Nachhaltigkeit ist messbar!
Nur was sich messen lässt, lässt sich auch steuern
Nachhaltigkeit trägt zum Unternehmenserfolg bei – und das lässt sich nachweisen. Es gibt heute zahlreiche Ansätze, die helfen, entsprechende Kennzahlen zu gewinnen. Sie können dazu dienen, Nachhaltigkeitsstrategien in Unternehmen zu untermauern.
Nur was sich messen lässt, lässt sich auch steuern
Das Kriterien- und Indikatorenmodell (KIM) zur Bewertung von Nachhaltigkeit, das von Prof. Dr. Anja Grothe im Rahmen verschiedener Forschungsprojekte der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR) entwickelt wurde, quantifiziert die abgefragten Nachhaltigkeitsindikatoren mit Hilfe von fünf Realisierungsgraden. Das Tool zur Selbstbewertung hat einen „didaktisch partizipativen Anspruch" (vgl. Grothe & Teller in Grothe 2016:103ff) und umfasst in den vier Bereichen Ökonomie, Ökologie, Soziales und Governance unter 31 Aspekten insgesamt 239 Indikatoren.
Eng mit dem Controlling verbunden ist das Reporting, das auf den gewonnenen Kennzahlen basiert. Bei Großunternehmen, aber auch bei KMU sind Nachhaltigkeitsberichte heute nichts Ungewöhnliches. Die Qualität der Berichte ist jedoch sehr unterschiedlich, wie das Ranking von IÖW und future alljährlich zeigt. Der Trend geht seit Neustem zum integrierten Reporting, zu einer Integration von Nachhaltigkeitsthemen in den Geschäftsbericht. So können nicht nur Synergien genutzt werden, sondern es wird auch hier deutlich, dass Nachhaltigkeit kein Randthema, sondern ein Querschnittsthema ist.
Stellen wir die Gretchenfrage: Wie halten Sie‘s mit der Nachhaltigkeit? Immer mehr Unternehmen richten inzwischen ihre Geschäftstätigkeit an Nachhaltigkeit aus und berichten darüber. Die Motivationen sind vielfältig: Nachhaltigkeit ist zu einem Thema geworden, mit dem sich Unternehmen positionieren können. Sowohl Anleger und Verbraucher als auch potenzielle Bewerber interessieren sich zunehmend dafür, wie ein Unternehmen seine gesellschaftliche Verantwortung wahrnimmt. Auch bei Ausschreibungen wird nach Nachhaltigkeitsaspekten gefragt; Zulieferer müssen entsprechende Anforderungen ihrer Kunden erfüllen. Zahlreiche Nachhaltigkeitsmaßnahmen, besonders im Bereich Energie- und Ressourceneffizienz sowie beim Klimaschutz, bringen zudem handfeste finanzielle Einsparungen. Ganz aktuell führt die neue EU-Berichtspflicht über nicht-finanzielle Informationen dazu, dass Umwelt- und Sozialbelange von zahlreichen Unternehmen jetzt noch stärker in den Blick genommen werden.
Der Bundesdeutsche Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management (B.A.U.M.) e.V. arbeitet seit über 30 Jahren im Themenfeld Nachhaltigkeit und kann zeigen, dass sich ein Engagement in Sachen Nachhaltigkeit lohnt. Die ersten Mitglieder des Netzwerks waren hochmotivierte Vorreiter: Unternehmer, die sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung stellen wollten, denen Umweltschutz und soziale Fragen am Herzen lagen. Antrieb waren oft Naturverbundenheit oder ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl. Über die Jahre wurde dann deutlich: Nachhaltigkeit trägt erheblich zum Unternehmenserfolg bei – eine Beobachtung, die auch durch wissenschaftliche Studien belegt wird (vgl. die Metastudie von Alexander Bassen u.a. von 2015).
Ohne Werte steht das Nachhaltigkeitsengagement von Unternehmen auf tönernen Füßen. Um Nachhaltigkeit aber tatsächlich in Prozesse und Managementsysteme zu integrieren, sind Kennzahlen notwendig, die nicht nur die ökonomischen, sondern auch die ökologischen und sozialen Auswirkungen der Unternehmenstätigkeit sichtbar machen. Hierzu gibt es zahlreiche Ansätze, die vor allem bei Anja Grothe (Bewertung unternehmerischer Nachhaltigkeit. Berlin, 2016) sowie bei Edeltraud Günther und Karl-Heinz Steinke (CSR und Controlling. Berlin, Heidelberg, 2016) gut und praxisnah dargestellt werden.
Ein erfahrener Manager weiß, dass sich nur steuern lässt, was sich auch messen lässt. Bei der Nachhaltigkeit besteht die Herausforderung darin, geeignete Indikatoren zu identifizieren. Ein qualitatives Controlling ist zwar möglich und bringt durchaus Erkenntnisgewinn, doch nur quantitative Indikatoren führen zu tatsächlicher Vergleichbarkeit. Dabei sollte CSR-Controlling nicht nur finanzorientiert erfolgen: eine Fokussierung allein auf monetäre Aspekte wird dem komplexen Themenfeld Nachhaltigkeit nicht gerecht. Die Sustainability Balanced Scorecard beispielsweise umfasst neben der Finanzperspektive noch vier weitere Perspektiven, darunter auch eine außermarktliche, die „Maßnahmen zur Legitimitätssicherung, Reputationssteigerung und gesellschaftlichen Akzeptanz des Unternehmens steuert, indem Beziehungen mit gesellschaftlichen Stakeholdern fruchtbar ausgestaltet und Beiträge zur Entwicklung von Nachhaltigkeitsinnovationen sichergestellt werden" (Schaltegger in Günther & Steinke 2016:66 – vgl. dazu in diesem Heft auch den Beitrag „Erfolgreiches CSR Management" als Auszug aus dem Standardwerk „Der CSR Manager", 3. Auflage).
Nachhaltigkeit muss raus aus der CSR-Abteilung.
Nach der Definition der International Group of Controlling (IGC) ist „Controlling […] der gesamte Prozess der Zielfestlegung, der Planung und der Steuerung im finanz- und im leistungswirtschaftlichen Bereich". Diesem Zweck dienen die erhobenen Kennzahlen zu Nachhaltigkeitsaspekten idealerweise ebenso wie klassische Finanzkennzahlen. Damit ökologische und soziale Belange in der Unternehmensführung gleichberechtigt neben ökonomischen Faktoren stehen, muss die Nachhaltigkeit allerdings raus aus der CSR-Abteilung. Nachhaltigkeit ist für alle Unternehmensbereiche relevant. Hierfür fehlt jedoch oft noch das Bewusstsein. Bei der Ausbildung von künftigen Führungskräften muss daher verstärkt darauf geachtet werden, dass, unabhängig vom Studienschwerpunkt, Nachhaltigkeitswissen vermittelt wird. Dem Nachhaltigkeitsmanager kommt dann die Rolle eines Koordinators und Moderators zu.
Am Thema dran bleiben
Nachhaltigkeit macht Unternehmen messbar erfolgreicher. Da CSR-Controlling und konsequent darauf basierendes Reporting für viele Unternehmen noch Neuland sind, widmet B.A.U.M. auf seiner Jahrestagung zum Thema „#ErfolgsfaktorNachhaltigkeit" am 17./18. Mai in Frankfurt a. M. einen ganzen Veranstaltungsblock der „Erfolgsmessung von Nachhaltigkeit". Als Referenten konnte das Netzwerk nachhaltig wirtschaftender Unternehmen u. a. Joachim Schöpfer, den Gründer von Serviceplan Corporate Reputation, gewinnen. Sein Unternehmen hat den Sustainability Value Score mit entwickelt (forum berichtete darüber in Ausgabe 3/2016), der zeigt, dass Nachhaltigkeit als wesentlicher Aspekt von Reputation zum wertvollsten Kapital von Unternehmen gehört.
Maximilian Gege
Wirtschaft | CSR & Strategie, 01.05.2017
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 02/2017 - Wie ernähren wir uns in Zukunft? erschienen.
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