Einfach mal ausprobieren!
Telekom-Personalvorstand Christian Illek will Antworten auf den digitalen Wandel der Arbeitswelten auch durch Experimente im Unternehmen finden
Die gute Nachricht: Die Deutschen sehen die Digitalisierung positiv. 75 Prozent der Menschen glauben, dass sie mehr Vor- als Nachteile für unser Land bringt, 63 Prozent rechnen auch mit persönlichen Vorteilen. Das ist das Ergebnis einer jüngsten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts dimap. Die schlechte Nachricht: Laut „Zukunftsmonitor" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMF) erwarteten noch 2016 immerhin 42 Prozent der Menschen, dass die neuen Technologien zu „negativen Veränderungen in der Arbeitswelt" des Jahres 2030 führen werden. Gleichzeitig ahnen 67 Prozent, dass sich unser Verständnis von Arbeit grundlegend ändern wird. Denn angesichts des hohen Innovationstempos durch die Digitalisierung stehen wir vor immensen Herausforderungen: Geschäftsmodelle verändern sich oder verschwinden ganz, weil bisherige Märkte sich wandeln und neue entstehen. Wahr ist auch: Die Anpassungsgeschwindigkeit von Unternehmen kann nur bei gleichzeitiger Flexibilität für Beschäftigte gesteigert werden. Für die Menschen in den Büros und den Werkhallen bedeutet das: Sie müssen in die Lage versetzt werden, den Wandel am Arbeitsmarkt für sich zu bewältigen.
Aufgabe der Arbeitgeber, aber auch der Sozialpartner ist es, den Menschen die Chancen von Arbeit 4.0 zu vermitteln, damit sie eine positive Haltung einnehmen können. Und sie müssen dafür ein geeignetes Umfeld schaffen. Kooperation statt Konfrontation sollte dabei Leitfaden sein. Denn das macht das neue Arbeiten aus.
Wir dürfen uns aber auch nichts vormachen. Niemand kann heute schon alle Antworten darauf haben, wie genau die Arbeitswelt von morgen aussehen wird. Ja, wir wissen, dass Mensch und Maschine künftig mehr und enger zusammenarbeiten werden und dass wir unsere Aufgaben zeit-und ortsunabhängiger erledigen werden. Wie das alles im Detail funktionieren wird, welche Hindernisse wir dafür aus dem Weg räumen müssen, was funktioniert und was nicht, ahnen wir bestenfalls.
Deshalb plädiere ich fürs Ausprobieren: Wir müssen in den Unternehmen jenseits von organisatorischen und betrieblichen Zwängen Experimentierräume schaffen, in denen wir neue Möglichkeiten der sich wandelnden Arbeitswelten verproben. So etablieren wir eine Lern- und Fehlerkultur, die uns Freiheiten gibt und in der Entscheidungen schneller gefällt und bessere Ergebnisse erzielt werden.
Bei der Telekom suchen wir permanent nach geeigneten Wegen, um lähmende Silos im Unternehmen aufzubrechen. Deshalb verankern wir breit die Methode des Design Thinkings. Wir haben mit LevelUP! eine digitale Lernplattform für Führungskräfte gebaut und wir werden mit abteilungsübergreifenden Modellen fürs Zusammenarbeiten experimentieren. Warum sollten Mitarbeiter nicht einen Teil ihrer Fähig- und Fertigkeiten in Projekte investieren, die nicht zu ihren direkten Aufgaben gehören? Wir werden das ausprobieren. Anders als bei Googles „"20-Prozent-Regel" sollen unsere Mitarbeiter ihre Zeit aber nicht eigenen Projektideen im stillen Kämmerlein widmen, sondern sie bringen sich in Teams mit vielversprechenden Konzernprojekten ein. Die Vorteile dieser fokussierten Herangehensweise liegen auf der Hand: Das Talent der Mitarbeiter wird im Unternehmen viel sichtbarer, wir nutzen besser das eigene Know-how im Unternehmen, sparen so Kosten für externe Anbieter und kommen, hoffentlich, schneller zum Ziel. Wir werden sehen, ob diese Wette aufgeht.
Trotz aller Skepsis, die die befragten Menschen im „Zukunftsmonitor" äußern, sehen sie auch die positiven Seiten der Digitalisierung für die Arbeitswelt: Mehr als die Hälfte glaubt, dass dadurch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf besser gelingt und 60 Prozent glauben, dass uns die Zukunft mehr Flexibilität bei der Arbeitsplatzwahl bringt- ob zu Hause, im Büro oder im Coworking-Space.
Technischer Fortschritt lässt sich nicht aufhalten. Er lässt sich aber gestalten. Die Neuvermessung unserer Welt durch die Digitalisierung führt zu sozialen und gesellschaftlichen Innovationen. Auch in unserem Arbeitsleben. Überlegungen, wie wir diese künftig gestalten können, haben wir in einem Positionspapier für die Telekom festgehalten. Auch im HR-Kreis der Acatech (Deutsche Akademie der Technikwissenschaften) habe ich mit Kollegen aus anderen Unternehmen über Lösungen für die digitale Transformation nachgedacht. Unser Fazit: Flexibilität wird das „neue Normal" in der Arbeitswelt. Eingebettet in eine verantwortungsvolle Unternehmenskultur halten wir damit den Schlüssel für die erfolgreiche digitale Transformation von Arbeit in der Hand.
Mehr zum Thema
Positionspapier des HR-Bereiches der Deutschen Telekom (pdf, 1.6 MB)
Christian Illek, Vorstandsmitglied Deutsche Telekom AG, Personal
Quelle: Deutsche Telekom AG
Wirtschaft | Führung & Personal, 10.01.2018
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