Arbeit 4.0: Gestaltest Du schon oder wartest Du noch?
Digitalisierung ist das, was wir draus machen.
Chancen und Risiken der Digitalisierung sowie deren Auswirkungen auf die Arbeit von morgen – und warum es sich lohnt dabei mitzumachen! Ein Beitrag von Martin Seiler, Personalgeschäftsführer der Telekom Deutschland.
Am 8. November hatte ich die Gelegenheit beim Deutschen Betriebsrätetag (DBRT) im ehemaligen Plenarsaal des Bundestages in Bonn vor rund 800 Teilnehmern gemeinsam mit dem Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel die Grußworte zu sprechen.
Inhaltlich geht es bei diesem Betriebsräte Kongress drei Tage lang um Arbeit 4.0. Also im Schwerpunkt um die Chancen und Risiken der Digitalisierung. Mit dem Untertitel „Betriebsräte gestalten die Zukunft der Arbeit" haben die Betriebsräte dabei ein klares Statement abgegeben, das ich unterstreichen möchte. Digitalisierung ist das, was wir draus machen. Oder anders gesagt: Wir alle sind gefordert, gemeinsam die Arbeitswelt von morgen mit zu gestalten. Am Ende wird es um die Frage gehen, wie wir das Thema angepackt haben. Wie wir uns als Digitalisierungsgestalter geschlagen haben.
Das ist ein sehr konstruktiver und zukunftsgerichteter Anpack für das Thema Arbeitswelt von morgen – und eine Verpflichtung für uns alle. Nicht nur im Plenum, sondern auch in ganz vielen Gesprächen an diesem Tag habe ich gespürt, wie viel positive Energie entsteht, wenn Menschen gestalten wollen. Diesen Drive müssen wir – Arbeitgeber und Arbeitnehmervertreter jetzt nutzen, um die Themen gemeinsam anzupacken und Innovationen für das Arbeitsleben voranzutreiben. Sigmar Gabriel hat dazu ein gutes Zitat gebracht: „Der Fortschritt kommt Schritt für Schritt und nicht von heute auf morgen. Wer sich nicht auf den Weg macht, wird überholt."
Denn: Die Digitalisierung wird viele Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt auslösen. Nahezu alle, wahrscheinlich sogar ausnahmslos alle Tätigkeiten werden sich dadurch verändern. Dabei gilt auch: Die Digitalisierung wird Arbeitsplätze kosten und wir werden damit umgehen müssen. Aber ich bin zuversichtlich, dass auch neue Arbeitsplätze entstehen. Wann, wo, wie viele und mit welcher Qualifikation kann heute noch niemand abschließend vorhersagen. Viele Auswirkungen der Digitalisierung auf unsere Zukunft und die Arbeitswelt können wir heute noch nicht mal erahnen. Deshalb geht es bei der Gestaltung der Arbeitswelt von morgen auch nicht darum, alles Bisherige gnadenlos über Bord zu werfen. Oder wie der Wirtschaftsminister im alten Plenarsaal forderte: „In der digitalen Welt darf man nicht die Werte der analogen in Frage stellen. Im Gegenteil." Es geht vielmehr darum, jetzt die richtigen Weichen zu stellen – und sich zu trauen, Parameter zu hinterfragen und besser zu machen.
Dazu gehört auch der Mut, aufeinander zuzugehen. Denn bei der Digitalisierung geht es um nicht weniger als um eine Revolution. Ein oft bemühtes Bild, aber keines ist passender. Wie gestaltet man eine Revolution? Dazu braucht es vor allem drei Faktoren: Bestehendes in Frage stellen, Verbündete, Ideale.
Bestehendes in Frage stellen
Als Telekom tun wir das konsequent. Bei uns haben die Tarifvertragsparteien von Arbeitgeber und Arbeitnehmern bereits verschiedende Themen gemeinsam aufgegriffen. Bei all unserem Handeln ist der Ausgangspunkt ein Dreieck. Dieses Dreieck besteht aus den Perspektiven der Kunden, der Mitarbeiter und des Unternehmens. Dabei gilt: Wenn wir bei jeder dieser Ecken einen Vorteil definieren können, dann haben wir einen guten Job gemacht. Wenn wir an einer der drei Ecken keine positive Antwort geben können, müssen wir nacharbeiten. Oder der Ansatz wird nicht erfolgreich sein.
Ein Beispiel dafür ist der „Tarifvertrag Mobile Working", also unser Konzept zu neuen Modellen der Arbeitsorganisation, das wir aktuell testen. Dafür gibt es viele Befürworter, aber es findet nicht nur Zustimmung. Vor kurzem gab es dazu in unserem Telekom-internen Social-Network eine sehr intensive Diskussion dazu. Aber auch das gehört dazu: sich an Dingen zu reiben, intensiv zu diskutieren und gemeinsam besser zu werden. Auch beim Thema Arbeitszeit gehen wir neue Wege. Arbeitszeiten, die für alle Bereiche in einem Unternehmen gleich sind, sind nicht mehr zeitgemäß und passen weder zu den Erwartungen unserer Kunden noch decken sie die tatsächlichen Arbeitszeitbedarfe – beispielsweise beim Netzausbau oder im Kundenservice - ab. Hier müssen wir uns auch fragen, ob die aktuellen gesetzlichen Regelungen noch zeitgemäß sind. Aus meiner Sicht sind alle gefordert: Politik, Unternehmen und Sozialpartner, dieses Thema aktiv aufzugreifen.
Verbündete
Jede Revolution braucht Verbündete. Das sind wir: Politik, Gesellschaft, Unternehmen, Betriebsräte, Tarifvertragsparteien und Mitarbeiter. Wir alle tragen dazu bei, die Lücke zwischen Technologie und Mensch bestmöglich zu schließen.
Ein Schlüssel dazu ist sicherlich das Thema Bildung und Qualifizierung. Menschen, die eine gute Bildung und Qualifizierung haben, können besser in der digitalisierten Welt ihre Freiheiten und Chancen leben. Vergessen dürfen wir aber auch nicht diejenigen, die in der traditionellen Arbeitswelt einen guten Job machen und die nun zu Recht nach Anschluss in der digitalisierten Arbeitswelt fragen. Ich frage mich: Haben wir das ausreichend adressiert? Gibt es seitens der Politik schon die richtigen Rahmensetzungen, speziell in der Frage der Weiterqualifizierung? Haben Unternehmen und Betriebsräte bereits konkrete Konzepte in der Umsetzung? Wie können wir alle gemeinsam dafür sorgen, dass Deutschland im Ländervergleich wettbewerbsfähig ist? Auch hier sind wir gemeinsam gefordert. Und das ist kein Programm für ein Jahr. Das ist eine langfristige Aufgabe. Wir qualifizieren gerade in einem mehrjährigen Prozess Tausende von Technikern auf die neue IP-Technologie. Denn auch die Digitalisierung hat Grenzen – so lässt sich Bildung nicht downloaden! Das Gleiche gilt für eine faire Regulierung der Markt- und Wettbewerbsbedingungen. W-LAN für alle fällt nicht kostenlos vom Himmel, sondern bedarf gewaltiger Investitionen, die sich für diejenigen, die diese tätigen, auch lohnen müssen. Kurz gesagt: Die richtigen Rahmenparameter sind essentiell, um die Digitalisierung gut zu gestalten.
Ideale
Ideale sind die Energie für eine Revolution. Konkret stellt sich uns in der Telekom Deutschland die Frage: Wie wollen und müssen wir als Digitalisierungsgestalter sein? Vernetzung und branchenübergreifender Austausch sind Kernaspekte dieser Ideale. Es geht um die Frage, wie ein faires System für eine Welt von morgen geschaffen werden kann. Gemeinsames Gestalten. Dafür sollten wir stehen. Denn wir alle sind Teil der digitalen Revolution. Wir alle wirken mit an der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands. Die Digitalisierung ist eine große Chance für uns und für die kommenden Generationen. Sie ist kein Schicksal, sondern eine Gestaltungsaufgabe.
Die Chancen der Digitalisierung nutzen und Ängste abbauen. Daran müssen wir alle arbeiten. Und das lohnt sich!
Quelle: Deutsche Telekom AG
Technik | Innovation, 09.11.2016
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