Oxfam fordert Landprojekte der Weltbank "einzufrieren"

Ohne Landgrabbing könnte eine Milliarde Menschen mehr satt werden

Agrarland mit einer Fläche fast sechs Mal so groß wie Deutschland wurde im letzten Jahrzehnt überwiegend an internationale Inverstoren verkauft oder verpachtet. Oftmals werden ländliche Bevölkerungsgruppen, die das Land bisher bearbeiteten und davon lebten, vertrieben. Das zeigt der Oxfam-Bericht "Our Land, Our Lives" ("Unser Land, unser Leben"). Demnach wurden mehr als 60 Prozent dieser Landgeschäfte in Ländern getätigt, die ohnehin bereits schwer von Hunger betroffen sind. Das verkaufte oder verpachtete Land geht in der Regel der einheimischen Nahrungsmittelproduktion verloren. Es würde ausreichen, um in der lokalen Produktion eine Milliarde Menschen mit Nahrungsmitteln zu versorgen. "Immer mehr Menschen werden vertrieben, oft mit Gewalt, ohne vorherige Konsultation oder Entschädigung", sagt Oxfams Agrarexpertin Marita Wiggerthale.

Viele Kleinbauern werden gezwungen ihr Agrarland an große Investoren abzutreten.
Foto: © Pablo Tosco/Intermón Oxfam
Weltbank-Projekte auf Eis legen

Oxfam fordert die Weltbank auf, großflächige Land-Akquisitionen für sechs Monate ruhen zu lassen. Die Weltbankgruppe spielt in Landfragen eine bedeutende Rolle, da sie großflächig in Land investiert, die Landvergabe-Politik armer Länder beeinflusst und geringe Standards für die internationale Gemeinschaft setzt. "Der weltweite Ausverkauf von Land führt zu Hunger, Gewalt und zu einem Leben in Armut", sagt Wiggerthale. Oxfam definiert Landgrabbing als Investition in Pacht oder Kauf von Land, bei dem Investoren die Rechte und Bedürfnisse ländlicher Bevölkerungsgruppen ignorieren, die das Land bisher bearbeiteten und davon lebten.

Die Investitionen der Weltbankgruppe in die Landwirtschaft sind in den letzten zehn Jahren um 200 Prozent gestiegen. Die International Finance Corporation (IFC), der Privatsektor-Bereich der Weltbank, setzt Standards, die von vielen Investoren befolgt werden. Die eigenen Recherchen der Weltbank zeigen, dass die meisten großflächigen Landgeschäfte genau in den Ländern getätigt werden, die den geringsten Schutz von Landrechten aufweisen. Seit 2008 wurden 21 Beschwerden von Gemeinden eingereicht, die Verletzungen ihrer Landrechte durch die Weltbank dokumentieren. Bereits heute fällt alle sechs Tage eine Fläche so groß wie London dem Landgrabbing anheim. In Liberia wurden in nur fünf Jahren 30 Prozent des Landes an Großinvestoren verkauft oder verpachtet. Zwischen 2000 und 2010 sind nach Angaben der International Land Coalition weltweit 203 Millionen Hektar Agrarland verkauft oder verpachtet worden, davon 106 Millionen Hektar an ausländische Investoren.

Aus Oxfams Sicht ist die Weltbank in der einzigartigen Lage, zu verhindern, dass Landgrabbing einer der größten Skandale des 21. Jahrhunderts wird. Mit der Überprüfung ihrer Politik könne die Weltbank ein Zeichen für alle Investoren und Regierungen setzen und helfen, Menschenrechtsverletzungen zu stoppen. "Die Weltbank muss dafür sorgen, dass die Landrechte armer Menschen gestärkt und die Ernährungssicherung nicht bedroht werden. Investitionen sollten Entwicklung fördern, nicht armen Menschen schaden", so Wiggerthale.

Quelle:
Gesellschaft | Politik, 04.10.2012

     
Cover des aktuellen Hefts

Jede Menge gute Nachrichten

forum Nachhaltig Wirtschaften 02/2024 mit dem Schwerpunkt "Der Weg zum Mehrweg – Transport und Logistik"

  • Circular Cities
  • Kllimagerecht bauen
  • Kreislaufwirtschaft für Batterien
  • ToGo-Mehrwegverpackungen
Weiterlesen...
Kaufen...
Abonnieren...
25
APR
2024
Watervent
Funding in the Water Nexus
10623 Berlin
29
APR
2024
DIGISUSTAIN
B2B Konferenz & Networking Hub für Nachhaltigkeits-Pioniere
60327 Frankfurt am Main
06
JUN
2024
SustainED Synergy Forum 2024
SustainED Synergy – unser 6-Monate CSRD Consulting für Ihr Unternehmen!
73728 Esslingen am Neckar
Alle Veranstaltungen...
Hier könnte Ihre Werbung stehen! Gerne unterbreiten wir Ihnen ein Angebot

Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht

Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol

Politik

Aufstand der Demokraten
Für Christoph Quarch ist ein "Aufstand der Anständigen" ohne Zivilcourage wertlos
B.A.U.M. Insights

Jetzt auf forum:

Die Sonne ernten – only 'Made in China'?

Solarhersteller Meyer Burger kündigt Mitarbeitern und beschließt Aus in Freiberg/Sachsen

Deutschland summt!-Pflanzwettbewerb 2024:

"Nachhaltigkeit muss kein Verzicht sein"

Nachhaltig schön gestalten: Prima Klima für den Außenbereich

Econocom startet “Impact“:

Sticker Gizmo wählt NatureFlex™ als erneuerbares und kompostierbares Facestock-Material für seine Etiketten

Innovatives urbanes Wohnen mit Biome:

  • Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG
  • ECOFLOW EUROPE S.R.O.
  • Engagement Global gGmbH
  • toom Baumarkt GmbH
  • Global Nature Fund (GNF)
  • Kärnten Standortmarketing
  • Energieagentur Rheinland-Pfalz GmbH
  • DGNB - Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
  • B.A.U.M. e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
  • Futouris - Tourismus. Gemeinsam. Zukunftsfähig
  • World Future Council. Stimme zukünftiger Generationen