Demonstration zum Bodenschutz und spektakuläre Kunstaktion
Mecklenburger Acker vorm Brandenburger Tor
Zum Auftakt der heißen Phase der europäischen Bürgerinitiative People4Soil (P4S) versammelten sich heute Umweltaktivisten zu einer Demonstration vor dem Brandenburger Tor. Die Manifestation bildete den nationalen Abschluss für das Volksbegehren, das sich für ein europäisches Gesetz zum Schutz der Böden einsetzt. Die Kampagne der Bürgerinitiative startete im September letzten Jahres und wird zum 12.09.2017 abgeschlossen. Ziel der Bürgerinitiative ist es, die EU aufzufordern, endlich ein europäisches Bodenschutzgesetz zu verabschieden. Zu der Notwendigkeit des Volksbegehrens meinte dessen Koordinator Bernward Geier in seiner Begrüßungsansprache: "Eine von der EU bereits auf den Weg gebrachte Bodenschutzgesetzgebung wurde von vier Ländern verhindert. Leider war Deutschland eines davon. Da unsere Politiker vor sabotierenden Lobbykräften eingeknickt sind und versagt haben, müssen wir Bürger dies nun korrigieren".
Auf der Kundgebung sprach der stellvertretende Vorsitzende des NABU, Christian Unselt, für das Netzwerk von 50 Kampagnenpartnerorganisationen. Er betonte vor allem die Bedeutung des Bodens für die Umwelt und unser "Über"-leben: "Der Boden mit seinen Milliarden von Lebewesen ist Grundlage für unser Überleben. Und trotzdem wird der Boden durch unser Tun massiv bedroht. Vor allem der übermäßige Einsatz von Düngern und Pestiziden in der Landwirtschaft, der Einsatz von Streusalz, Versiegelung und Überbauung, Bodenerosion sowie die maßlose Anwendung von Antibiotika bei Mensch und Tier führen zu einer Gefährdung unbekannten Ausmaßes. Es ist Zeit zu handeln. Wir brauchen einen Umbau der Landwirtschaft zum Schutz von Natur und Böden."
Die Demo in Berlin war der Auftakt zur heißen Phase der letzten Kampagnenwoche. Als Patin hat sich die Köchin, Imkerin und Umweltaktivistin Sarah Wiener ein Jahr lang für die Rettung der Böden engagiert. Sie appellierte, sich beim Endspurt des Bürgerbegehrens noch einmal zu engagieren: "In den letzten Tagen der Kampagne wird sich entscheiden, ob wir unser Quorum schaffen. Dass unsere Böden gesund sind ist wichtig für das Klima, für die Ökosysteme und für alle Lebewesen unter und über der Erdoberfläche. Werdet Bodenlobbyisten und unterstützt die Kampagne für ein europäisches Gesetz zur Rettung der Böden bis zum 12. September mit eurer Unterschrift!"
Das Brandenburger Tor hat schon viel erlebt und gesehen, aber ein Acker im Herzen der Hauptstadt war etwas Neues. Unter dem Motto der Demo "Soil in the City" prägte das Künstlerkollektiv Decrustate um Anneli Ketterer mit einer imposanten Performance die Protestkundgebung. Die Umsetzung des Ziels, Boden auf Händen zu tragen und zur erweiterten Betrachtung auf Augenhöhe zu bringen, gelang mit einer 5x5 Meter großen konservierten originalen Ackeroberfläche mit Treckerspuren aus Mecklenburg-Vorpommern. Um den Berlinern, den zahlreichen Touristen, der Stadt und dem Land zu zeigen, dass unser Boden dringend geschützt werden muss, wurde das Boden-Objekt in einer Performance ausgerollt, auf Händen getragen und schließlich an einem Kran als 25 Quadratmeter große Bodeninstallation in die Vertikale gezogen. Damit wurde sehr gut zum Ausdruck gebracht, dass wir dabei sind, im wahrsten Sinne des Wortes den Boden unter unseren Füßen wegzuziehen. Um das zu stoppen muss die "Mutter Erde" viel mehr in unser Blickfeld.
Zur Performance und dem Bodenprofil führte die Künstlerin Anneli Ketterer auf der Kundgebung aus: "Der lateinische Begriff cultura bezieht sich sowohl auf die Pflege der geistigen Güter als auch auf die des Bodens. Dennoch ist Boden das meist übersehene Element unserer Umwelt. Das Decrustate Kollektiv will herausfinden, wie die immense Bedeutung des Bodens und die enge Verbindung zwischen ihm und dem Menschen über die Künste wieder sinnlich erfahrbar zu machen ist. Ziel ist ein umfangreiches Festival für den Boden in Berlin".
Bis in die Abendstunden informierten die Aktivisten der Kampagne über die Ziele des Bürgerbegehrens und sammelten noch erfolgreich viele Unterschriften für die Petition. Jeder Bürger kann diese noch bis zum Kampagnenende unterstützen. Dazu meinte Bernward Geier auf der Demo noch: "Erfahrungsgemäß unterschreiben in den letzten Tagen noch viele Menschen. Mit der Demo und der spektakulären Kunstaktion wollen wir dieses Potenzial nutzen, um die noch fehlenden 30.000 Unterschriften für das vorgeschriebene Quorum in Deutschland zusammen zu bekommen."
Umwelt | Wasser & Boden, 04.09.2017
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