1:0 für die Umwelt ...

Bundesliga-Vereine setzen auf Nachhaltigkeit: Energie aus Sonnenlicht produzieren und im Stadion nutzen, Wassersparmaßnahmen einrichten oder Abfall recyceln. Ist damit das Thema „Umwelt“ in den Vereinen angekommen?

Borussia Dortmund erhielt den GreenTec Award für den Umstieg von Verein und Fans auf Ökostrom. © Alexandre Simoes/GreenTec AwardBlitzlichtgewitter auf dem Münchener Messegelände. Der GreenTec Award hat zahlreiche Prominente angezogen. Aber die Preisträger der Awards sind die eigentlichen Stars. Zum ersten mal mit dabei: Ein Fußballverein. Honoriert wird das Engagement von Borussia Dortmund: Der BVB hat zusammen mit Lichtblick SE sowohl den Verein wie auch die Fans zum Umsteigen auf Ökostrom bewegt. Kanzleramtschef Peter Altmeier lobt das Engagement aller Preisträger und bekräftigt: "Ihre Enkel werden später nicht darüber reden, wieviel Sie im Monat verdient, sondern ob Sie sich für den Erhalt der Umwelt eingesetzt haben".
Dies zeigt: Die Bedeutung des Umweltschutzes in unserer Gesellschaft wird größer, die Diskussion hinsichtlich der Übernahme von Verantwortung und des ökologischen Engagements von Bürgern und Organisationen intensiver. Fußball spielt in Deutschland eine zentrale Rolle und so kann die Deutsche Fußball Liga GmbH (DFL) hier eine Vorbildfunktion einnehmen.

 
„Ökologische Fixpunkte" für die Bundesliga
Im Jahr 2013 wurde im Rahmen einer Studie erstmals ein Umweltreport zu den Aktivitäten bzw. -projekten der 36 Profi-Clubs veröffentlicht. Neben der Erhebung des Status quo erfolgten dabei eine Bewertung und ein Vergleich der ökologischen Tätigkeiten der Bundesliga-Clubs. Zielsetzung war es, den Handlungsbedarf beim Thema „Umwelt" abzuleiten.
Clubs im Umweltmanagement bereits umgesetzt? Wo liegen inhaltlich die Schwerpunkte? Wie ist das Thema organisatorisch verankert? Hinsichtlich welcher Kriterien können eine Gruppierung, eine Bewertung und ein Vergleich der Projekte erfolgen? Welche Ableitungen können für clubübergreifende Ansätze gewonnen werden?
ökologischen Fixpunkten" (Energie, Wasser, Emissionen, Abfall). Die umweltrelevante Nachhaltigkeit und die damit zusammenhängenden Aktionen der Clubs lassen sich diesen zuordnen und damit strukturieren.
Gelände stehen sowie Maßnahmen, die gemeinsam mit Fans und Partnern durchgeführt werden, wurden zwei weiteren Betrachtungsfeldern zugeordnet.

Borussia Dortmund stellt auf Ökostrom um. © Nina Stiller Photography/Vfl WolfsburgSind in der Bundesliga Champions?
und Initialcharakter für die übrigen Bundesligisten haben. In der 1. Bundesliga werden bzw. wurden bereits 50 Umweltprojekte von den an der Erhebung teilnehmenden Clubs durchgeführt. In der 2. Bundesliga sind es 27 Projekte. Bei den Themen tritt der Bereich Energie mit 39 Prozent der Aktivitäten eindeutig hervor. Wen wundert es, denn hier schlagen auch Kosteneinsparungen zu Buche.
Die Umfrageergebnisse zeigen, dass für 80 Prozent der Clubs das Thema Umweltschutz wichtig bis sehr wichtig ist. Auffällig ist, dass auch kleinere Vereine mit (noch) wenigen Projekten das Thema Umweltschutz für sich selbst und den Profi-Fußball insgesamt für bedeutsam halten. Die ist ein klares Indiz dafür, dass auch Clubs, die noch „in den Startlöchern stehen" mit ihrer positiven Einstellung zukünftig zu einem verstärkten Umwelt-Engagement beitragen dürften.
  
Betrachtungsfeld „Verein"
getragen" und bilden für die Mitarbeiter des Clubs einen Rahmen für ihr tägliches Handeln.
Auch Umweltzertifizierungen oder die Teilnahme an diversen Öko-Programmen sind bei den Clubs zu finden. So ist z.B. der FC Bayern München als Club EMAS-zertifiziert. EMAS (Eco-Management and Audit Scheme) stellt ein standardisiertes Management-System zur kontinuierlichen Verbesserung der Umweltleistung dar (u.a. Schutz des Grundwassers, Optimierung Energiekonzepte). Darüber hinaus wurden in einigen Clubs Umweltbeauftragteberufen, um die Vermittlung von ökologischen Werten im Verein voranzutreiben. Der VfL Wolfsburg veröffentlicht darüber hinaus z.B. einen eigenen Nachhaltigkeitsbericht, mittels dem die ökologischen Aspekte durch den Club – auch nach Außen – kommuniziert werden.

Betrachtungsfeld „Stadion"
Beim Betrachtungsfeld Stadion steht das Thema Energie im Fokus. Bei Neu- und Umbauten der Stadien wurden diverse umwelttechnologische Aspekte berücksichtigt, die zu positiven Umweltwirkungen beitragen. Beim Kooperationsprojekt „Ökoprofit" erfolgt ein Austausch zwischen Kommunen und der örtlichen Wirtschaft mit dem Ziel der Betriebskostensenkung unter gleichzeitiger Schonung der natürlichen Ressourcen.
Der SC Freiburg engagiert sich im Rahmen seines Stadionmanagements bereits seit 1995 und erzielt dabei positive Umweltwirkungen. Der FSV Mainz 05 oder der FC Augsburg haben neue Stadien unter Berücksichtigung ökologischer Gesichtspunkte gebaut. Ressourcenschonende Aktivitäten im Bereich Wasser sind häufig vertreten. Der Einsatz von Regenwasser für Toilettenspülungen gilt fast als selbstverständlich. Sowohl inhaltlich als auch bezogen auf Umfang und Dauer kann im Bereich Stadion bei vielen Clubs von einem vorbildlichen ökologischen Engagement gesprochen werden. 

Klimafreundliche Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder die Nutzung von Grauwasser zur Bewässerung: der VFL Wolfsburg ist auf dem Weg zum Musterknaben der Bundesliga. Foto : © Nina Stiller Photography / VfL Wolfsburg Betrachtungsfeld „Fans & Partner"
Fußball bewegt und begeistert das Publikum. Die Bundesliga ist ein kräftiger Besuchermagnet und kann durch Thematisierungskampagnen eine breite gesellschaftliche Basis ansprechen. Rund ein Fünftel aller Projekte ist in Kooperation mit Fans & Partnern entstanden oder hat direkte Auswirkungen auf diese. So setzt u.a. der SV Werder Bremen verstärkt auf Maßnahmen zur umweltfreundlichen Anreise der Fans bei Heimspielen. Es besteht die Möglichkeit, auf dem Wasserweg die Spielstätte zu erreichen. Auch der norddeutsche Nachbar Hamburger SV hat ein Internetportal zur Organisation einer gemeinsamen Anreise initiiert, wobei zusätzlich hilfreiche Tipps zum Umweltschutz gegeben werden. Die TSG Hoffenheim hat mit einem Partner das Umwelt-Programm „Doppelte Freude" ins Leben gerufen. Für jeden Heimsieg wird eine Solaranlage an eine soziale Einrichtung gespendet. Auch in diesem Betrachtungsfeld macht der VFL Wolfsburg einen wichtigen Schritt. Eine aus gebrauchten Trikots und Restbeständen recycelte Mode-Kollektion für Fans unter dem Titel „Wolf‘s Up" steht hier für eine Berücksichtigung des Themas Nachhaltigkeit „direkt am Fan".

Wie geht es weiter?
Die Bundesliga ist beim Thema Umweltschutz und -aktivitäten grundsätzlich „auf dem richtigen Weg". Die DFL kann aufgrund ihrer exponierten Stellung und hohen öffentlichen Wahrnehmung im Umweltbereich viel bewirken und sollte deshalb noch mehr Verantwortung übernehmen. Auch wenn Bundesliga-Clubs nicht originär die Funktion eines „Themenführers" oder „Aufklärers" beim Thema Umweltmanagement haben, ist die Sensibilisierung zum Umweltschutz ein wichtiges Ziel. Meist wird ein „Fan-Dasein" bzw. eine „Fan-Emotionalität" noch losgelöst vom ökologischen Engagement des ausgewählten Clubs gesehen. Die intensive Kommunikation mit den Stadionbesuchern könnte zu einer stärkeren Sensibilisierung des Themas in der Öffentlichkeit führen und die Fans auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft einbinden.
 
 
DR. CHRISTOPH WILLERS
ist Senior Manager bei der Baker Tilly Roelfs Unternehmensberatung und Professor für Strategisches Management und Unternehmensentwicklung.
 
PROF. DR. TORSTEN WEBER
ist Dekan des Fachbereichs General Management und Professor für Marketing und Sustainable Communication.
 
Beide lehren an der Cologne Business School.

Wirtschaft | Green Events, 01.07.2014
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 03/2014 - Tooooor! 3:0 für Nachhaltigkeit erschienen.
     
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