master Nachhaltige Transformationsgestaltung

Pascoe mit dem Innovationspreis TOP 100 ausgezeichnet

NICAMA meets Voelkel:

  • B.A.U.M. e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
  • Global Nature Fund (GNF)
  • Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG
  • ECOFLOW EUROPE S.R.O.
  • Energieagentur Rheinland-Pfalz GmbH
  • Engagement Global gGmbH
  • World Future Council. Stimme zukünftiger Generationen
  • Futouris - Tourismus. Gemeinsam. Zukunftsfähig
  • DGNB - Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
  • toom Baumarkt GmbH
  • Kärnten Standortmarketing