Gut zu wissen

Weniger Fleisch für ein besseres Klima

Unser Essen geht uns alle an, denn laut Weltklimarat ist die Landwirtschaft für 31 Prozent des globalen Ausstoßes von Treibhausgasen (THG) zuständig. Rechnet man den Transport, die Verarbeitung und die Entsorgung dazu, trägt sie sogar Verantwortung für fast 40 Prozent der klimaschädlichen Emissionen.
 
Das Kilogramm Schweinerücken im Sonderangebot oder wenig Fleisch aber dafür Bio? © m4muli, pixabayDer wissenschaftliche Beirat des Landwirtschafts-Ministeriums stellte in einem Gutachten Ende 2015 fest, dass die deutsche Landwirtschaft nicht zukunftsfähig ist, denn sie versagt in Bezug auf die nötige Senkung von THG-Emissionen. Unser Agrarsystem ist laut Studie falsch, krank, über Zuschussmechanismen pervertiert und trotzdem können viele Bauern von ihrem Beruf nicht mehr leben! Doch eine klimaverträgliche Landwirtschaft in Deutschland ist möglich und wird von der Mehrzahl der Verbraucher gewünscht. Das belegt eine Studie des FiBL (Forschungsinstitut für biologischen Landbau) im Auftrag von Greenpeace. Sie stellt den Entwurf für eine ökologisch verträgliche Landwirtschaft 2050 vor. Damit kann eine Reduktion der THG-Emissionen um die Hälfte in diesem Sektor gelingen. Der Maßstab ist nicht Exportmaximierung, sondern eine einhundertprozentige Selbstversorgung der deutschen Bevölkerung mit über 30 Prozent biologischen und 70 Prozent  konventionellen Produkten. Bei Obst und Gemüse können 50 Prozent zugekauft (importiert) werden.
 
Klimaschutz beginnt in Deutschland
Teil dieses Umdenkens im Bereich der Ernährung ist nicht der Verzicht auf, aber die Reduktion von Fleischkonsum. Das birgt die große Chance, systemisch auf eine artgerechte Tierhaltung umzustellen, was sich 70 Prozent der Konsumenten wünschen. Das würde auch die riesigen Überschussmengen an Gülle aus der Intensivtierhaltung abbauen. Gegen Deutschland läuft deswegen ein Vertragsverletzungsverfahren der EU. Doch die konventionelle Tierhaltung hat nicht nur gegen Deutschland negative Umwelt­auswirkungen, sondern auch in Südamerika. Dort wird im großen Stil Regenwald für die Produktion von Futtermittel aus Gensoja abgeholzt – dieses Futter landet dann in der deutschen Tierzucht.  Soll es also weiterhin ein Kilogramm Schweinerücken im Sonderangebot für 4,99 Euro sein? Oder wollen wir lieber weniger Fleisch essen und wenn, dann gutes Bio-Fleisch?
 
Sie meinen, Sie könnten unser System nicht ändern? Dann belehrt Sie der Dalai Lama eines Besseren: „Falls du glaubst, dass du zu klein bist, um etwas zu bewirken, dann versuche mal zu schlafen, wenn eine Mücke im Raum ist."
 
forum stellt die Studie Kursbuch Agrarwende 2050 vor. 
Stefan Baumeister

Lifestyle | Essen & Trinken, 01.05.2017
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 02/2017 - Wie ernähren wir uns in Zukunft? erschienen.
     
        
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