Regionale Bündnisse für die nachhaltige Nutzung der Meere
Nachhaltigkeitsforscher stellen bei UN-Ozean-Konferenz Bericht zum Meeresschutz vor und bringen Empfehlungen in die Verhandlungen ein
Im Rahmen der ersten Meereskonferenz der Vereinten Nationen in New York haben Forscherinnen und Forscher des Instituts für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) am Dienstag gemeinsam mit Partnern einen neuen Bericht zur Rolle des regionalen Meeresschutzes bei der Umsetzung der globalen Nachhaltigkeitsziele für die Ozeane vorgestellt. Dieser zeigt anhand von Fallbeispielen, wie Küstenstaaten durch regionale Bündnisse marine Ökosysteme besser schützen und nachhaltig nutzen können. Gemeinsam mit internationalen Entscheidungsträgern und Meeresschutzexperten legten die Wissenschaftler zudem Empfehlungen zur nachhaltigen Nutzung der Meere vor, die Eingang in die UN-Verhandlungen finden werden.
Die Ozeane sind ein Gemeinschaftsgut, denn weder Fischschwärme noch Meeresmüll halten sich an Staatsgrenzen. Nur wenn Küstenstaaten zusammen arbeiten und Lösungen entwickeln, können sie marine Ökosysteme nachhaltig nutzen und schützen. Doch wie sieht die regionale Zusammenarbeit in der Praxis konkret aus? Was ließe sich verbessern, um die nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen zum Meeresschutz umzusetzen? Das war Thema der Veranstaltung „Ozeane in der Agenda 2030 – die Rolle regionaler Governance", die am 6. Juni im Rahmen der internationalen UN-Ozeankonferenz in New York statt fand.
Die schwedische Umweltministerin Karolina Skog eröffnete das Treffen in der Ständigen Vertretung Deutschlands bei den Vereinten Nationen in New York zusammen mit Erik Solheim, dem Exekutivdirektor des UN-Umweltprogramms (UN Environment), und Gunther Adler, Staatssekretär im Bundesumweltministerium. Die hochrangig besetzte Veranstaltung, bei der sich Minister und andere Staatenvertreter, Wissenschaftler und NGOs trafen, wurde von Deutschland, Schweden, dem UN-Umweltprogramm, dem Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS), dem Institut für nachhaltige Entwicklung und internationale Beziehungen (IDDRI) und dem Think Tank for Sustainability (TMG) durchgeführt.
Mit Julien Rochette (IDDRI) stellte Sebastian Unger vom IASS den neuen Bericht „Partnering for a Sustainable Ocean –The Role of Regional Ocean Governance in Implementing Sustainable Development Goal 14" vor, der in Kooperation mit TMG und UN Environment entstand und vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung finanziell unterstützt wurde. Ein siebenköpfiges Forscherteam analysiert darin die Möglichkeiten und Herausforderungen regionaler Bündnisse bei der Umsetzung des UN-Nachhaltigkeitsziels 14 für Meeresschutz.
Julien Rochette, Direktor für die Agenda der Ozeane bei IDDRI, fügte hinzu: „Um institutionelle und rechtliche Hürden im Meeresschutz aus dem Weg zu räumen, benötigen regionale Initiativen noch stärkere Unterstützung. Auch den Austausch von Erfahrungen zwischen den Regionen sollten wir noch stärker voranbringen,." Auch der ehemalige Bundesumweltminister Klaus Töpfer, Mitgründer des Think Tanks for Sustainability (TMG), sieht Handlungsbedarf: „Es wird Zeit, dass wir unser Wissen über die nachhaltige Nutzung der Meere miteinander teilen und das Gemeingut Ozean partnerschaftlich schützen. Diese Studie und die Empfehlungen an die UN-Ozeankonferenz sind erste wichtige Schritte auf diesem Weg."
Die Forscherinnen und Forscher des IASS wollen nun unter dem Dach der vom IASS und anderen Partnern initiierten Partnership for Regional Ocean Governance (PROG) gezielt an passenden Lösungswegen für einzelne Meeres-Regionen arbeiten. In New York stellten die Wissenschaftler dafür gemeinsam mit dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, dem UN-Umweltprogramm und der Comisión Permanente del Pacífico Sur (CPPS) auch das Projekt „STRONG High Seas" (Stärkung der regionalen Governance für die Hohe See) der Internationalen Klimaschutzinitiative vor. Von 2017 bis 2022 wird das Projekt im Südost-Atlantik und Südost-Pazifik durchgeführt.
„Wir wollen mit dem Projekt regionale Ansätze zum Schutz und zur nachhaltigen Nutzung der Artenvielfalt auf der Hohen See entwickeln, weil diese Gebiete immer intensiver genutzt, aber durch bisherige Abkommen kaum geschützt werden", erläuterte IASS-Meeresforscherin Carole Durussel, die das Projekt betreut. „Unser Ziel ist ein gemeinsamer Lernprozess, der regionale Bündnisse stärkt und damit auch die nachhaltige Meeresnutzung auf globaler Ebene verbessert." So sollen die Erkenntnisse von „STRONG High Seas" auch Eingang finden in zukünftige Verhandlungen für ein neues internationales Abkommen zum Schutz der Artenvielfalt in Gebieten jenseits nationaler Hoheitsgewalt.
Das von den Forschungsministerien des Bundes und des Landes Brandenburg
geförderte Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung
(Institute for Advanced Sustainability Studies, IASS) hat das Ziel,
Entwicklungspfade für die globale Transformation zu einer nachhaltigen
Gesellschaft aufzuzeigen. Das IASS folgt einem transdisziplinären,
dialogorientierten Ansatz zur gemeinsamen Entwicklung des
Problemverständnisses und von Lösungsoptionen in Kooperation zwischen
den Wissenschaften, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Ein starkes
nationales und internationales Partnernetzwerk unterstützt die Arbeit
des Instituts. Zentrale Forschungsthemen sind u.a. die Energiewende,
aufkommende Technologien, Klimawandel, Luftqualität, systemische
Risiken, Governance und Partizipation sowie Kulturen der Transformation.
Umwelt | Wasser & Boden, 07.06.2017
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