Wissen über Bioökonomie:
Neue Wissenschaftsläden schlagen Brücken zur Forschung
Unter Bioökonomie können sich viele Menschen wenig vorstellen. Es gibt zahlreiche offene Fragen – die ein Wissenschaftsladen beantworten könnte. Denn Wissenschaftsläden haben sich als Brücke zwischen Forschung und Öffentlichkeit bereits bewährt. Dieses Konzept will das neue Projekt SciShops nun europaweit ausbauen. Zehn neue Wissenschaftsläden sollen entstehen – und nicht nur Fragen zur Bioökonomie klären. Die Europäische Union unterstützt SciShops mit insgesamt knapp 3 Millionen Euro, von denen die Universität Hohenheim in Stuttgart über 250.000 Euro erhält: Ein Schwergewicht der Forschung an der Universität Hohenheim.
Sie informieren über neueste Erkenntnisse, beantworten kritische Fragen und sind Anlaufstelle, wenn man ein Forschungsprojekt anregen möchte: Wissenschaftsläden stellen ein wichtiges Bindeglied zwischen Forschung und Öffentlichkeit dar. Zum Beispiel bei Fragen zur Bioökonomie.
Dieses Konzept will das EU-Projekt SciShops nun stärken. Es vereint 18 Projektpartner aus 13 europäischen Ländern und wird vom österreichischen Unternehmen Synyo GmbH koordiniert. SciShops zeigt auf, welche Vorteile sich durch die Gründung eines Wissenschaftsladens (engl. „Science Shop") ergeben und wie die Gesellschaft von einer Beteiligung der Öffentlichkeit an der Wissenschaft profitiert.
Das Forschungszentrum für Bioökonomie an der Universität Hohenheim ist im Rahmen des Projektes für den Wissenstransfer verantwortlich und sorgt dafür, dass die verschiedenen Interessensgruppen eingebunden werden. „Unser Haupt-Augenmerk liegt dabei auf der Bioökonomie, dem Leitthema der Universität Hohenheim", erklärt die Leiterin des Forschungszentrums Susanne Braun.
„Was genau versteht man eigentlich unter Bioökonomie? Welche gesellschaftlichen Bereiche sind davon berührt? Solche Fragen können Wissenschaftsläden beantworten", weiß Christina Zübert, Projektmanagerin am Forschungszentrum. „Denn da gibt es viele Missverständnisse. Der Begriff Bioökonomie ist vielen Menschen unklar, er wird zum Beispiel bisweilen mit biologisch erzeugten Lebensmitteln verwechselt."
Zehn neue Wissenschaftsläden für Europa
Im Rahmen von SciShops sollen in Europa mindestens zehn neue Wissenschaftsläden in Forschungseinrichtungen, Universitäten, zivilgesellschaftlichen Institutionen und großen Unternehmen gegründet werden – einer davon in Deutschland.
Das Projekt baut auf bereits bestehende Kapazitäten auf: „Die neuen Einrichtungen werden mit existierenden Science Shops gekoppelt, um das Wissen und die Erfahrungen effektiv weiter geben zu können", erklärt Zübert.
Wissenstransfer über Workshops und Summer Schools
Dazu führt SciShops insgesamt acht europäische Workshops und zwei Summer Schools durch, an denen die verschiedenen Interessengruppen zusammenfinden. Einen Workshop veranstaltet das Forschungszentrum für Bioökonomie im Rahmen der Konferenz ISEKI_Food 2018, 3.–5. Juli 2018, in der Jubiläums-Festwoche an der der Universität Hohenheim.
Landwirte, Verbraucher, bestehende Wissenschaftsläden und Interessenten, die einen Science Shop gründen wollen, sind bei den Veranstaltungen mit von der Partie. „Wir wollen zunächst einmal herausfinden, welche Themen in welcher Region relevant sind", so Zübert. „Wie zum Beispiel die Bioökonomie in Hohenheim." Zum anderen nehmen die Forscher die Methoden unter die Lupe und führen Fallstudien durch: „Kurz gesagt: Wir werten aus, was wie bei den bestehenden Wissenschaftsläden gut funktioniert."
Handreichung für neue Wissenschaftsläden
SciShops will das Knowhow übermitteln, wie die Wissenschaftsläden gezielter und effizienter arbeiten können. „Dafür entwickeln wir Strategien und Instrumente, wie z.B. ein Wissenszentrum, einen SciShops-Navigator oder eine Partnerschaftsplattform." In einem Handbuch und auf einer Online-Plattform wird es Empfehlungen zum Nachlesen geben.
HINTERGRUND: Wissenschaftsläden
Science Shops sind erstmals in den 1970er Jahren in den Niederlanden an Universitäten entstanden. Sie dienten als Anlaufstellen, um konkrete Probleme, wie etwa eine Schadstoffbelastung im Trinkwasser, in einzelnen Gemeinden wissenschaftlich zu bearbeiten. Heute gibt es Wissenschaftsläden in fast jedem Land in Europa. Sie dienen als Bindeglied zwischen Forschung, Öffentlichkeit und Wirtschaft. Die Europäische Kommission und viele Nationalstaaten fördern sie finanziell.
HINTERGRUND: SciShops: Enhancing the Responsible and Sustainable Expansion of the Science Shops Ecosystem in Europe
Das Forschungsprojekt SciShops startete am 1.9.2017 und läuft bis 28.2.2020. Die Europäische Kommission finanziert das Vorhaben im Rahmen des Forschungsprogramms Horizont 2020 mit insgesamt knapp 3 Millionen Euro. Die Universität Hohenheim erhält für die Leitung eines Teilprogramms und weitere Vernetzungsaufgaben 253.625 Euro.
Koordiniert wird SciShops von der Synyo GmbH, Wien. Weitere Projektpartner sind das Handelsblatt, KPMG, das Wuppertal Institut, sowie 14 weitere Kooperationspartner aus Belgien, Großbritannien, Italien, Litauen, Niederlande, Rumänien, Schweden, Slowenien, Spanien, Ungarn und Zypern.
Weitere Informationen zum Projekt
Homepage | Facebook @scishops | Twitter @SciShops_eu
HINTERGRUND: Bioökonomie – Leitthema der Universität Hohenheim
Die Bioökonomie ist das Leitthema der Universität Hohenheim und einer ihrer drei Forschungsschwerpunkte. Sie verbindet die agrarwissenschaftliche, die naturwissenschaftliche sowie die wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Fakultät.
Diese interdisziplinäre Thematik an der Universität Hohenheim zu koordinieren und umzusetzen ist Aufgabe des Forschungszentrums Bioökonomie. Ziel der Bioökonomie ist es, die weltweite Ernährung zu sichern, die Agrarproduktion nachhaltig zu gestalten, gesunde und sichere Lebensmittel zu produzieren, nachhaltige Rohstoffe industriell zu nutzen sowie Energieträger auf der Basis von Biomasse auszubauen. Dabei genießt die Ernährungssicherung stets Vorrang vor anderen Nutzungen von Biomasse (Nationale Forschungsstrategie BioÖkonomie 2030, BMBF).
Die Bioökonomie greift ein zentrales Anliegen von Politik und Gesellschaft auf und berücksichtigt gleichermaßen ökologische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Belange.
Kontakt:
Christina Zübert, Universität Hohenheim, Forschungszentrum für Bioökonomie
christina.zuebert@uni-hohenheim.de | http://bioeconomy.uni-hohenheim.de/forschungszentrum
Technik | Wissenschaft & Forschung, 16.01.2018
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