Diamonds are a girl’s best friend
„Fair Diamonds“, gibt es das schon? forum besuchte die Inhorgenta, auf der Suche nach Diamanten und Nachhaltigkeit.
Faires Gold ist gegenwärtig in aller Munde. forum brachte dazu einen Beitrag , der viel Resonanz erzeugte und die Licht und Schattenseiten des Edelmetalls aufzeigt. Wir wollten wissen, wie es um die begehrten Glitzersteine bestellt ist und statteten der internationalen Fachmesse für Schmuck und Edelsteine in München, Inhorgenta, anfangs dieser Woche einen Besuch ab.

CSR, was ist das?
Die mittelständischen Unternehmen, die auf der Inhorgenta in großer Zahl vertreten sind, zuckten bei unseren Fragen nach CSR-Standards und nachhaltigem Wirtschaften nur die Schultern.
Der einzige verbindliche Qualitätsstandard, der „Kimberley Prozess", wurde im Jahr 2000 vom World Diamond Council eingeführt, um die Einfuhr von sogenannten Blutdiamanten zu unterbinden; also von Diamanten aus Konfliktgebieten, die unter unmenschlichen Bedingungen abgebaut, geraubt, und für Kriegszwecke gegen Waffen verkauft wurden. Einzig dieser Kimberley Prozess mit seinem strengen Kontrollsystem ist relativ erfolgreich und mittlerweile sollen rund 99 Prozent der Diamanten aus konfliktfreien Gebieten stammen. Aber damit ist es in Sachen Nachhaltigkeit offensichtlich schon wieder getan. Auch Jochen Müller, der Präsident der Diamant- und Edelsteinbörse Idar-Oberstein e.V konnte uns in einem Gespräch zu seinem Bedauern nur wenig in Bezug auf verantwortliches Wirtschaften bieten.
Die einzig wesentlichen Anstrengungen in puncto Nachhaltigkeit hat sich der weltgrößte Diamantenproduzent und -händler De Beers gemacht und dafür Qualitätsstandards geschaffen. Allerdings liegt der Focus seiner BPP, der „Best Practice Principles" vor allem in der Verpflichtung, gesundheitliche, ethische und soziale Standards festzulegen und die Einhaltung der Menschenrechte nach den leitenden UN-Guidelines zu überwachen und zu garantieren. So arbeitet De Beers in Sachen Fair Trade seit kurzem auch mit kleineren, lokalen Minen-Betreibern und einheimischen Handwerksbetrieben zusammen, doch noch immer zu einem verschwindend kleinen Anteil.
Die Themen Ressourcenschonung und Umweltschutz tauchen nur sehr verschwommen in einem der 7 BPPs auf. Die diesbezügliche Verpflichtung umfasst das „bestmögliche ökologische Vorgehen und die Einhaltung der behördlichen Rahmenbedingungen". Ohne etwas unterstellen zu wollen, kann man davon ausgehen, dass die „behördlichen Rahmenbedingungen" in den Minengebieten in erster Linie dem Profit unterworfen sind. Wenn man bedenkt, dass man für die Gewinnung eines einzigen, winzigen Diamanten so viel Erdmasse bewegen und filtern muss, dass man damit ein ganzes Haus füllen könnte, dann gilt es wahrscheinlich weit mehr für die Erhaltung der dortigen Umwelt zu tun als diese Prinzipien umfassen. Somit wird auch in diesen hochgehaltenen BPP-Qualitätsstandards wirkliche Nachhaltigkeit ganz kleingeschrieben.
Übertragen auf die Lebensmittelbranche sucht man nach Nachhaltigkeit auf der Inhorgenta wie nach Bioprodukten in einem Edeka der 1980er-Jahre. Es ist erschütternd, wie man die Zeichen der Zeit in dieser Branche so übersehen und missachten kann.
Fazit: Die Diamantenbranche beutet unvermindert die Ressourcen der Erde ohne Bewusstsein für Schonung und "Nachsorge" aus. Für bewusste „Girls" ist es wohl an der Zeit, Abschied von den Klunkern als „Best Friends" zu nehmen.
Von der Inhorgenta berichtet forum Schmuckexpertin Constanze Müller.
Lifestyle | LOHAS & Ethischer Konsum, 22.02.2017

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