Die Neuvermessung der Welt

CSR-Jubiläumskonferenz der IHK München zu den Sustainable Development Goals

„Die Neuvermessung der Welt" betitelte das Nach­haltig­keits­team der IHK München ihre große CSR-Jubiläumskonferenz im Herbst diesen Jahres. Und in der Tat, spätestens seit der Verabschiedung der Sustainable Development Goals durch die UN wird zunehmend klar, dass es nach der Entdeckung und Eroberung der Welt durch die Menschheit nun um die Erhaltung dieser Welt für die Menschheit geht.

Sustainable Development Goals (SDG; Ziele für nachhaltige Entwicklung) © www.sdgcompass.org – mit freundlicher Unterstützung von respACT, austrian business council for sustainable development
30 Jahre nach der Brundtland Erklärung und 25 Jahre nach der Konferenz von Rio bringen die von der Völkergemeinschaft verabschiedeten SDG zum Ausdruck, dass wir eine globale Gemeinschaft sind, die nur gemeinsam die wirklich großen Herausforderungen unserer Epoche schaffen kann.

forum blickt deshalb zurück auf die Bilanz der letzten 30 Jahre und erklärt, wie Wirtschaft, Politik und Konsumenten die Ziele einer nachhaltigen Entwicklung erreichen können.

Unser Planet steht vor ernsten wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Herausforderungen. Um diesen zu begegnen, werden in den Sustainable Development Goals (SDG; Ziele für nachhaltige Entwicklung) global gültige Prioritäten und Ziele bis zum Jahr 2030 festgelegt. Sie stellen eine einzigartige Möglichkeit dar, extreme Armut zu beseitigen und die Welt auf einen nachhaltigen Kurs zu bringen. Regierungen in aller Welt haben sich bereits zu diesen Zielen bekannt. Nun ist es an der Zeit, dass die Wirtschaft entsprechende Maßnahmen ergreift.

Die Bedeutung der SDG für die Wirtschaft
Die Sustainable Development Goals setzen weltweit einheitliche Maßstäbe für Prioritäten und Ziele einer nachhaltigen Entwicklung bis 2030. Sie sollen die globalen Anstrengungen zum Erreichen gemeinsamer Ziele und Unterziele vorantreiben. Die SDG rufen Regierungen, Wirtschaftsunternehmen und die Zivilgesellschaft zum Handeln auf, um im Rahmen der Möglichkeiten unseres Planeten die Armut zu beseitigen und allen Menschen ein würdevolles und chancenreiches Leben zu ermöglichen.

Die 17 Sustainable Development Goals bilden einen gemeinsamen Rahmen für Prioritäten und Bestrebungen für nachhaltige Entwicklung und betonen vor allem die zentrale Rolle, die die Wirtschaft in diesem Zusammenhang spielen kann und muss. Hier finden Sie die Liste der SDG.

Im Gegensatz zu ihren Vorläufern, den Millenniumszielen, rufen die SDG ausdrücklich alle Unternehmen auf, ihre Kreativität und ihr Innovationspotenzial zu nutzen, um die Herausforderungen einer nachhaltigen Entwicklung zu meistern. Zwar haben sich alle Regierungen auf die SDG geeinigt, doch wird der Erfolg bei der Umsetzung maßgeblich vom Handeln und der Zusammenarbeit aller Akteure abhängen.

Die SDG ermutigen somit vor allem auch die Unternehmen, Lösungen und Technologien zu entwickeln und umzusetzen, um die weltweit drängendsten Herausforderungen für eine nachhaltige Entwicklung zu adressieren und zu zeigen, wie sie im Rahmen ihrer Tätigkeit die nachhaltige Entwicklung fördern. Dies kann durch die konsequente Minimierung negativer oder die Stärkung positiver Auswirkungen ihres Handelns auf Mensch und Umwelt geschehen.

Die SDG decken ein breites Spektrum an Nachhaltigkeitsthemen wie Armut, Gesundheit, Klimawandel und Umweltschäden ab, die auch für die Wirtschaft relevant sind. Unternehmen sollten die globalen Ziele deshalb als Rahmenwerk verwenden, um ihre Strategien, Ziele und Geschäftsaktivitäten zu gestalten, zu steuern und zu kommunizieren.
 
So können sie in vielfacher Weise profitieren, weil sie:
  • Zukünftige Geschäftschancen erkennen
    Die SDG werden öffentliche und private Investitionen so lenken, dass sie zur Lösung der von ihnen adressierten Probleme beitragen. Dadurch entstehen wachsende Märkte für jene Unternehmen, die innovative Lösungen anbieten und den gewünschten, tiefgreifenden Wandel ermöglichen.
  • Den Nutzen unternehmerischer Nachhaltigkeit steigern
    Obgleich der Business Case für unternehmerische Nachhaltigkeit bereits gut belegt ist, können die SDG darüber hinaus wirtschaftliche Anreize für die Unternehmen schaffen, weil externe Effekte zunehmend internalisiert werden. Ein effizienterer Ressourceneinsatz oder der Umstieg auf nachhaltigere Alternativen zeigt sich somit zunehmend attraktiver.
  • Stakeholder-Beziehungen stärken und sich rechtzeitig auf zukünftige gesetzliche Anforderungen vorbereiten
    Die SDG spiegeln die Interessen der Stakeholder und die Ausrichtung der gesetzlichen Vorgaben auf internationaler, nationaler und regionaler Ebene wider. Unternehmen, die ihre Prioritäten auf die SDG abstimmen, können Kunden, Mitarbeiter und weitere Stakeholder stärker an sich binden. Ohne Anpassung an die SDG sehen sich Unternehmen einem größeren rechtlichen bzw. Reputationsrisiko ausgesetzt.
  • Gesellschaften und Märkte stabilisieren
    In einer instabilen Gesellschaft können Unternehmen nicht erfolgreich sein. Investitionen, die aktiv zu den SDG beitragen, stärken daher auch die Basis wirtschaftlichen Erfolgs. Dazu gehören Märkte mit klaren Regeln und ein transparentes Finanzsystem ebenso wie gut geführte und nicht korruptionsanfällige Regierungen und Institutionen.
  • Eine verbindende Sprache und ein gemeinsames Ziel haben
    Die SDG geben Unternehmen einen verbindenden Aktionsrahmen und eine gemeinsame Sprache, die helfen, einheitlich und effektiv mit den Stakeholdern zu kommunizieren und zum Wohl der Menschheit zu agieren. Das gemeinsame Zielsystem ermöglicht Partnerschaften, die Synergien nutzen, um die weltweit drängendsten sozialen Herausforderungen anzugehen.

Ein wichtiges Hilfsmittel: Der SDG Kompass
Der von der Global Reporting Initiative (GRI), dem UN Global Compact und dem World Business Council for Sustainable Development (WBCSD) entwickelte SDG Kompass will Unternehmen Hilfestellung dabei bieten, ihre Unternehmensstrategie an den SDG auszurichten und ihren Beitrag zu messen und zu steuern.
 
In drei Beratungsphasen wurde Input von Wirtschaftsunternehmen, Regierungsbehörden, akademischen Institutionen sowie Organisationen der Zivilgesellschaft aus aller Welt für den Kompass eingeholt.
 
In 5 Schritten zum Erfolg: Die SDG rufen alle Unternehmen auf, ihre Kreativität und ihr Innovationspotenzial zu nutzen, um die Herausforderungen einer nachhaltigen Entwicklung zu meistern. Wertvolle Hilfestellung für ein schrittweises Vorgehen in der Praxis gibt dafür der SDG-Kompass. © www.sdgcompass.org – mit freundlicher Unterstützung von respACT, austrian business council for sustainable developmentIm Ergebnis zeigt der Leitfaden in fünf Schritten, wie Unternehmen einen möglichst großen Beitrag zu den SDG leisten können, je nachdem wie weit ihre Strategie im Kerngeschäft bereits auf Nachhaltigkeit ausgelegt ist. Diese fünf Schritte des SDG Kompasses setzen einen Konsens über die Verantwortung von Unternehmen voraus, alle relevanten Gesetze und internationale Mindeststandards einzuhalten und negative Auswirkungen auf die Menschenrechte prioritär zu behandeln. Bei der Entwicklung des SDG Kompasses lag das Hauptaugenmerk auf multinationalen Konzernen. Kleine und mittelständische Unternehmen sowie andere Organisationen sind aber auch angehalten, sich vom Kompass anregen zu lassen und ihn mit den für sie nötigen Anpassungen zu verwenden. Der Kompass eignet sich nicht nur für die Anwendung auf Unternehmensebene, sondern auch auf Produkt-, Standort-, Divisions- oder regionaler Ebene.
 
Der SDG Kompass ist in Abschnitte unterteilt, die dem Leser und Nutzer in fünf Schritten die empfohlenen Handlungsmöglichkeiten erläutern. Hier die Kurzübersicht:
    Die deutsche Version des SDG-Compass
    respACT, die Koordinierungstelle des Global Compact Netzwerkes Österreich, stellt Ihnen die deutsche Version des SDG-Compass zur Verfügung.
     
    Weitere wertvolle Informationen finden Sie auf www.respact.at sowie auf den Internetseiten des deutschen und des österreichischen Global Compact Netzwerkes.
  • Die SDG verstehen
    In einem ersten Schritt werden Unternehmen mit den SDG vertraut gemacht.
  • Priorisierung der Aktionsbereiche
    Damit Unternehmen die wichtigsten Geschäftsmöglichkeiten, die sich für sie aus den SDG ergeben, nutzen und Risiken minimieren können, sollten sie Prioritäten festlegen. Ausgangspunkt dafür ist eine Einschätzung ihrer positiven bzw. negativen und ihrer aktuellen bzw. potenziellen Auswirkungen entlang der Wertschöpfungskette.
  • Ziele setzen
    Das Setzen von Zielen ist essenziell für den Geschäftserfolg und trägt zur Entwicklung gemeinsamer Prioritäten sowie zu besseren Leistungen im gesamten Unternehmen bei. Werden die Unternehmensziele auf die SDG abgestimmt, unterstreicht das Management sein Commitment für nachhaltige Entwicklung.
  • Integration in das Kerngeschäft
    Die wichtigste Voraussetzung, um die gesetzten Ziele zu erreichen, ist die Integration von Nachhaltigkeit in das Kerngeschäft. Dies umfasst die Governance-Prozesse ebenso wie die Einbettung der Nachhaltigkeitsziele in alle Bereiche des Unternehmens. Dabei sollten Unternehmen Partnerschaften entlang ihrer Wertschöpfungskette eingehen, sei es innerhalb ihrer Branche, mit Regierungsstellen oder zivilgesellschaftlichen Organisationen, um an gemeinsamen Zielen zu arbeiten oder systemische Herausforderungen zu adressieren.
  • Berichterstattung und Kommunikation
    Die SDG-Vorgaben bieten Unternehmen einheitliche Indi­katoren und gemeinsame Prioritäten für die Kommuni­kation ihrer Nachhaltigkeitsleistung. Der SDG Kompass gibt Hilfestellung und stellt einen Anreiz für Unternehmen dar, bei ihrer Kommunikation mit Stakeholdern und der Berichterstattung die SDG zu berücksichtigen.
Was könnte als Ausblick in die Zukunft besser passen als nachfolgendes Zitat:
Der Privatsektor ist ein unerlässlicher Partner für die Erreichung der Sustainable Development Goals. Unternehmen können im Rahmen ihres Kerngeschäfts einen Beitrag leisten. Wir rufen daher Unternehmen auf der ganzen Welt auf, die Auswirkungen ihres Handelns zu erheben, sich ehrgeizige Ziele zu setzen und ihre Fortschritte transparent zu kommuni­zieren.
Ban Ki-moon, ehemaliger Generalsekretär der Vereinten Nationen
 
 
Von Fritz Lietsch

Wirtschaft | CSR & Strategie, 01.12.2017
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 04/2017 - Jetzt die SDG umsetzen erschienen.
     
        
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