BIOFACH 2025

Der globale Energiebedarf sinkt dauerhaft

Neuer Bericht stellt signifikante, strukturelle Verschiebungen fest, die zu neuen Rahmenbedingungen im Energiesektor führen

ISTANBUL: Der Weltenergierat zeigt in seinem neuen Bericht, dass der Energiebedarf pro Kopf noch vor 2030 seinen Höhepunkt erreichen wird. Dies steht im starken Kontrast zum Wachstumsniveau in der Vergangenheit - seit 1970 hat sich der globale Energiebedarf mehr als verdoppelt. Technologische Innovationen, Regierungspolitik und geringere Wachstumserwartungen werden in den kommenden Jahrzehnten signifikanten Einfluss auf den Energiesektor haben. 
Diese Ergebnisse gehen aus den Szenarien hervor, die der Weltenergierat in Zusammenarbeit mit Accenture Strategy und dem Paul Scherrer Institute entwickelt und auf dem 23. World Energy Congress in Istanbul vorgestellt hat. Die drei explorativen Szenarien „Unfinished Symphony”, „Modern Jazz” und „Hard Rock” stellen drei klar zu unterscheidende Entwicklungsrichtungen des Energiesektors bis 2060 dar und berücksichtigen dabei unter anderem auch regionenspezifische Besonderheiten.

Ged Davis, Executive Chair Scenarios, Weltenergierat, sagte bei der Vorstellung des Berichts: „Es ist klar zu sehen, dass wir uns inmitten einer großen Energiewende befinden, die grundlegend neue Rahmenbedingungen für die Energieindustrie schaffen wird. Haben wir in der Vergangenheit hauptsächlich vom Öl-Fördermaximum oder Peak Oil gesprochen, betrachten Energieexperten aufgrund bahnbrechender Umwälzungen die Implikationen von Spitzennachfrage. Unsere Forschung hebt sieben Schlüssel-Implikationen für den Energiesektor hervor, die die Entscheider in Vorstands- und Kabinettsetagen sorgfältig bedenken sollten.”

Der Bericht stellt weiterhin auch eine Verschiebung im Energieendverbrauch fest: Die Nachfrage nach Elektrizität wird sich bis 2060 im Vergleich zum Niveau heute verdoppeln. Solar- und Windenergie, die aktuell rund vier Prozent der Stromerzeugung ausmachen, werden am stärksten wachsen und bis 2060 einen Anteil von 20 bis 39 Prozent an der Stromerzeugung haben.

Der Verbrauch fossiler Brennstoffe könnte laut eines der Szenarien auf bis zu 50 Prozent des Primärenergie-Mixes sinken, mit stark unterschiedlichen Folgen für Kohle, Öl und Gas. In allen drei Szenarien wird das Kohlenstoff-Emissionsbudget in den nächsten 30 bis 40 Jahren überschritten. Öl wird weiterhin eine signifikante Rolle im Transport-Sektor spielen und macht in allen drei Szenarien bis 2060 über 60 Prozent des Energie-Mixes aus. Der Erdgasverbrauch wird weiter konstant steigen.

Nuri Demirdoven, Managing Director, Accenture Strategy ergänzt: „Alle Szenarien weisen auf einen Anstieg der Gasnachfrage bis 2060 hin. Zwischen 2035 und 2045 wird eine mögliche Spitzennachfrage nach Öl erwartet. Falsche Verwendung und fehlgeleitetes Kapital waren schon immer ein Risiko für Energie-Assets. Dies wird aufgrund fundamentaler Verschiebungen in der Industrie weiter steigen. In allen drei Szenarien werden jene Unternehmen die Führung übernehmen, die sich am schnellsten anzupassen verstehen und zwei zwingend notwendige Schritte einleiten: ihr Energie-Portfolios hinsichtlich Ausgewogenheit überdenken, und darüber hinaus geschäftliche und digitale Technologien nutzen, um Arbeitsweise und Performance über sämtliche Geschäftsbereiche hinweg zu neu zu organisieren.”

Ged Davis sagte abschließend: „Diese maßgeblichen Treiber werden die Energiewirtschaft verändern. Wir begeben uns in eine Welt, in der wir uns nicht nur über verlorenes Vermögen (stranded assets) sorgen werden, sondern auch über die Auswirkungen von verlorenen Energie-Ressourcen auf ganze Volkswirtschaften.”

Ein Netzwerk von mehr als 70 Experten aus über 25 Ländern hat unter dem Titel „The Grand Transition” die Weltenergieszenarien zusammengestellt. Diese Szenarien wurden mit Hilfe eines globalen Energiesystem-Modells vom Paul Scherrer Institute quantifiziert.

Der Bericht steht als Download zur Verfügung.

Kontakt: Talitha Strickler (Grayling) | talitha.strickler@grayling.com


Über den Weltenergierat (World Energy Council)
Der Weltenergierat ist das führende unparteiische Netzwerk von Führungskräften und Experten im Energiesektor, die für ein bezahlbares, stabiles und umweltfreundliches Energiesystem zum Nutzen aller werben. Gegründet 1923, ist der Rat ein von den Vereinten Nationen akkreditierter globaler Verband, welcher mit 3.000 Mitgliedern in über 90 Ländern – bestehend aus Regierungen, privaten und öffentlichen Gesellschaften, NGOs und Experten – das gesamte Energiespektrum repräsentiert. Wir informieren über globale, regionale und nationale Energiestrategien, indem wir hochrangige Veranstaltungen wie den World Energy Congress ausrichten und richtungsweisende Studien publizieren und über unser Netzwerk zum globalen Dialog beitragen.
Mehr Informationen finden Sie unter www.worldenergy.org und auf Twitter unter @WECouncil

World Energy Congress
Der World Energy Congress ist das alle drei Jahre stattfindende globale Leitevent der Energiebranche. ER ermöglicht den Dialog zwischen Ministern, CEOs und Wirtschaftsexperten zu entscheidenden Entwicklungen im Energiesektor. Der seit 1924 ausgerichtete World Energy Congress findet zum 23. Mal vom 9 bis 13. Oktober 2016 in Istanbul unter dem Leitthema „Embracing New Frontiers" statt.
Mehr Informationen zum Kongress und den Vortragenden erhalten Sie hier: http://www.wec2016istanbul.org.tr/

Über das Paul Scherrer Institute (PSI)
Das Paul Scherrer Institute PSI entwickelt, baut und betreibt große, komplexe Forschungsanlagen und stellt sie der nationalen und internationalen Forschergemeinde zur Verfügung. Die eigenen Forschungsprioritäten des Instituts liegen in den Bereichen Materie und Materialien, Energie und Umwelt und menschliche Gesundheit. PSI engagiert sich für die Ausbildung der zukünftigen Generation. Deshalb besteht ein Viertel der Mitarbeiter aus Post-Doktoranden, Post-Graduierten oder Auszubildenden. Insgesamt beschäftigt PSI 2.000 Personen und ist damit das größte Forschungsinstitut der Schweiz. Das jährliche Budget beträgt etwa 370 Millionen Schweizer Franken (CHF). PSI ist Teil der ETH Domain, die anderen Mitglieder sind: Swiss Federal Institutes of Technology, ETH Zurich und EPFL Lausanne, Eawag (Swiss Federal Institute of Aquatic Science and Technology), Empa (Swiss Federal Laboratories for Materials Science and Technology) und WSL (Swiss Federal Institute for Forest, Snow and Landscape Research).


Technik | Energie, 10.10.2016

     
        
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