Love in action
Peter Hesse ist Unternehmer und Management-Coach.
Unten an der Würstchenbude, kennt man ihn. Die Dame hinter der Theke fragt gar nicht erst, was er denn gerne essen möchte. Sie lacht ihn an und reicht ihm eine Currywurst mit Brötchen. Sie mag den netten Herrn, so viel ist offensichtlich. Was keine Überraschung ist, denn dieser Herr verkörpert, was man sich unter einem Gentleman vorstellt: Er ist ein Menschenfreund, der gern charmant parliert und sich die Zeit nimmt, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. An sich ist das in Düsseldorf nicht ungewöhnlich, doch diesen Peter Hesse umgibt eine Aura, die man selbst hier nicht so oft findet: ein Flair von Weite und von Tiefe, der einen unwillkürlich anzieht. Man ahnt sofort: Wenn man mit diesem Menschen Umgang pflegt, dann wird man vieles lernen und so manches Überraschende erleben.
Ich frage mich, ob die Dame an der Würstchenbude ahnt, mit wem sie es zu tun hat: Peter Hesse ist Konsul von Island, früherer Politiker, Unternehmer, Visionär – eine Mann, der im fernen Haiti ein Netz von Schulen und eine Lehrerausbildung aufgebaut hat und der weltweit mit Vordenkern und Wissenschaftlern Umgang pflegt. Ich glaube nicht, dass sie es ahnt – denn Peter Hesse macht um sich kein großes Aufheben. Er ist so wie er ist: ein Endsiebziger, der sich am Leben freut und der die Menschen liebt; und der nicht aufhört an das Gute in ihnen zu glauben und auf eine bessere Zukunft zu hoffen.
Mann der Tat
Was Peter Hesse adelt, ist, dass er es nicht beim Glauben, bei der Hoffnung und bei der Liebe bewenden lässt. Ihm geht es um die angewandte Liebe – um love in action, wie er gerne sagt. Er ist ein Mann der Tat, ein Unternehmer im besten und vollsten Sinne des Wortes: einer der etwas unternimmt und der beherzt zu Werke geht. Auch da, wo einen Glaube und Hoffnung verlassen können und letztlich nur die angewandte Liebe bleibt – in den Elendszonen dieser Welt. Zum Beispiel in Haiti, jener wunderschönen Insel, die wie kein anderer Landstrich dieser Erde von Naturkatastrophen und katastrophaler Politik gepeinigt ist.
Um genau dort zu helfen, gründete der zu diesem Zeitpunkt erfolgreiche Management-Trainer und Unternehmer am 7. Dezember 1983 die Peter-Hesse-Stiftung. Ihr Slogan: „Solidarität in Partnerschaft". Mit ihr unterstützt Hesse seither die Entwicklung Haitis: zum einen durch die Ausbildung von über tausend Montessori Lehrerinnen und –lehrern, zum anderen durch die Mithilfe bei der Gründung von fünfzig Montessori Vorschulen. Auf diese Weise konnte die Stiftung tausenden Kindern aus ärmsten Verhältnissen einen Weg in die Zukunft bahnen. „Was wir machen ist eine konkrete Realität", erzählt er später beim Espresso in seiner kleinen, vor Kunst überquellenden Wohnung im ersten Stock eines schmucklosen Mietshauses, „das ist es, was ich love in action nenne".
Ohne diese Liebe wäre es wohl auch nicht gegangen. Rückschläge und Hindernisse gab es genug. So zerstörte ein verheerendes Erdbeben im Jahr 2010 vier der zumeist als Mini-Sozialunternehmen geführten Montessori-Vorschulen sowie das angemietete Lehrer-Ausbildungszentrum in Port-au-Prince. Trotzdem konnte knapp drei Jahre später im ländlichen Lioncourt im Dezember 2012 das „Centre Montessori Haiti" bzw. das "Haitian Montessori Teacher Training Center” als neues Lehrer-Ausbildungszentrum eröffnet werden. „Es geht dabei nicht nur darum, neue Montessori-Vorschullehrer auszubilden", erläutert er das Projekt, „es soll auch ein Vorbild für nachhaltige Schulgebäude sein, an dem sich die bei uns ausgebildeten Lehrer orientieren können, wenn sie später eigene Schulen aufbauen."
Karnevalist in Reinkultur
Peter Hesse stammt aus einer wohlsituierten Unternehmerfamilie. Sein Va-ter hatte nach dem zweiten Weltkrieg die zerstörte Firma Schmincke & Co. wieder aufgebaut, die in Düsseldorf sehr erfolgreich Künstlerfarben produzierte. Wenn man das weiß, dann fragt man sich: Wie kommt ein Düsseldorfer Unternehmersohn und dazu, sich auf ein solches Abenteuer einzulassen? Die Antwort ist verblüffend einfach: „Es war die Musik", verrät er strahlend. Sie zog den seinerzeit erfolgreichen Management-Trainer und Geschäftsführer des väterlichen Unternehmens in die Karibik – vor allem nach Trinidad, wo er als – wie er selber sagt – „Karnevalist in Reinkultur" voll auf seine Kosten kam. Das ging so weit, dass er in der Deutschen Botschaft in Trinidad als "Karibik- Fachmann" galt.
So auch in seinem Weihnachtsurlaub 1980, den er in Haiti verbrachte. „Ich liebte damals besonders den Cadence", erinnert er sich, „das war mein Ding. Das wollte ich tanzen." Doch was er als Tourist geboten bekam, genügte ihm nicht. Also machte er sich auf die Suche nach dem authentischen Erlebnis. Bei dieser Gelegenheit kam er eines Tages mit einem Mann ins Gespräch, der sich ihm als Pfarrer vorstellte und von der Not und Armut seines Landes erzählte.
Der Wakeup-Call
„Ich erinnere ich noch genau an diesen 1. Januar 1981", sagt er, und ich spüre, dass prägende Bilder vor seinem inneren Auge aufsteigen. „Es war der Tag meines Wakeup-Calls. Mein kleiner Finger sagte mir, dass dieser vermeintliche Pastor mir etwas Wichtiges zu sagen hat. Also folgte ich ihm in ein Waisenhaus; und was ich da sah, war ein Schock – ein ärmliches Gebäude, sechzig Kinder, und sie hatten nichts." Dieser Eindruck rüttelte Peter Hesse durch. „In mir stieg ein machtvolles Gefühl auf. Mir wurde klar: Ich kann mich hier nicht amüsieren, tanzen und die Musik genießen – und zugleich diese Realität ignorieren." In diesem Augenblick wurde in ihm der Wunsch mächtig, etwas zu tun. „Ein neues Kapitel meines Lebens begann", resümiert er.
Zuerst war er davon überzeugt, dass er mit seinem Wissen und seinen Kontakten den Menschen in Haiti helfen könne. Aber so leicht ging es nicht. Ein langer und nicht immer schmerzloser Lernprozess begann. „Ich machte am Anfang viele Fehler", sagt er rückblickend. „Als Unternehmer war es mir wichtig, dass ich mein Geld richtig investiere. Aber genau das wollte mir zunächst nicht gelingen. Da wurde mir klar, dass ich lernen muss", seufzt er, „dass ich demütig lernen, hinhören, zuhören muss". Also suchte er das Gespräch mit den Einheimischen. Da sei ihm schließlich aufgegangen: „Ich kann nur das machen, was die Leute wollen."
Einheit in der Vielfalt
Doch wurde ihm nicht nur der Weg zu seinem späteren, erfolgreichen En-gagement gezeigt, ihm ging darüber hinaus auch auf, wie wichtig es über-haupt ist, sich für Neues offenzuhalten und lernbereit zu bleiben. „Das Ganze", so lautet einer seiner Schlüsselsätze, „entwickelt sich durch lernen". Und die Lernaufgabe, die dem Ganzen – das heißt uns allen, der Menschheit – gestellt ist, kann er ebenfalls in einer einfachen Formel auf den Punkt bringen: „Einheit in der Vielfalt". Das ist es, worum es gehe: „Wir müssen die Schönheit der Vielfalt entdecken", sagt er. „Die Welt ist vielfältig, die Natur ist vielfältig. Und gerade deshalb ist sie so unendlich schön; und auch beim Menschen kann sie schön sein, wenn wir sie denn in die rechte Balance bringen", sprudelt es auf ihm heraus.
Für die Schönheit der Vielfalt Bewusstsein zu schaffen und dieses Bewusstsein in die praktische Tat umzusetzen, das ist zu seinem Lebensprojekt geworden. Mehr noch, es ist seine Mission. Ich wäre fast versucht zu sagen: sein spiritueller Auftrag. Er selbst lenkt mich in diese Richtung. Einst, so erzählt mit leuchtenden Augen, habe er bei einer Meditation im Rahmen eines Aufenthaltes in der Ökumenischen Kommunität von Taizé im Burgund den Mut aufgebracht, dem Himmel die ihn am meisten bedrängende Frage vorzulegen: „Wozu bin ich hier?" Die erhoffte Antwort sei zunächst ausgeblieben, ihm später dann aber doch gekommen. Sie lautet: „Die Menschheit muss lernen, sich zu einer Einheit in wunderbarer Vielfalt zu entwickeln. Und du sollst ihr dabei helfen."
Getragen vom Geist
Und genau das tut er. Er tut es nicht nur mit seinem Engagement in Haiti und seiner reichen Vortragstätigkeit, sondern auch mit mehreren Büchern, die über die Jahre entstanden sind. Darin offenbart sich der Tänzer und Unternehmer als ein zutiefst spiritueller Mensch, der sich getragen fühlt und geführt wird von dem, was er „Geist" nennt. „Der Geist hat viele Namen", sagt er. Mal heiße er Allah, mal Gott, mal werde er in den vielen Göttern der Mythologien verehrt. Immer aber sei damit eine Realität benannt, auch wenn sie in unserem menschlichen Bewusstsein oft in mystischer Präsenz wohl erfahrbares, aber unverstandenes, geheimnisvolles Sein bleibe.
Entsprechend sieht er die vornehmliche Aufgabe der Menschheit darin zu Bewusstsein zu bringen, dass „alles über den innersten Kern allen Seins, miteinander verbunden ist", um dann aus diesem Bewusstsein daran zu arbeiten, dass die Welt in ein stimmiges Gleichgewicht gebracht wird. Konkret gehe es darum, einen nachhaltigen Umgang mit der Natur zu finden, sodann um ein friedliches und liebevolles Miteinander der Menschen und ferner um eine neue Wirtschaftsordnung, die er am liebsten als „öko-soziale Marktwirtschaft" beschreibt – eine Wirtschaft, die die Früchte menschlichen Forschens und Arbeitens in einer offenen, fairen und zugleich effizienten Weise allen Menschen zukommen lässt."
Wider das getrübte Bewusstsein
In der Realität sieht es freilich anders aus. „Die Welt ist komplett aus dem Gleichgewicht", lautet Peter Hesses Diagnose. Und die Ursache dafür kann er auch benennen: „getrübtes Bewusstsein". Was er darunter versteht, möchte ich wissen. Die Antwort kommt mit aller Entschiedenheit: „ein ego-zentrisches Denken, das die Zusammenhänge außer Acht lässt und nur den eigenen Profit im Blick hat". Konkret heiße das: „zu wenig Bemühungen um die wahren Nöte der Armen, zu wenig Tiefe, zu wenig Bewusstsein für die Realität dieser Welt." Dieses getrübte Bewusstsein sei weit verbreitet.
Was in der Politik geschieht, frustriere ihn nur noch, bekennt er. Das klingt bitter, zumal wenn man bedenkt, dass hier einer spricht, der den Laden von innen kennt. Seit über vierzig Jahre ist Hesse Mitglied der CDU. Er hat sogar einmal für sie bei einer Bundestagswahl kandiert und war Mitglied im Bundesfachausschuss für Entwicklungspolitik seiner Partei. Für seine Vision habe er dort jedoch selten offene Ohren gefunden. Und als er einmal den Vorschlag unterbreitete, ins Menschenbild der Union solle eingehen, dass man dafür eintrete, Menschen „liebevoll" zu behandeln, sei er mit dem Hinweis abgekanzelt worden, so etwas gehe gar nicht, weil es nicht poli-tisch sei.
Begeisterung wecken
Wohl weiß er, dass es in anderen Parteien nicht anders zugeht; und ebenso in den Büros der meisten Unternehmen; und ebenso in den Köpfen der meisten Menschen. Genau das lässt ihn nicht ruhen. „Was können wir denn konkret dafür tun, damit ein neues Bewusstsein Raum greift und die Vision der einen Welt in Vielfalt Wirklichkeit wird", frage ich ihn. „Begeisterung wecken", erwidert er: „Sie können einen Menschen nur zu etwas bewegen, von dem er überzeugt oder besser noch ergriffen ist. Allein mit Rationalität und Argumenten kommen Sie nicht weit. Sie können noch so genau darlegen, dass die Marktideologie der herrschenden Ökonomie - schädlich ist, wenn Sie die Menschen nicht berühren, wird sich nichts ändern."
Um Menschen zu berühren brauche es aber eben das, wofür er eintritt: eine klare und konkrete Vision verbunden mit einem klaren Blick für die faktische Realität. Den gegenwärtig viel berufenen Anbruch eines „postfaktischen Zeitalters" sieht er folglich mit größter Skepsis. Aber er lässt sich nicht entmutigen. „Angesichts der gegenwärtigen Weltlage scheint die Vision der einen Welt in Vielfalt utopisch, aber das ist sie nicht: Sie ist konkret und real", betont er und verrät, dass eines seiner Lieblingsworte „dennoch" heißt – oder genauer: „Es ist dennoch möglich."
Die Kraft des „dennoch"
Dieses Wort hat sich bei ihm zu einem Lebensprinzip entwickelt. Gern er-zählt er davon, wie es ihm zugefallen ist, verdankt er es doch seinem frühe-ren Kunst- und Religionslehrer im Internat Salem. Fortan hat es sich als motivierende Kraft durch sein Leben gezogen. „Aufzugeben und sich den politischen und wirtschaftlichen Realitäten zu fügen, ist ein falscher Weg, denn grundsätzlich ist Wandel immer und jederzeit möglich", ist er überzeugt.
Allein ein entwickeltes und gereiftes Bewusstsein, da ist sich Hesse sicher, wird die Welt jedoch noch nicht verändern. „Es braucht das Handeln", sagt er, und dafür gebe es inzwischen gute Wege. Einer davon ist in seinen Au-gen das, was man heute social business nennt: sozial orientierte Unterneh-men, die sich nicht als Profit-Optimierungsmaschinen verstehen, sondern für die Wertschöpfung eine gesellschaftliche Qualität hat. So, wie er es in Haiti vormacht. „Soziales Unternehmertum", ist er überzeugt, „kann heilend mitgestalten und kleine Wunder bewirken. Aus Visionen wird Wirklichkeit – nicht immer – aber dennoch ziemlich oft."
Und so glaubt er allen Widrigkeiten zum Trotz dennoch an die Entwicklung der Menschheit. Er glaubt an die Empfindsamkeit des Menschen: daran, dass ein Wake-up-Call jeden treffen kann und wird, wenn man denn mit klaren Augen in die Welt schauen. Und er glaubt an den Unternehmergeist im Menschen. Entwicklungszusammenarbeit sei immer dann erfolgreich, „wenn man die Menschen dazu ermuntert, aus eigener Kraft ihre Entwicklung in die Hand zu nehmen." Hilfreich sei eine stärkere Orientierung an lokalen Märkten.
Subsidiaritätsprinzip
„Ich bin ein großer Befürworter des Subsidiaritätsprinzips", verrät er seine Philosophie. „Das heißt: Den Vorrang hat die kleinste Einheit. Was ein Ein-zelner leisten kann, das soll er machen und da soll ihm keiner reinreden." Am besten freilich sei es, wenn er sich dafür eine Gruppe sucht, denn nir-gends sei der Mensch so stark wie da, wo er in einem Team verankert ist. „Und dann braucht es übergeordnete Ebenen, die sich um dasjenige küm-mern, was der Einzelne nicht leisten kann: Infrastruktur und dergleichen". So gehe es in einer gut organisierten Welt immer weiter aufwärts über die nationale und europäische Ebene bis hin zur globalen Ebene, von der aus etwa die globale Sicherheit verantwortet werden müsse.
Unabdingbar dafür sind in seiner Sicht zentrale kommunikative Tugenden wie Transparenz, Offenheit und Vertrauen, Hinhören und Hinschauen. „Das kann man lernen, es ist gar nicht so schwer. Sogar unsere Politiker können das", meint er. Und so lässt er sich nicht davon abbringen, dass der Tag kommen wird, an dem die Menschen begreifen, wie sehr sie zusammengehören und eine große Familie bilden.
Wandel ist möglich
Anhaltspunkte dafür sieht er bereits. „Wir sind mehr als Sie glauben", sagt er, „auch wenn es immer noch zu wenige sind". Aber das kann sich ändern. „Nicht durch die Politik, nicht durch große Unternehmen, nicht durch die UNO – aber durch jeden einzelnen von uns: durch Menschen, die den Mut haben, die Vision der Einheit in Vielfalt auszusprechen und beherzt für sie einzustehen". Dafür biete das Internet mit seinen sozialen Netzwerken eine gute Plattform.
Damit will er nicht gesagt haben, dass unternehmerisches Handeln für die Bewusstseinsentwicklung nicht hilfreich sein könne. Als vormaliger Vor-stand von Unternehmerverbänden wisse er, dass es gerade an der Spitze der Hierarchien oft eine Offenheit für Veränderung und neues Denken gebe. „Der Trick liegt darin, die Vorstände zu gewinnen", verrät er augenzwinkernd, „und besser noch: deren Frauen".
Überhaupt setzt er auf das weibliche Geschlecht. Frauen sind nach seinem Eindruck eher bereit, sich mit der Vorstellung anzufreunden, dass Men-schen ursprünglich keine narzisstischen Egomanen sind, sondern Wesen der Verbundenheit. Und er geht davon aus, dass es möglich ist, wissen-schaftliche Beweise dafür zu erbringen. Mehr noch: Er selbst möchte dazu beitragen, dass dies gelingen kann.
Partner in der Wissenschaft
Dafür hat er einen starken Freund und Partner gefunden: Rupert Sheldrake, den weithin bekannten Biologen und Systemwissenschaftler, der vor Jahren mit der Theorie der morphogenetischen Felder großes, internationales Aufsehen erregte. Mit ihm gemeinsam möchte er den wissenschaftlichen Nachweis dafür bringen, dass Menschen auf eine subtile Weise miteinander und untereinander verbunden sind. „Das möchte ich endlich einmal so dargestellt und vermittelt bekommen, dass es für jedermann einsichtig ist: wissenschaftlich, klar und sauber."
Sheldrakes Theorie der morphogenetischen Felder geht nicht nur davon aus, dass die Menschheit im Kollektiv ein Ganzes ist, sondern sie wagt da-rüber hinaus die Annahme, dass es so etwas wie ein non-lokales kollektives Bewusstsein gibt, dessen Veränderungen sich zeitgleich überall auf Erden auswirken. Diese Annahme ist für Peter Hesse ein großer Quell der Hoffnung, legt sie doch nahe, dass Veränderung und Transformation auf Erden nicht nur möglich, sondern wahrscheinlich sind, und dass es folglich auch den Schweiß der Tapferen wert ist, wenn sie – so wie er – unermüdlich daran arbeiten, dass sich etwas zum Guten ändert.
Was er gerne in den ihm noch bleibenden Jahren erreichen möchte, frage ich ihn zuletzt. Da lacht er. „Oh, die nächsten Jahre… - Ich bin dankbar für jeden weiteren Tag, den mir das Leben gewährt. Aber gut: Ich möchte das weitergeben, was ich gelernt habe; zum Beispiel in Form von Seminaren, die unter der Überschrift ‚Management im Wandel‘ anbiete. Ich ahne, dass das etwas Besonderes sein muss bei einem, der von sich sagt, als Manage-ment-Trainer und Unternehmer habe er gelernt, wie kostbar Spiritualität ist und wie wichtig es ist, sich führen zu lassen." Da hält er kurz inne und ergänzt: „Ja, ich werde geführt, und zwar liebevoll. Ich kann allen möglichen Blödsinn machen und werde doch akzeptiert." Na dann.
Peter Hesse wurde 1937 als Sohn deutscher Eltern in New York geboren. Nach BWL-Studium und Trainer-Ausbildung war er tätig als Dozent in Marketing, Ma-nagement und Kreativität. Von 1971 bis 1998 war er geschäftsführender Gesellschafter der Künstlerfarbenfabrik H. Schmincke & Co. und engagierte sich von 1978 bis 2003 in unterschiedlichen Arbeitgeberverbänden. Seit 1981 ist er politisch in der Entwicklungspraxis und Entwicklungspolitik engagiert und unterstützt mit der Peter-Hesse-Stiftung Kinder und Lehrer in Haiti. Ferner ist er Honorarkonsul der Republik Island.
Gesellschaft | WIR - Menschen im Wandel, 14.02.2017
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 01/2017 - And the winner is... erschienen.
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