Schulprojekt zu Mikroplastik:
Unterricht auf hoher See - One Earth - One Ocean e.V. kooperiert mit OceanCollege
Die gemeinnützige
Umweltorganisation One Earth - One Ocean e.V. (OEOO) aus München kooperiert
in diesem Jahr mit dem Schulprojekt OceanCollege, bei dem Schüler ein halbes
Jahr auf einem Traditionssegelschiff reisen und dabei nicht nur in ihren
Schulfächern unterrichtet werden, sondern auch zahlreiche zusätzliche
Angebote wahrnehmen können. Mikrobiologe Dr. Rüdiger Stöhr von der
Umweltorganisation OEOO wird mit den Schülern an Bord ein
Umwelt-Forschungsprojekt zum Thema Mikroplastik durchführen. Der
Wissenschaftler und Berufsschullehrer für Biotechnologie und Biologie ist
Projektleiter der 'Microplastic Pollution Map' von OEOO, einer Weltkarte,
auf der Art und Umfang von Verschmutzung der Meere durch Mikroplastik
dokumentiert werden. OEOO engagiert sich seit Jahren in diesem Bereich, um
auf die Problematik aufmerksam zu machen.
Kunststoffe bestimmen heute unseren Alltag und sind fast überall
anzutreffen. Das gilt leider inzwischen auch für die Natur. Kunststoffe
werden weltweit nach Gebrauch in großen Mengen achtlos weggeworfen und
landen so oft in den Meeren. Schätzungen gehen von 140 Mio. Tonnen bereits
eingetragenem Kunststoffmüll aus, jedes Jahr kommen derzeit weitere 8 Mio.
Tonnen dazu. Nach einer Studie der UN werden sich bis zum Jahr 2050 mehr
Plastikteile als Fische in den Gewässern weltweit befinden. Der Plastikmüll
hat nicht nur drastische Auswirkungen auf Meerestiere, die das Plastik für
Nahrung halten und daran verenden oder sich in Kunststoffnetzen bzw. Leinen
strangulieren. Durch seine hohe Haltbarkeit von bis zu 450 Jahren
verschwindet der Kunststoff nicht einfach, sondern wird durch mechanische
Kräfte und UV-Bestrahlung zu so genanntem Mikroplastik (Partikelgröße unter
5 mm) zerkleinert. An diesen Teilchen reichern sich Giftstoffe an und sie
gelangen in den Nahrungskreislauf. Damit schadet Plastik in den Ozeanen
nicht nur dem fragilen Ökosystem, sondern insbesondere auch uns Menschen. Um
einen Beitrag zur Erforschung der mittel- bis langfristigen Auswirkungen des
Mikroplastiks auf Mensch und Tier zu leisten, engagiert sich OEOO seit
Jahren beim Aufbau einer weltweiten Datenbank zu den Verschmutzungsgraden in
den Weltmeeren.
Nun bietet sich die Gelegenheit, das Forschungsprojekt gemeinsam mit den
Schülern des OceanCollege wissenschaftlich voranzutreiben und ihnen die
Möglichkeit zu geben, sich aktiv in die wissenschaftliche Arbeit des
Mikroplastik-Projektes einzubringen und sich mit der Kunststoffproblematik
auseinanderzusetzen. Die Schüler werden selbst Wasserproben nehmen, diese
für die Analyse aufbereiten und die Rahmendaten von Probennahmen und
Aufarbeitung dokumentieren. Die auf Filtern konzentrierten
Mikroplastikteilchen werden mikroskopisch begutachtet und mit einem
FTIR-Spektrometer auf ihre chemische Zusammensetzung hin analysiert. Die
Ergebnisse fließen dann in die OEOO-Datenbank ein und stehen der
Öffentlichkeit auf einer interaktiven Weltkarte auf der Homepage von One
Earth - One Ocean zur Verfügung. Die Schüler leisten damit einen
unmittelbaren Beitrag zur Erstellung einer "Plastik-Müll Weltkarte".
Die Reise von OceanCollege, die im Oktober 2017 startet, führt entlang der
Westküste Europas zu den kanarischen Inseln und weiter über den Atlantik bis
in die Karibik und nach Mittelamerika. Auf dem Rückweg passiert das Schiff
die Bahamas, die Azoren und Irland. Landaufenthalte und -projekte sind unter
anderem auf Teneriffa, in Costa Rica, in Mexiko, auf Kuba und in Irland
geplant. OEOO wird das Schülerprojekt von Lissabon bis zu den Kanaren
begleiten und währenddessen mit den Schülern an Bord verschiedene Projekte
zur Mikroplastikverteilung im Ozean durchführen. Auch nach Abschluss des
eigentlichen Projekts mit der unmittelbaren Analyse der Wasserproben durch
den FTIR Spektrometer an Bord sammeln die Schüler weiterhin Wasserproben und
bereiten diese für die Analyse nach Abschluss der Reise durch OEOO vor.
Geleitet wird das Projekt an Bord von Dr. Rüdiger Stöhr, der bei OEOO die
Mikroplastik-Analytik etablierte und das Mikroplastikprojekt leitet. Er ist
Mikrobiologe und Berufschullehrer für Biotechnologie und Biologie. OEOO
kooperiert seit Anfang 2013 mit der Container-Linienreederei OPDR aus
Hamburg, deren Schiffe feste Routen zwischen Nordeuropa und Afrika befahren.
Dabei werden regelmäßig Wasserproben der Nordsee, des Atlantiks und des
Mittelmeers gesammelt. OEOO bestimmt dann die Kunststoffgehalte mit einem
durch die Röchling Stiftung gespendeten FTIR-Spektrometer. So werden Art,
Menge und Identität des Mikroplastiks analysiert.
"Schule unter Segeln" - OceanCollege
Nach Ansicht der Organisation OceanCollege bereitet das herkömmliche
Bildungssystem in Deutschland Schüler nicht ausreichend auf das Berufsleben
vor. So fehlen grundlegende Kenntnisse über die eigene Persönlichkeit, den
Umgang mit Konflikten oder wirtschaftliche Zusammenhänge. OceanCollege
bietet den Teilnehmern des Projekts deshalb sechs Monate ?Schule unter
Segeln": Schüler leben in diesem Zeitraum auf einem traditionellen
Segelschiff und werden entsprechend der Reiseroute in ihren schulischen
Kernfächern unterrichtet. Neben der Mitarbeit auf dem Schiff und dem
Unterricht bieten sich Forschungsprojekte, Arbeitseinsätze und Exkursionen.
Die operative Durchführung von OceanCollege geschieht unter der Leitung
ausgebildeter Lehrer an Bord sowie der Stammbesatzung des Segelschiffs, die
auch für die nautische Ausbildung und zusammen mit der Projektleitung für
die Organisation des Bordlebens zuständig ist. Übrigens läuft derzeit eine Crowdfunding-Kampagne,
mit deren Hilfe die Teilnahme für einen Schüler oder eine Schülerin
finanziert werden soll, deren Eltern nicht in der Lage sind, das Geld für
die halbjährige Reise aufzubringen. Weitere Informationen zu OceanCollege finden Sie hier.
"Für uns ist die Erforschung des Problems Mikroplastik von zentraler
Bedeutung. Das möchten wir auch an die junge Generation weitergeben",
kommentiert Dr. Rüdiger Stöhr das Projekt mit den Schülern. "Die gemeinsam
erzielten Ergebnisse sollen dazu beitragen, die Größenordnung des Problems
seriös einzuschätzen und so die Dringlichkeit von Lösungswegen national und
international einzufordern."
One Earth - One Ocean e. V.
Die Umweltorganisation One Earth - OneOcean mit Sitz in München Garching hat
das Ziel, Gewässer vom Plastikmüll, aber auch Öl und Schadstoffen zu
befreien. Bereits heute schwimmen auf den Weltmeeren riesige Teppiche aus
Plastikmüll, der größte davon im Pazifik ist so groß wie Mitteleuropa, d.h.
wie Deutschland, Österreich, Schweiz, Polen, Luxemburg, Ungarn und
Tschechien zusammen. Schreitet die Verschmutzung im derzeitigen Tempo weiter
voran, werden die Meere in wenigen Jahren vollständig vermüllt sein.
Gründer von One Earth - One Ocean (OEOO) ist Günther Bonin, 60, ehemals
Inhaber einer IT-Firma und passionierter Segler. Seine Vision der ?maritimen
Müllabfuhr" gliedert sich in mehrere Stufen: In einem ersten Schritt wird
der Plastikmüll mit speziell von ihm entwickelten Geräten auf den Meeren
eingesammelt, sortiert und zerkleinert. Trennung und Recycling des Mülls
erfolgt an Land. In einer späteren Phase soll das gesammelte Plastik direkt
an Bord von Tankern in Öl rückverwandelt werden. Aus einer Tonne Plastik
lassen sich ca. 900 Liter Öl rückgewinnen. Seit 2015 hat Bonin sein
IT-Unternehmen umgewidmet in eine AG zur Reinigung von Gewässern, um den
Verein administrativ zu unterstützen.
Was wie die Utopie eines Idealisten klingt, nimmt mittlerweile konkrete
Formen an. Mehr als 100 Unternehmen und Privatpersonen, darunter die
Röchling Stiftung und die Deutsche Telekom AG, unterstützen das Projekt in
unterschiedlicher Weise. Auch Thomas Hahn, der bei BMW Oracle das
Siegerschiff des America's Cup mitkonstruierte, unterstützt OEOO bei der
Entwicklung der Müllschlucker-Schiffe. Im Frühjahr 2017 wird die erste
SEEKUH ihre Arbeit aufnehmen.
2013 wurde One Earth - One Ocean e.V. für sein Konzept der Maritimen
Müllabfuhr mit dem renommierten GreenTec Award 2013, Europas größtem Umwelt-
und Wirtschaftspreis, ausgezeichnet. 2016 folgte die Nominierung für den
Bundespreis ecodesign, der höchsten Auszeichnung für ökologisches Design in
Deutschland.
Weitere Informationen erhalten Sie hier.
Kontakt:
Günther Bonin, One Earth - One Ocean e. V.
Gesellschaft | Bildung, 06.03.2017
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