BIOFACH 2025

Klimaanpassungen

Alte Nutztierrassen robuster als Hochleistungstiere

Das Hausschwein, eines der ältesten Nutztiere des Menschen, ist heute Deutschlands wichtigster Fleischlieferant. Doch die wenigen sehr spezialisierten Hochleistungsrassen, die dafür gezüchtet werden, haben auch Nachteile. „Sich verändernde Umweltbedingungen erfordern eine höhere Anpassungsfähigkeit. Die schon lange vorwiegend auf Fleischleistung bezogene Züchtung führt zu einem Verlust anderer vererbter Eigenschaften", sagt Prof. Dr. Dr. Kai Frölich, Direktor der Arche Warder, Europas größtem Zentrum für seltene Haus- und Nutztierrassen. „Alte Nutztierrassen sind widerstandsfähiger gegenüber Krankheiten und aufgrund ihrer genetischen Vielfalt sehr viel anpassungsfähiger und robuster", so Frölich. Er referiert am Donnerstag, dem 14. September 2017 um 18.30 Uhr im Zentrum für Umweltkommunikation der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) zum Thema „Die Bedeutung von Haustierparks für die Erhaltung der Agrobiodiversität".
 
Vom Wildschwein zum Hausschwein
Alte Haustierrassen wie das Bentheimer Landschwein sind oft anpassungsfähiger und robuster als Hochleistungszüchtungen - ein Vorteil bei zukünftigen Herausforderungen im Zuge des Klimawandels und anderen Umweltveränderungen. © Guido GerdingUnsere heutigen Nutztierrassen lassen sich auf einzelne Wildtierarten zurückführen. So wurde zum Beispiel um 10.000 vor Christus aus der Bezoarziege die Hausziege gezüchtet, aus dem asiatischen Mufflon das Hausschaf, 1.000 Jahre später aus dem Europäischen Wildschwein das Hausschwein. Eine koordinierte Züchtung gab es damals nicht, deshalb entwickelten sich ganz unterschiedliche Rassen, angepasst an Klima, Haltung und landschaftliche Besonderheiten. Die Domestikation von Nutztieren hat die kulturelle Entwicklung des Menschen entscheidend verändert. „Seit der Industrialisierung geht die Zahl der Nutztierrassen zurück", so Frölich. Laut Welternährungsorganisation sind 17 Prozent vom Aussterben bedroht. Heute stünden bei der Züchtung von Nutztieren deren Leistungsfähigkeit im Hinblick auf die Erzeugung tierischer Lebensmittel, Gesundheit und zunehmend auch Langlebigkeit im Vordergrund. Die genetische Vielfalt sei durch die einseitige Ausrichtung von Zuchtzielen gefährdet.
 
Biodiversität erhalten als globale Herausforderung
Biodiversität zu erhalten, gehört sowohl zu den aktuellen Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen als auch zur Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung. Es ist eine globale Herausforderung, zu der auch die DBU ihren Beitrag leisten möchte, denn eine möglichst große genetische Vielfalt kann für die Anpassung der Landwirtschaft an durch den Klimawandel zu erwartende Umweltveränderungen eine bedeutende Rolle spielen, so die DBU. „Gerade die Vielfalt alter Haustierrassen und die damit verbundene Anpassungsfähigkeit könnte nützlich sein für sich verändernde Umweltbedingungen insbesondere in Zeiten des Klimawandels", sagt auch Frölich.
 
Aspekte für mehr Agrobiodiversität
Die Arche Warder ist Europas größtes Zentrum für alte Haus- und Nutztierrassen. Die Einrichtung in Schleswig-Holstein setzt sich für die Erhaltung der Agrobiodiversität ein. Unter dem Begriff fasst man die Vielfalt der Arten und Ökosysteme zusammen, die landwirtschaftlich genutzt werden. Der Verein fördert unter anderem die Erhaltungszucht alter Haustierrassen sowie eine zukunftsweisende, rassegerechte Gehegehaltung. Er engagiert sich in der Umweltbildung und bietet Denkanstöße zu mehr Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft.
 
Führung durch die Ausstellung „ÜberLebensmittel"
Vor dem Abendvortrag besteht um 17.45 Uhr die Möglichkeit, die aktuelle Ausstellung im Rahmen einer öffentlichen Führung zu erleben. Sie ist bis zum 9. Februar 2018 in der DBU zu sehen (montags bis donnerstags von 8 bis 17 Uhr und freitags von 8 bis 13 Uhr). Für Schülerinnen und Schüler gibt es zielgruppengerechte pädagogische Programme.
Weitere Informationen zur Ausstellung, zum pädagogischen Programm und zu weiteren Vortragsveranstaltungen finden sich hier.
 
Kontakt: Deutsche Bundesstiftung Umwelt | presse@dbu.de | www.dbu.de

Umwelt | Klima, 14.09.2017

     
        
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