Auf der Suche nach der Wahrheit im Internet
Glauben Sie alles, was Sie im Internet lesen? Wenn ja, können Sie jetzt aufhören zu lesen.
Oder macht Euch die wachsende Menge an Falschinformationen Sorgen? Fürchtet Ihr um die Integrität des demokratischen Prozesses durch manipulative Beiträge auf sozialen Medien? Alarmiert Euch die steigende Anzahl an Hassbeiträgen?
Mir geht es so, und damit bin ich sicher nicht allein. Am Aktionstag der Deutschen Telekom „1001 Wahrheit" mit internen und externen Experten und mehreren Hundert Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ging es um genau diese Themen. Kurz, um Vertrauen und Wahrheit im Internet.
Besonders eine Sache machte dieser Aktionstag klar: wie wichtig es ist, ein Bewusstsein zu schaffen für die negativen Auswirkungen von Falschinformationen und Hassbeiträgen auf Meinungsbildung und gesellschaftlichem Dialog.
Und es geht natürlich auch um unsere Neigung und Anfälligkeit für vermeintlich Einfaches. Als Informationsempfänger sind wir kein neutraler Schwamm, der einfach alles aufsaugt. Warum haben wir uns den Wahlkampfslogan des amerikanischen Präsidenten Trump gemerkt, können uns aber nicht mehr an das Motto von Hillary Clinton erinnern? An der Wortzahl kann es nicht liegen. Das zeigte am Aktionstag Julius van de Laar, einer der Wahlberater von Ex-Präsident Obama und deutscher Wahlkampagnenexperte. Er sprach über Falschinformationen und die Rolle von Daten bei den US-Präsidentschaftswahlkampagnen von 2008 bis 2016. Sein Fazit: Digitale Medien spielen bei der Interpretation wahlrelevanter politischer Themen eine große Rolle. Aber über den Wahlausgang entscheiden die Kandidaten mit ihren jeweiligen Positionen und ihrer Persönlichkeit, nicht die sozialen Medien oder das Internet.
Die Digitalisierung verändert Verhalten, Wahrnehmung und Gefühle. Das steht für Sozialpsychologin Catarina Katzer außer Frage. Sie beklagte einen Mangel an „digitaler Empathie". Wenn Internetnutzer also Empathie und Vertrauen verlieren und gleichzeitig aufgrund von Desinformationen und Manipulationen in den sozialen Medien schlechter informiert sind, wie können wir diese Trends umkehren? Das war die zentrale Frage an unserem Aktionstag.
Wenig überraschend gibt es keine absoluten Antworten oder Lösungen für dieses Problem. Denn man kann zwar Medienkompetenz unterrichten, nicht aber Vertrauen und Empathie. Und genau das ist mein Punkt. Tweets und Posts können gelöscht werden. Aber was ist mit dem „Faktor Mensch"?
Beispiel Hassbeiträge. Zunächst einmal: Warum sollten wir erwarten, dass die virtuelle Welt anders funktioniert als die reale Welt? Das Internet spiegelt lediglich wider, was im „echten Leben" vorhanden ist – das Gute wie das Schlechte.
Für einen zivilisierten Dialog und den Schutz Anderer vor Belästigung, Diskriminierung und Mobbing ist das Löschen beleidigender oder diskriminierender Beiträge sozial wünschenswert. Das Löschen entfernt jedoch nicht den Hass an sich, sondern macht ihn lediglich unsichtbar – mit der Folge, dass er sich an anderer Stelle im grenzenlosen Internet offenbaren kann. Löschen kann daher niemals eine Auseinandersetzung mit Argumenten ersetzen. Das ist, als würde ein Arzt nur die Symptome, nicht aber die Krankheit selbst behandeln.
Beispiel Falschinformationen und Verschwörungstheorien. Eine Möglichkeit, sich der Manipulation zu entziehen, wäre die Informationsbeschaffung aus unterschiedlichen Quellen. Informationsvielfalt als wirksame Gegenmaßnahme zu „fake news"? Manche Sozialwissenschaftler argumentieren dagegen: Wer mit gegensätzlichen Informationen zum gleichen Thema konfrontiert ist, akzeptiert in der Regel die Informationen, die die eigenen Vorstellungen, Vorurteile und Tendenzen bestätigen, und ignoriert die übrigen. Wenn die akzeptierte Information falsch ist und online geteilt wird, verbreitet sie sich weiter.
Aber wir sind nicht machtlos gegen die Unwahrheiten oder die Verbreitung von Hass im Internet. Wir können etwas tun – jeder für sich und auch gemeinsam. Ein „Aufstehen" all jener, die sich für Wahrheit im Internet einsetzen und die sich gegen Täuschung und Hassbotschaften wehren wollen, wird zwar das Internet nicht davon befreien. Aber es ist ein Anfang.
So forderte David Schraven vom Recherchezentrum CORRECTIV, die Gesellschaft müsse zu einer „redaktionellen Gemeinschaft" werden, die gegen Falschinformationen vorgeht – auch wenn es nur wenige Gruppen gäbe, die systematisch Desinformationen verbreiteten. Dies sei eine große bildungstechnische Herausforderung.
Fabian Wichmann, der Gründer von „Hass hilft", präsentierte seine sehr erfolgreiche Online-Initiative, bei der Hasskommentare in Spenden für genau die in diesen Beiträgen diskriminierten Personengruppen umgewandelt werden. Für jeden Hasskommentar wird ein Euro gespendet.
170203_Netzgeschichte Digitalpolitik
Fazit: Der „Faktor Mensch" ist dafür verantwortlich, dass sich Desinformation, Halbwahrheiten und Hass in Teilen des Internets verbreiten können. Aber auf der anderen Seite ist er es auch, der das Internet zu einem vertrauenswürdigeren, menschlicheren und zivilisierteren Ort machen kann. Deswegen ermutigte Tim Höttges, CEO der Deutschen Telekom, die Teilnehmer des Aktionstags in seiner Videobotschaft: „Wir müssen in der digitalen Welt die richtige Haltung zeigen. Wir müssen einen klaren Standpunkt haben – ganz besonders in unserem heutigen komplexen Umfeld." Und er rief auf, zu handeln: „Halten Sie die Augen offen und schreiten Sie ein, wenn andere Menschen diskreditiert werden, wenn Falschinformationen verbreitet oder Daten missbraucht werden."
Ich bin mir sicher, dass die Mitarbeiter vor Ort und die, die später die Videos des Live-Streams angesehen haben, diesem Appell folgen werden.
Hashtag zum Aktionstag: #1001Wahrheit
Kontakt: Deutsche Telekom, Caroline Neuenfeld, Corporate Blogger
Quelle: Deutsche Telekom AG
Gesellschaft | Megatrends, 20.07.2017
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