Abwasser - In Kreisläufen denken und handeln

Umwelt- und Entwicklungsorganisationen zum diesjährigen Thema des Weltwassertages am 22.03.2017 „Wastewater – Abwasser“.

Das Thema des Weltwassertages 2017 lautet „Wastewater - Abwasser". Umwelt- und Entwicklungsorganisationen sowie Vertreter der öffentlichen Wasserwirtschaft, die sich im Forum Umwelt und Entwicklung vernetzt haben, betonen: Für einen nachhaltigen Umgang mit Abwasser muss der gesamte natürliche Wasserkreislauf einschließlich der sozialen und ökologischen Aspekte berücksichtigt werden.

Foto: PellissierJP, Pixabay.comDie einzelnen in Forum Umwelt & Entwicklung vernetzten Organisationen erklärten hierzu:

  • Allianz der öffentlichen Wasserwirtschaft e.V. – AöW –
    Abwasser wird in Deutschland bereits zu fast hundert Prozent nach dem höchsten EU-Standard gereinigt und dies geschieht durch öffentliche Betriebe. Zum Teil wird die EU-Richtlinie über die Behandlung von kommunalem Abwasser (91/271/EWG) noch übertroffen. Auf EU-Ebene wird nun zusätzlich an gesetzlichen Regelungen zur Wiederverwendung von Wasser („Water Reuse") gearbeitet.

    AöW-Geschäftsführerin Christa Hecht erklärt hierzu: „Es ist dabei bisher völlig unklar, ob das wiederverwendete Wasser als „Ware" betrachtet wird oder als eine natürliche Ressource, die ja keine übliche Handelsware ist, wie es in der Wasserrahmenrichtlinie steht. Unter dem Gesichtspunkt von Hygiene, Gesundheit und Vorsorge ist eine differenzierte und ganzheitliche Betrachtung des Wasserkreislaufs angebracht. Lösungen, die lediglich auf zusätzliche technische Anforderungen an die Abwasserreinigung (End-of-Pipe Lösungen) abzielen, ohne zuvor das Vermeidungs- und Vorsorgeprinzip angewendet zu haben, lehnen wir entschieden ab".

    Wasserwiederverwendung hat in Regionen mit Wassermangel eine weit größere Bedeutung als in Regionen mit reichhaltigen Wasserressourcen. Deshalb ist auch eine unterschiedliche Betrachtung von Regelungen zum Water Reuse erforderlich.

  • GRÜNE LIGA
    Ein Großteil der in unsere Gewässer gelangenden Nährstofffrachten stammt inzwischen nicht mehr aus den kommunalen Kläranlagen sondern aus der Landwirtschaft. Mit der neuen Düngegesetzgebung kann ein erster, zaghafter Baustein zur Verbesserung erreicht werden. "Wir unterstützen die von europäischen Umweltverbänden gestartete Kampagne "LivingLand", die auf eine grundlegende Neuorientierung der europäischen Agrarpolitik abzielt." gibt Michael Bender für den Umweltverband GRÜNE LIGA e.V. bekannt. "Bis zum 2. Mai 2017 besteht für jeden Bürger die Möglichkeit, den von der EU-Kommission bereitgestellten Fragebogen zu beantworten. Auf www.living-land.de steht ein ausführlich kommentierter Antwortvorschlag für die EU-Konsultation zur Verfügung."

  • Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland – BUND –
    Nur wenn sich die politisch Verantwortlichen und die Wirtschaft zu ihrer Gesamtverantwortung bekennen und alle betroffenen Akteure (Verursacher und Stakeholder) gemeinsam im zeitlichen Gleichschritt und ernsthaft die Verantwortung für ihren jeweiligen Teilbereich übernehmen und entsprechend handeln, kann eine Mikroschadstoff-Strategie zum Erfolg führen. Das gemeinsame Ziel von Politik und Wasserwirtschaft muss eine signifikante Verringerung der Stoffeinträge und das Wiedererreichen des guten ökologischen Zustandes unserer Gewässer sein, um auch für die künftigen Generationen gesundes Trinkwasser zur Verfügung stellen zu können.

  • Berliner Wassertisch.info
    Aus Abwasser können Phosphate, Energie und andere nützliche Ressourcen gewonnen werden. In Pestiziden enthaltene hormonwirksame Stoffe, auch endokrine Disruptoren (EDCs) genannt, können jedoch nicht herausgeholt werden. Sie vergiften selbst in extremer Verdünnung die Umwelt, führen u.a. zu Krebs und bedrohen die Fortpflanzungsfähigkeit.

    30 Organisationen hatten die EDCs im Januar zum Anlass genommen, das EU Parlament aufzufordern, CETA abzulehnen. Kanada, die USA und andere Länder wollen das EU-Vorsorgeprinzip für die EDCs abschaffen, damit sie pestizid-kontaminierte Lebensmittel ohne Einschränkung in die EU exportieren können. Wolfgang Rebel vom Berliner Wassertisch fordert: „Im Umgang mit den endokrinen Disruptoren muss schnellstens ein Umdenken stattfinden. Diese Stoffe sind so gefährlich, dass sie erst gar nicht in den natürlichen Wasserkreislauf gelangen dürfen."

  • WECF (Women in Europe for a Common Future)
    Wir brauchen eine Abwasserkreislaufwirtschaft, Abwasser sollte reduziert und wiedergenutzt so weit möglich (Organik, Nährstoffe und Energie) und erst dann beseitigt werden. Das Agenda2030 Ziel SDG6 bezieht sich mit 2 Targets (6.2 und 6.3) auf das Thema Abwasser und ist ein wichtiges Querschnittsthema der nachhaltigen Entwicklung, im Besonderen mit den Zielen: Gesundheit (SDG 3), Frauen (SDG 5), Energie (SDG 7), nachhaltige Städte (SDG 11), Leben im Wasser und auf dem Land (SDG 14 und 15).

  • Weltfriedensdienst
    Die Überlastung des Wasserkreislaufes in Deutschland beginnt schon mit dem Raubbau an Wasserreserven und Ökosystemen in Südamerika. Der Import von Sojabohnen aus Brasilien ebnet als billiges Eiweißfuttermittel einer Massentierhaltung in Deutschland den Weg, die nur mit massiven Medikamenteneinsatz produktiv sein kann und in der viele Tiere auf kleinem Raum mehr Gülle produzieren als die Böden aufnehmen können.
    In der Brasilianischen Amazonasregion und auch in der im Süden angrenzenden Trockensavannah, dem Cerrado, wächst Soja auf einer Fläche sechs mal so groß wie die Ackerfläche Deutschlands. Ein Großteil dieser Anbaufläche wurde durch Abholzung von Regenwald und Buschlandschaft gewonnen, die als Einzugsgebiete zahlreicher Flüsse wichtig sind. Heute stehen im eigentlich Wasserreichsten Land der Erde Flüsse und Staudämme auf historischen Tiefstand. Auch die Grundwasser sacken bisweilen auf ein Niveau ab, das unterhalb des brasilianischen Notstandspegels liegt. Millionen Menschen, die dort seit Generationen ihr Auskommen hatten, fliehen in die Slumgebiete von über 300 brasilianischen Großstädten. Dort verschärfen sie neben sozialen Problemen auch die ohnehin prekäre Abwassersituation und Trinkwasserversorgung.

    Die europäische Agrarpolitik muss auf eine nachhaltige Landwirtschaft umschwenken, die regionale und globale Wasserkreisläufe in ein Gleichgewicht bringt.

    Der Weltfriedensdienst setzt sich gemeinsam mit seinen Partnern weltweit für das Recht auf Wasser und Nahrung und eine nachhaltige Ressourcennutzung ein.

  • Berliner Wassertisch.net
    Ohne Wasser geht gar nichts. Für das Leben und Überleben auf der Erde ist die Bewahrung des natürlichen Wasserkreislaufs existentiell. Einen Zugang dazu eröffnet die internationale Initiative „Blue Community" - eine Selbstverpflichtung einer Stadt, einer Dorfgemeinschaft, einer Universität oder anderen Einrichtung zur Umsetzung des Menschenrechts auf sauberes Wasser. Zum Weltwassertag 2017 wünscht sich der Berliner Wassertisch (www.berliner-wassertisch.net), dass sich Berlin auf den Weg in diese Richtung macht. Er freut sich, zu dem Thema die renommierte Wasseraktivistin und Trägerin des Alternativen Nobelpreises Maude Barlow am 29. März im Berliner Abgeordnetenhaus zu treffen.

  • BORDA (Bremen Overseas Research and Development Association)
    Die Behandlung und die Wiedernutzung menschlicher Fäkalien und Abwässer entsprechend dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft müssen in der deutschen und Europäischen Entwicklungszusammenarbeit konsequenter verankert werden.

    „Why Waste Water" – wie das konkret geht, zum Beispiel auch in dicht besiedelten Armutssiedlungen, zeigt eine Dokumentation aus Daressalam, der Hauptstadt Tansanias: https://www.zdf.de/dokumentation/planet-e/planet-e-leben-im-abwasser-100.html

  • WASH-Netzwerk
    Wasser-, Sanitärversorgung und Hygiene bleiben eine der größten globalen Herausforderungen. In den unterversorgten Regionen sowie in humanitären Krisen und Katastrophen weltweit trinken laut WHO/UNICEF 1,8 Milliarden Menschen fäkal verunreinigtes Wasser. Die Folgen sind dramatisch, denn laut WHO sterben jährlich ca. 2,2 Millionen Menschen an fäkal-oral übertragenen Durchfallerkrankungen.

    Das WASH-Netzwerk, ein Zusammenschluss von 19 namhaften deutschen Nichtregierungsorganisationen, setzt sich im Rahmen der internationalen Entwicklungszusammenarbeit und humanitären Hilfe dafür ein, diesem Notstand ein Ende zu setzen. Zum diesjährigen Weltwassertag veranstalten die Mitglieder des Netzwerks Events in Berlin, Bremen, Kiel und München. Die Aktionen machen auf die globale Wasserkrise aufmerksam und sprechen sowohl die Presse, die Öffentlichkeit als auch die Politik an.

    Weitere Informationen zur Aktionswoche des WASH-Netzwerks finden Sie auf der folgenden Webseite: http://www.washnet.de/aktivitaeten/weltwassertag-2017/

Kontakt: Marijana Todorovic, Forum Umwelt und Entwicklung | todorovic@forumue.de


Umwelt | Wasser & Boden, 22.03.2017

     
        
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