BIOFACH 2025

Deutscher Umweltkongress 2017

Zum ersten Mal mit dem Fachforum Compliance, CSR und Nachhaltigkeit

In einem stattlichen Jugendstilgebäude mit der verheißungsvollen Adresse Elvis-Presley-Platz 1 findet auf einer kleinen Anhöhe im historischen Kurpark von Bad Nauheim der 3. Deutsche Umweltkongress 2017 der WEKA Akademie statt. Ich wandere durch endlose, verwinkelte Gänge über blank polierte Marmorböden auf der Suche nach dem Spiegelsaal. Endlich angekommen, nehme ich in dem mit Kronleuchtern geschmückten, barocken Raum Platz. Es weht ein Hauch der Jahrhunderte -  auch das ist Nachhaltigkeit und schon geht es los mit der ersten Key Note. 

Der 3. Umweltkongress der WEKA Akademie war ein voller Erfolg. Fritz Lietsch referierte in seiner Eröffnungs-Keynote zum Thema ''Nachhaltigkeit – immer ein Gewinn für Unternehmen!'' © WEKA
forum Chefredakteur Fritz Lietsch verspricht dem Plenum einen Vortrag der anderen Art und eröffnet den Kongress mit einem animierten Kurzfilm des Künstlers Steve Cutts. Ich frage mich, ob auch andere Anwesende Cutts als Macher der jüngsten Musikvideos von Moby, ikonenhafter Elektromusiker und Tierschutzaktivist kennen. Der Kurzfilm demonstriert wortlos, aber dafür umso bildhafter die zerstörerische Natur eines Menschen, der mit der Natur, den Tieren und den Ressourcen der Erde verschwenderisch und verantwortungslos umgeht. Am Ende bleibt eine einzige, unwirtliche Mülllandschaft. 

Doch Lietsch rechnet in seinem Vortrag nicht mit der modernen Zivilisation ab. Vielmehr zeichnet er die geldwerten, gesellschaftlichen und nicht zuletzt auch die persönlichen Vorteile nachhaltigen Lebens und Wirtschaftens auf. Aus Sicht des Unternehmens sind das Mitarbeiterbindung, Steuererleichterungen, Kreditwürdigkeit, verlässliche Lieferantenbeziehungen und vieles mehr. Zusätzlich sind es nicht monetarisierbare, aber doch unermesslich wertvolle Faktoren wie Prestige, Image, Stakeholderbindung, Stolz und schlichtweg positive Emotionen. Der Vortrag löst am Ende den apokalyptischen Eingangsfilm auf mit Bildern und einem Video unserer wunderschönen Welt unterlegt mit Louis Armstrongs What a Wonderful World - ganz im Sinne des Acronyms von ALTOP - All Love To Our Planet.

Die Teilnehmer summen noch verträumt I see trees of green, red roses too … and I think to myself what a wonderful world, als Professor Dr. Thomas Wilrich, Fachanwalt für Verwaltungsrecht und 21-facher Marathonläufer die zweite Key Note und den jähen Gegensatz zum Vorredner anstimmt. Die Reise führt nun durch die Welt endloser Paragraphen, die trotz ihrer schieren Zahl jedoch nicht nur nicht zwingend, sondern sogar in den seltensten Fällen eindeutige Rechtsprechung erleichtern. Hier haben Emotionen keinen Platz. Doch trotz der intuitiven Deutung von Recht und Gesetz als harte Faktoren, zeigt Professor Wilrich auf, dass Schlüsse über deren Auslegung nur fallspezifisch gezogen werden können. Die rechtliche Belangung des Umweltbeauftragten wie zum Beispiel in Form einer Bußgeldverhängung nach einem Störfall hängt von diversen Rahmenbedingungen ab. Das Fazit der Key Note zwei bleibt also, „es hängt davon ab…".

Nun teilt sich das Plenum in die verschiedenen Foren auf. In diesem Jahr werden die traditionell behandelten Themen Abfallrecht- und Kreislaufwirtschaft, Immissionsschutz & Genehmigung, Anlagensicherheit & Gewässerschutz zum ersten Mal um ein Forum Compliance, CSR & Nachhaltigkeit ergänzt. Auch der Untertitel der Veranstaltung hat sich von 2016 auf 2017 von Fachforum für den betrieblichen Umweltschutz in Fachforum für den nachhaltigen Umweltschutz gewandelt. 

Digitalisierung im Umweltschutz
Ein weiterer Trend, der sich wie selbstverständlich konsequent durch jedes Produkt der Fachausstellung zog war Digitalisierung. Sei es das Recherchetool des Erich Schmidt Verlags Umweltdigital zu Umweltrecht im Bund, der Länder oder der EU; die DFGE Sustainability Intelligence; oder die Software & Servicelösugen für nachhaltige Produkte & Prozesse der Firma iPoint – alle ausgestellten Dienstleistungen waren im Kern softwarebasierte Angebote. 

Die gegensätzlichen Eröffnungs-Key Notes zeigten ein Spannungsfeld zwischen dem EineWelt-Bild unserer Erde und der betrieblich-nationalen Perspektive am Wirtschaftsstandort Deutschland. In der planet, people, profit -Vision müssen wir uns unangenehmen Fragen stellen, wie zum Beispiel, ob wir Nusaybah, 21 Jahre aus Bangladesch zu einem Tageslohn von 1,20 Euro einstellen würden, um unsere Kleidung zu nähen. Oder ob wir es gutheißen, dass Bas, 9 Jahre, das Coltan für die Elektronikteile in unseren Mobiltelefonen mit seinem kindlichen und wendigen Körper und bloßen, kleinen Händen aus den engen Minen der Kivu-Provinzen des Ostkongo schürft. In der anderen Welt geht es in unserem Wirken und Wirtschaften in erster Linie um Rechtsvorschriften, Länder-, Bundes und EU-Regularien, messbare Zahlen, Grenzwerte, betrieblichen Umweltschutz, Chemikaliensicherheit, Gefahrguttransport, Grundwasserschutz, Umgang mit wassergefährdenden Stoffen, Rohrfernleitunen und Tankanlagen. 

Dieses Spannungsfeld zieht sich durch den Deutschen Umweltkongress 2017 und bringt für alle Teilnehmer neue Einsichten, die in den Pausen intensiv diskutiert wurden. Die Erweiterung der Fachforen um das Forum „CSR, Compliance und Nachhaltigkeit" war somit ein sinnvoller Schritt und die richtige Ergänzung des Kongresses in Richtung zukunftsfähiges, innovatives Wirtschaften.
 
von Anna Stetter 

Dr. Anna Stetter ist Event-Redakteurin für forum Nachhaltig Wirtschaften. Sie arbeitet in internationalen Forschungsprojekten und als Beraterin zu Fragen rund um eine zukunftsfähige Energieversorgung bei der B.A.U.M. Consult GmbH in München. 2015 promovierte sie an der LMU München zum Thema Sozial- und Ökostandards/Zertifizierung.

Gesellschaft | Pioniere & Visionen, 20.09.2017

     
        
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