Eine Stimme für die Zukunft
Der Weltzukunftsrat für kommende Generationen
Umweltzerstörung, Klimawandel und globale Finanzkrise sind klare Anzeichen dafür, dass die Menschheit auf Kosten ihrer Nachfolger lebt. Die Stiftung World Future Council versteht sich als Stimme zukünftiger Generationen. Ihr Ziel: Die Schätze dieser Erde erhalten und politische Rahmenbedingungen für eine gerechte, nachhaltige und friedliche Zukunft schaffen.
Vor genau zehn Jahren wurde der World Future Council (WFC) – auch Weltzukunftsrat genannt – von Jakob von Uexküll ins Leben gerufen. Uexküll ist Gründer des Right Livelihood Awards, besser bekannt als der „Alternative Nobelpreis". Mit dem WFC hat er es sich zur Aufgabe gemacht, Probleme nicht einfach zu benennen oder gar beschuldigend mit dem Finger auf politische Entscheidungsträger zu zeigen. Vielmehr sucht der Rat aktiv nach guten Zukunftslösungen – mit dem klaren Ziel, die politischen Rahmenbedingungen für eine gerechte Welt und eine intakte Umwelt zu schaffen.
Brückenschlag zwischen Akteuren der Politik und Zivilgesellschaft
Was diesen Ansatz so effektiv und erfolgreich macht ist, dass hier politische Entscheidungsträger die zentrale Rolle bei der Transformation spielen. In Gebieten dieser Erde, in denen sich politische, ökologische und soziale Probleme häufen, wird dem politischen System oft vorgeworfen, dysfunktional zu sein. Doch gerade wenn dem so ist, muss auf politischer Ebene ein Bewusstsein dafür geschaffen werden, dass der Wandel notwendig und möglich ist. Hier kommt der Druck häufig von der Zivilgesellschaft, die eine Veränderung des bestehenden Systems einfordert. Die Gesetze, die durch die Arbeit des World Future Council auf den Weg gebracht wurden, sind daher oft ein Brückenschlag zwischen politischen Entscheidungsträgern, der Zivilgesellschaft sowie anderen Interessengruppen und Stakeholdern.
Gletscher und Wüsten sind keine Verhandlungspartner
Auch der schlimmste ökonomische Kollaps ist nach einigen Jahren überwunden, während die Folgen eines Umweltbankrotts Jahrtausende oder sogar unabsehbar länger dauern können. Über Geldschulden kann man verhandeln, man kann sie erlassen, man kann sie stunden – oder die Zahlung verweigern. Aber schmelzende Gletscher und sich ausbreitende Wüsten sind nicht verhandelbar, sondern ein nicht umkehrbarer Prozess. Gerade letztere sind ein anschauliches Beispiel: Die Ausbreitung der Wüsten (Desertifikation) ist eine Folge des Klimawandels, und der Klimawandel wird durch Desertifikation weiter vorangetrieben. Als Folge sind Millionen Menschen – Schätzungen gehen von 135 Millionen aus – von Hungerkatastrophen bedroht, welche Konflikte schüren und ein wichtiger Grund für die Flüchtlingsströme in den Westen sind. Unverantwortliches Handeln auf politischer und ökonomischer Ebene hat eine unglaubliche Hebelwirkung und die Folgen sind enorm. Hier gilt es mit sinnvollen Gesetzen anzusetzen.
Best Practice-Beispiele ins rechte Licht rücken
Um gute Gesetze und Maßnahmen zu identifizieren und zu verbreiten, stehen verschiedene Mittel zur Verfügung. So vergibt der WFC seit 2009 den Future Policy Award, den „Oscar für zukunftsweisende Gesetze". Verliehen wird dieser an Gesetze und Maßnahmen, die Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit fördern. Jedes Jahr wird ein Politikfeld ausgewählt, in dem innovative Lösungen besonders wichtig sind. So wurden beispielsweise Auszeichnungen für die Themen Kinderrechte, Wälder, Nahrungssicherheit oder Abrüstung vergeben. In Kooperation mit der Konvention zur Bekämpfung der Desertifikation der Vereinten Nationen (UNCCD) werden im Jahr 2017 Gesetze und Maßnahmen ausgezeichnet, die Wüstenbildung erfolgreich bekämpfen.
Die zweite Säule der Aktivitäten des WFC ist der Globale Politik-Aktionsplan GPACT: In erster Linie für vielbeschäftigte politische Entscheidungsträger entwickelt, erleichtert GPACT als eine Art Baukasten die Umsetzung wegweisender politischer Reformen und unterstützt so die Einhaltung internationaler Verpflichtungen im Rahmen der globalen Nachhaltigkeitsziele. Weiterhin organisiert der WFC das Future of Cities Forum – ein Event, der Bürgermeister, Stadträte, Stadtplaner, Forscher, Fachleute und Vertreter aus der Zivilgesellschaft und der Wirtschaft zusammenbringt, um zentrale Herausforderungen und Lösungen für regenerative Städte zu diskutieren. Darüber hinaus organisiert der World Future Council Workshops, Informationsveranstaltungen, Informationsmaterial und Diskussionsforen. Bei diesen bekommen die Menschen, die in ihrem Land, ihrer Region oder ihrer Stadt etwas bewegen können, die richtigen Hilfsmittel an die Hand. Sie sollen wissen, dass für ihre Probleme bereits kluge, funktionierende Lösungen existieren und dass diese bezahlbar sind.
Meilensteine von zehn Jahren Engagement
Jetzt sind Sie gefragt
Der World Future Council finanziert sich durch Spenden. Mit einer Spende können Sie dabei helfen, die politischen Rahmenbedingungen für eine gerechte, nachhaltige Welt und eine intakte Natur zu schaffen! Ihre Spende ist steuerabzugsfähig; Erbschaften und Vermächtnisse sind steuerlich befreit.
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Der WFC kann heute, im Jahr 2017, auf ein erfolgreiches Jahrzehnt zurückblicken. Folgende Eckpunkte zeigen die Bandbreite des Engagements: Der durch den WFC angestoßene regelmäßige Austausch zwischen Rüstungskontrollexperten aus Argentinien und Bosnien-Herzegowina ermöglichte, dass über 250.000 Schusswaffen zerstört oder abgegeben wurden. Ebenfalls wurde das Konzept der „regenerativen Stadt" erfolgreich im internationalen Diskurs zur Stadtentwicklung etabliert und besonders das von urbaner Umweltverschmutzung betroffene China dafür begeistert. Die vom WFC gegründete Afrikanische Allianz für erneuerbare Energien (AREA) zählt mittlerweile über 2.000 Mitglieder aus 90 Ländern. Das vom WFC herausgegebene Handbuch über parlamentarische Maßnahmen zur nuklearen Nichtverbreitung und Abrüstung wird von Abgeordneten auf der ganzen Welt genutzt und ist in vier Sprachen erschienen.
Der World Future Council besteht heute aus einem Rat globaler Changemaker aus Regierungen, Parlamenten, Zivilgesellschaft, Hochschulen, Kunst und Wirtschaft, sowie Mitarbeitern in Hamburg, London, Brüssel, Genf und Peking. Sie alle arbeiten täglich daran, zukünftigen Generationen eine Stimme zu geben und eine bessere, gerechtere Welt zu schaffen. Zum Abschluss des zehnten World Future Forums 2017 in Bregenz veröffentlichte der WFC die „Bregenzer Erklärung", in der die Ratsmitglieder den Klimawandel und nukleare Bedrohungen als existenzielle und akute Gefahr für die Menschheit sehen. Der Weltzukunftsrat möchte nicht nur Ziele umsetzen, sondern möglichst viele Menschen für eine enkeltaugliche Zukunft begeistern.
Von Sebastian Henkes
Quelle: World Future Council. Stimme zukünftiger Generationen
Gesellschaft | Pioniere & Visionen, 30.09.2017
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 03/2017 - Tierische Geschäfte erschienen.
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