Kreislaufwirtschaft 2018:
3 Wachstumstrends
- Deutschland an der Spitze der weltweit führenden Systeme für Abfallwirtschaft
- Nur 14 Prozent der eingesetzten Rohstoffe in der deutschen Industrie sind recycelt
- Bereiche Umwelttechnologien und Ressourceneffizienz sind wesentliche Wachstumsfelder
Das Pariser Abkommen, spürbare Veränderungen im Konsumverhalten der Verbraucher und die stetig steigende Nachfrage von nachhaltigen Produkten - die Kreislaufwirtschaft hat Einzug auf die Agenda der deutschen Industrie genommen. Doch nach einer aktuellen Untersuchung des Bundesumweltministeriums stammen tatsächlich nur rund 14 Prozent der eingesetzten Rohstoffe in den Produktionsketten aus dem Recycling. In der EU kommen 15 Tonnen Ressourcen jährlich pro Kopf und sind damit für das Recycling verloren. Deutschland verfügt über eines der weltweit führenden Systeme im Bereich der Abfallwirtschaft.
Welche Trends im nächsten Jahr die Umsetzung der Kreislaufwirtschaft in Unternehmen beschleunigen werden, erklärt Giulio Bonazzi, CEO von Aquafil und Initiator des ECONYL® Regenerationssystems:
Digitalisierung und Sharing Economy als wichtigste Impulse
Menschen teilen Autos und vermieten Teile ihrer Wohnung, anstatt für Hotels zu bezahlen. Sharing Economy wird immer beliebter. Unternehmen, die diesen Trend annehmen, können daraus neue Einnahmequellen generieren und die bestehenden Kosten senken. Die Minimierung von Abfall reduziert zum Beispiel die Kosten und Änderungen im Produktdesign können die Modernisierung und Wiederaufbereitung lebensfähiger machen. Insbesondere wenn die sparsamere Verbraucherbasis weiter wächst, kann das einen First-Mover-Vorteil gegenüber Wettbewerbern bedeuten. Durch einen besseren Zugang zu Daten und sozialen Medien erhalten die Verbraucher mehr Informationen über Produktauswirkungen und entwickeln höhere Erwartungen an deren Nachhaltigkeit. Lösungsansätze müssen über reine Entsorgungslösungen hinausgehen, viel früher im Produktionsprozess ansetzen und auch stärker als bisher Konsumentscheidungen einbeziehen. Oberstes Ziel dabei: Abfälle weitgehend vermeiden und eine ressourceneffiziente Kreislaufwirtschaft ermöglichen. Unternehmen setzen noch zu häufig auf Primärmaterialien anstatt auf recycelte Rohstoffe zurückzugreifen - obwohl diese eigentlich günstiger sein könnten.
Ein entscheidender Grund sind fehlende Informationen: Wo und wann Abfälle anfallen, die sich als Rezyklate einsetzen lassen, ist deutlich ungewisser als bei Primärmaterialien, wie etwa im Bergbau. Zudem hängt der Wert von Abfällen maßgeblich davon ab, wie diese Abfälle zusammengesetzt sind und was über sie bekannt ist: Was sind teuer zu entsorgende gefährliche Abfälle, was kann sinnvoll recycelt werden? Informationen über Mengen und insbesondere Qualitäten von Produkten und den in ihnen enthaltenen Rohstoffen müssen erhoben werden und erhalten bleiben. Digitale Transformation könnte die Lösung liefern, da sie aus mehreren Gründen eine Informationsrevolution ist und das Bindeglied zur Umsetzung der Kreislaufwirtschaft werden kann.
Changing the Habits: Überzeugung der Kunden
Für rund 70 Prozent der Konsumenten ist ein möglichst nachhaltiger, umweltfreundlicher Lebensstil zunehmend wichtig. Allerdings wissen zum Beispiel vier von zehn Verbrauchern nicht, wie Textilien oder Kleidung hergestellt werden und, dass die Textilindustrie als Hauptverschmutzer gilt.
Business Continuity ist das, wonach jedes Unternehmen strebt. In einer Welt, die immer stärker zusammenwächst und sich im permanenten Wandel befindet, müssen Unternehmen ständig ihre Handlungen und Geschäfte überdenken. Der Bedarf an Innovation wird durch den Druck kritischer Verbraucher, innovativer Startups und konkurrierender Peers angetrieben. Marktanteile und eine positive Markenwahrnehmung zu generieren und zu halten, hängt auch mit der Kundengewinnung zusammen. Der Aufbau einer nachhaltigen Beziehung zum Kunden wird für den Erfolg immer wichtiger. Genau hier setzt die Kreislaufwirtschaft an: Der Aufbau einer stärkeren Beziehung von Unternehmen zu ihren Kunden, um genau das zu liefern, was sie wollen. Entscheider und Produktentwickler sind daher zunehmend angehalten, ihre Produkte und Angebote an diesen Prozess anzupassen und den Verbrauchern Einblicke in nachhaltige Verbesserungen zu geben.
Disruption: Übergreifendes Denken
Zumeist trifft das Zirkulations-Prinzip jedoch auf eine falsche Ausgangslage. Anstatt direkt auf Recycling zu setzen, sieht das Konzept als ersten Schritt vor, Abfall zu vermeiden und Ressourcen wiederzuverwenden. In der Modebranche stellt das gigantische Ausmaß des Ressourenverbrauchs und die daraus resultierende Materialverschwendung jedoch eine der größten Herausforderungen dar, einen geschlossenen Kreislauf zu erreichen. Modellabel wie Patagonia oder Nudie Jeans agieren hier schon federführend, indem sie für ihre Kunden exklusive Thriftshops und Reparaturservices anbieten. Circular Economy beinhaltet die Idee, dass Produkte und Materialien so lange wie möglich verwendet werden und ihren Wert niemals verlieren. Dies ist ein wesentlicher Teil des Fortschritts in Richtung einer Kreislaufwirtschaft. Nur so können der Materialfluss verlangsamt und die negativen Auswirkungen auf die Umwelt kontinuierlich reduzuert werden. Diese Transformation nutzt einen Ansatz auf Systemebene und eine intentionale Strategie, um Verschwendung zu vermeiden und Materialien für eine längere Zirkulation und größere Wiederverwendbarkeit zu verwalten. Ziel ist es, mit weniger Material- und Energieverbrauch mehr Wertschöpfung und wirtschaftliche Chancen zu generieren.
Giulio Bonazzi erklärt: "Nicht nur aus ökologischen und rechtlichen Gründen sollte Europas Industrie also umdenken. Wiederverwertung und Ressourceneffizienz bedeuten auch weniger wirtschaftliche Abhängigkeit von ressourcenreicheren Ländern und immer teurer werdenden endlichen Rohstoffen. Somit sollte Kreislaufwirtschaft besonders bei Unternehmen mit starker Abhängigkeit von bestimmten Rohstoffen eine umso größere Bedeutung auf der strategischen Ebene haben." Kombiniert mit dem technologischen Fortschritt, ermöglicht die Kreislaufwirtschaft eine Steigerung der Ressourcenproduktivität jährlich um bis zu drei Prozent. Bis 2030 könnte ein jährlicher Primärressourcen-Gewinn von 600 Billionen Euro im Vergleich zu heute generiert werden.
Kontakt: Mashup Communications GmbH, Inga Muecke
econyl@mashup-communications.de | www.econyl.com/de/
Umwelt | Ressourcen, 11.01.2018
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