So geht's nicht weiter

Der forum Filmtipp

„Die letzte Sau" ist eine Don Quijote-Geschichte, ein anarchisches Märchen und ein Road-Movie über Freiheit und Unabhängigkeit. Ein schwäbischer Schweinebauer will die Welt verändern, wehrt sich gegen die Methoden der Agrarindustrie und legt sich als Kleiner mit den Großen an. Gegen seinen Willen wird er so zur Leitfigur einer revolutionären Bewegung.

Fotos: © DREI-FREUNDE FILMVERLEIHEs sind schwarze Tage für den schwäbischen Schweinebauern Huber. Nicht nur, dass seine geliebte Birgit nach Ostdeutschland zieht, um den dort neu erworbenen Betrieb ihres Vaters – des Agrarriesen Obermeier – zu übernehmen, es kommt noch viel dicker. Sein Hof ist pleite. Die kleine Landwirtschaft ist nicht länger gegen über den Agrarfabriken konkurrenzfähig. Sein Freund, Metzger Willi, dem es nicht besser ergeht, erschießt sich nach einem katastrophal missglückten Banküberfall. Und als schließlich vom Himmel ein Meteorit fällt und in seine Scheune kracht, hat Huber nichts mehr, keine Maschinen, keinen Hof und keine Schweine – außer einer letzten rebellischen Sau, die sich stets weigerte, in den Stall zu gehen. Um vor seinen Schulden zu fliehen, verlässt Huber seinen Hof – oder was davon noch übrig ist. Er beginnt ein Leben als Heimatloser, als Vagabund und Indianer. Das Pferd ist sein Mofa, die Waffe ein rostiges Gewehr und der treue Begleiter die rebellische Sau. Und Huber findet Gefallen an diesem Leben. Er ist jetzt ein Rebell und begegnet auf seiner Reise vielen Menschen, denen es erging wie ihm, die unter den selbstzerstörerischen Regeln der heutigen Zeit leiden. Für sie erhebt sich Huber zum Widerstand und gräbt das Kriegsbeil aus! In einer Welt, in der ein gesunder, fleißiger und ehrlicher Mensch nicht mehr in der Lage ist, für sich selbst zu sorgen, kann etwas nicht stimmen. Seine Botschaft: So geht´s nicht weiter!

So beginnt Hubers Revolte. Er ist ein Phantom auf den Straßen Deutschlands, gejagt und geliebt. Ein Symbol für Freiheit und Unruhe. Für die einen ist er Feind und für die anderen ein Held. „So geht’s nicht weiter!" ist schon bald der Wahlspruch einer ganzen Revolutionsbewegung, von welcher Huber selbst aber nichts mitbekommt. Der reist mit seiner Sau weiter über Wald- und Feldwege und tut, was er für richtig hält, auf seiner Suche nach wahrer Freiheit und nach seiner Birgit, und hinterlässt dabei eine Spur der Verwüstung und des Durcheinanders — doch alles gut gemeint. Es ist nun mal nicht leicht die Welt zu verbessern. Trotzdem sollte man es versuchen!

Die Revolution im Kleinen
Der Regisseur Aron Lehmann hat mit „Kohlhaas oder Die Verhältnismäßigkeit der Mittel" bereits 2012 auf vielen Ebenen beeindruckt. Mit „Die letzte Sau" kehrte er im Sommer 2015 zurück zu seinen Wurzeln, in seine Heimat, um dort nach „Kohlhaas" ein weiteres Herzensprojekt zu realisieren. „Die letzte Sau" soll das Publikum unterhalten und im Kinosaal zum Lachen, Weinen, aber auch zum Nachdenken bringen. Was kann ich bewirken? Welche Verantwortung trage ich? Es fällt leicht, die Schuldfrage von sich zu weisen. Denn es herrscht verbreitet Hilflosigkeit und das Gefühl, an der Situation ohnehin nichts ändern zu können. Gefolgt von Resignation. Huber, der Held in der „letzten Sau", resigniert nicht. Er bricht aus und auf und stellt sich gegen ein System, das uns vorgaukelt, der Einzelne könne keinen Unterschied machen. Huber zeigt, dass der Einzelne sehr wohl einen Unterschied macht. Gleichwohl bietet die Geschichte von Huber keine einfache Lösung an. Aber sie legt den Finger in die Wunde und bohrt auch darin herum.

Das sagt der Regisseur
Ihm reicht’s! Bauer Huber erhebt sich zum Widerstand und zieht mit seiner letzten Sau in den Kampf. Dabei schreckt er auch vor drastischen Schritten nicht zurück. // Fotos: © DREI-FREUNDE FILMVERLEIHMit dem Film „Die letzte Sau" rufe ich zum Widerstand auf, weil es so nicht weiter geht! Freiheit, Unabhängigkeit und Selbstbestimmung sind in unserer Zeit nichts weiter als Illusion. Im heutigen System kann nur der überleben, der sich unterwirft. Fleiß, Ehrlichkeit und Können reichen heute nicht mehr aus, um sich ein selbstbestimmtes Leben in bescheidenen Verhältnissen zu ermöglichen. Überhaupt ist Bescheidenheit schon lange keine Tugend mehr. Fortschritt und Gier bestimmen die Welt. Das ist kein Hor rorszenario. Das ist die Realität. Mein Vater ist Buchhändler und hat einen Laden in einer bayerischen Kleinstadt. Wer hört, was der Einzelhandel zu erzählen hat, der kann nur den Kopf schütteln. Unterhalten Sie sich mal mit einem selbstständigen Bäcker, Metzger oder einem Landwirt, falls Sie überhaupt noch welche finden, die nicht bereits von Ketten oder Industrien geschluckt wurden. Lassen Sie sich erzählen von Amazon, Aldi, Lidl, den Tönnies Fleischwerken und Monsanto. Und wie die Kleinen nicht mehr überleben können, wenn sie kein Interesse daran haben, einen globalen Konzern zu errichten. Wir sind womöglich die letzte Generation, die noch zum Bäcker um die Ecke marschiert, weil es dort – und zwar nur dort – die besten Brezn gibt, und weil man Lust hat auf einen kleinen Plausch mit guten Bekannten. Das ist auch Kapital. Das Kapital des Glücks. Aber da sich Glück nicht in Zahlen ausdrücken lässt, gilt Glück nicht mehr als Erfolg und wurde gestrichen.

Freiheit wird uns nur noch als Konsum verkauft. Freiheit besteht aus einem neuen Handy, einem günstigen Urlaub, jeden Mittag Fleisch und abends Bier und Fernsehen. Geringer Preis ist gleichbedeutend mit großer Freiheit. Für diesen Traum, alles besitzen zu können und nicht mehr zu fragen, wo etwas herkommt und wie es produziert wurde, sind wir bereit uns selbst zu opfern. Wir jammern, dass der Lieblingsmetzger schließt und kaufen die Salami an drei von vier Tagen im Discounter. Doch intellektuelle Abhandlungen werden uns nicht helfen und nichts ändern. Also Schluss damit! Wer die Welt verändern will, muss die Menschen erreichen. Und zwar nicht im Kopf, sondern in den Herzen. „Die letzte Sau" ist keine theoretische Auseinandersetzung zum Thema „Wie sollen wir leben", sondern ein leidenschaftlicher und emotionaler Film über Ausbruch, Freiheit und Unabhängigkeit mit viel Raum für Fantasie, Humor und Tränen. Unsere Hauptfigur Huber folgt keiner politischen Motivation, sondern dem gesunden Menschenverstand. Wer von uns Lösungen erwartet, wird enttäuscht. Wer aber den Mut sucht, andere Wege zu gehen, der wird diesen bei uns finden.

DIE LETZTE SAU feierte auf dem 34. Filmfest München seine umjubelte Premiere. Weitere Informationen finden Sie auf der offiziellen Homepage des Films: www.dieletztesau.de

„Im Namen der Tiere"

Tierversuche, Massentierhaltung und Billigfleisch sind Themen, die mittlerweile in regelmäßigen Abständen die Medien beherrschen. Ein Skandal folgt dem nächsten. Und doch scheint es so, als bliebe alles wie zuvor. Der Film von Sabine Kückelmann erhebt Anklage im Namen der Tiere. // Foto: © W-film, Albert Kostistansky
Plakat: © W-filmWir lieben Katzen, Hunde und Pferde, sie sind die besten Freunde des Menschen. Die sogenannten „Nutztiere" werden dagegen gequält und ausgebeutet. Ein absurder Widerspruch: Dass Fleisch, Milch, Daunen oder Pelze von Tieren mit Charakter und eigenen Bedürfnissen stammen, die einzig für unsere Zwecke gezüchtet und getötet werden, verdrängen wir erfolgreich. „Im Namen der Tiere" zeigt die grausame Realität, die durch diese Gleichgültigkeit entsteht und erhebt die Stimme für einen gerechten Umgang mit Tieren. George Bernhard Shaw sagte: „Die größte Sünde gegenüber unseren Mitgeschöpfen ist nicht der Hass, sondern die Gleichgültigkeit. Das ist das Wesen der Unmenschlichkeit."

Am 17. November 2016 startete „Im Namen der Tiere" in den Kinos. Ein mutiger Dokumentarfilm zum Thema Tierrecht, den die Münchner Fotografin und überzeugte Veganerin Sabine Kückelmann als unabhängige One-Woman-Produktion realisiert hat. „Im Namen der Tiere" wurde in den USA im renommierten Wettbewerb The Accolade Competition ausgezeichnet mit dem „Award Of Excellence".

„Mein Film ist nicht für Veganer oder Vegetarier gemacht, sondern gerade für Leute, die Fleisch konsumieren."
Sabine Kückelmann

POWER TO CHANGE
Jetzt auf DVD und Blu-ray

Ist die komplette Energieversorgung ohne fossile und atomare Quellen realistisch? Wer Carl-A. Fechners Doku­mentarfilm „POWER TO CHANGE?
Die EnergieRebellion" gesehen hat, wird dem ohne Zweifel zustimmen. Der Film nimmt den Zuschauer mit auf die Reise in die Welt der erneuerbaren Energien, in der die unterschiedlichsten Charaktere für die Energierevolution kämpfen – voller Leidenschaft und Hoffnung, Rückschläge einsteckend und Erfolge feiernd. Ab dem 10. November 2016 ist der meistgesehene politische Kino-Dokumentarfilm des Jahres als Blu-ray und DVD im Handel erhältlich – mit zusätzlichen 40 Minuten Bonusmaterial, natürlich auch als Download auf den großen Portalen.

 


Lifestyle | LOHAS & Ethischer Konsum, 01.11.2016
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 04/2016 - Klima, Krieg und gute Taten erschienen.
     
        
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