Verschläft Deutschland den Technologiewandel?
Elektroautos weiterhin kaum präsent auf deutschen Straßen
Gesagt wird es häufig: Der Elektromobilität gehört die Zukunft. Getan hingegen wird aktuell immer noch viel zu wenig. "Elektroautos sind weiterhin kaum präsent auf deutschen Straßen. Wir müssen uns ernsthaft fragen, was Länder wie beispielsweise Norwegen anders machen und von deren Vorbild lernen. Denn von Marktanteilen von fast 30 Prozent bei der Neuwagenzulassung können wir hierzulande nur träumen", erklärt BEM-Präsident Kurt Sigl und macht gleichzeitig deutlich, wen er hier in der Verantwortung sieht: "Den zahlreichen Ankündigungen der letzten 8 Jahre seitens der Politik, aber auch der Energieversorger und insbesondere der Automobilhersteller sind leider nur selten auch wirklich nachhaltig Taten gefolgt. Machen wir so weiter, laufen wir Gefahr, den Technologiewandel auch weiterhin zu verschlafen."

In Deutschland kommt der Aufbau einer flächendeckenden Infrastruktur an öffentlichen Ladestationen zwar voran, aber nur langsam. Experten* sehen bis zum Jahr 2020 einen Bedarf an 70.000 öffentlichen Ladepunkten zur Normalladung und 7.100 Schnellladepunkten. Mitte 2016 gab es bundesweit jedoch gerade einmal rund 6.500 Ladepunkte, darunter 230 Schnellladepunkte. "Auch wenn der klassische Elektroauto-Käufer primär in der heimischen Garage des Eigenheims lädt, haben solche Zahlen natürlich abschreckende Wirkung auf potentiell Interessierte", ist sich Sigl sicher. "Viel verheerender ist aber der fehlende Weitblick vielenorts. Wie kann etwa die neugebaute Elbphilharmonie in Hamburg nicht über Lademöglichkeiten für Elektrofahrzeuge in ihrer Tiefgarage verfügen? Ein solches Versäumnis macht uns ehrlich gesagt sprachlos."
Einer aktuellen Studie** zu Folge sollte die Reichweite von Elektroautos bei mindestens 301 bis 500 Kilometern liegen. Ab diesem Wert steigt die geäußerte Kaufbereitschaft bei den Befragten auf über 70 Prozent. "Vielen Verbrauchern ist allerdings offensichtlich noch nicht bewusst, dass bereits eine Reihe von Modellen diese Anforderung erfüllt. Ein eindeutiges Indiz dafür, dass der Erfolg der Neuen Mobilität vor allem mit der richtigen Kommunikationsstrategie zu tun hat. Entsprechend hoch sind diesbezüglich die Anforderungen an die Automobilhersteller. Hier ist aktuell noch sehr viel Luft nach oben", erklärt BEM-Vize-Präsident Christian Heep.
Im Zuge des Diesel-Gates ist eines jedoch offensichtlich geworden: Die Verbrenner-Technologie ist an ihre Grenze gestoßen - ein Technologiewandel ist damit unumgänglich. Grund genug für den BEM, vorsichtig optimistisch in das neue Jahr zu blicken. "Die Entwicklungen lassen hoffen, dass tatsächlich langsam ein Umdenken stattfindet - in Richtung einer zunehmenden Elektrifizierung, die weit über das Engagement der relevanten Akteure der letzten Jahre hinausgeht. Unsere innovativen Mitgliedsunternehmen machen vor, wie es funktionieren kann. Es wird Zeit, sich diesen Beispielen anzuschließen", sind sich Heep und Sigl einig. "Wir werden uns auch weiterhin dafür einsetzen, dass der Technologiewandel in Deutschland nicht verschlafen wird. Helfen auch Sie uns dabei, in dem Sie sich dem BEM als Mitglied anschließen!"
*BDEW, Weitere Informationen zur Ladeinfrastruktur in Deutschland finden Sie hier.
**Ergebnisse des Reports „E-Mobility – vom Ladenhüter zum Erfolgsmodell" des internationalen Marktforschers YouGov in Zusammenarbeit mit dem Center of Automotive Management (CAM).
Über den Bundesverband eMobilität e.V. (BEM)
Der Bundesverband eMobilität setzt sich dafür ein, die Mobilität in Deutschland mit dem Einsatz Erneuerbarer Energien auf Elektromobilität umzustellen. Zu den Aufgaben des BEM gehört die Verbesserung der gesetzlichen Rahmenbedingungen für den Ausbau der eMobilität als nachhaltiges und zukunftsweisendes Mobilitätskonzept und die Durchsetzung einer Chancengleichheit bei der Umstellung auf emissionsarme Antriebskonzepte. Um diese Ziele zu erreichen, vernetzt der BEM die Akteure aus Wirtschaft, Politik und Medien miteinander, fördert die öffentliche Wahrnehmung für die Neue Mobilität und setzt sich für die nötigen infrastrukturellen Veränderungen ein.
Weitere Informationen finden Sie hier.
Technik | Mobilität & Transport, 09.01.2017

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