SAN warnt: Verlust von Bestäubern wird unterschätzt
Laut einer Studie sind 75 Prozent der Agrarrohstoffe von Bestäubern abhängig
Das SAN (Sustainable Agriculture Network) warnt Unternehmen und Farmer davor, die Folgen durch das Verschwinden von natürlichen Bestäubern zu unterschätzen. Laut einer Studie sind 75 Prozent der Agrarrohstoffe von Bestäubern abhängig. Lieferketten drohen teils einzubrechen, wenn nicht adäquat gehandelt wird.
75 Prozent der angebauten Agrarrohstoffe weltweit sind auf Bestäubung angewiesen. Der Rückgang natürlicher Bestäuber wirkt sich folglich direkt auf die Kultivierung von beispielsweise Kakao, Kaffee (Robusta), Kiwi, Vanille, Melone und Avocado aus. Die Mehrheit der Unternehmen, die diese Rohstoffe beziehen, ist sich der möglichen Folgen für die eigenen Lieferketten aber bislang kaum bewusst. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von University of Cambridge Institute for Sustainability Leadership (CISL), Fauna & Flora International (FFI), UN Environment World Conservation Monitoring Centre (UNEP-WCMC) und University of East Anglia (UEA).
Bewusstsein stärken und geeignete Maßnahmen ergreifen
Rund 50 Prozent aller Bestäubungen weltweit werden von Bienen (darunter auch Hummeln) vorgenommen. Der Rest entfällt auf Vögel, Fledermäuse oder andere Insekten. Fünf bis acht Prozent des globalen landwirtschaftlichen Rohstoffanbaus drohen laut Studie einzubrechen, wenn die Zahl natürlicher Bestäuber weiter sinkt und diese in einigen Regionen sogar ganz verschwinden. Diese negativen Auswirkungen wiederum führen sehr wahrscheinlich zu erhöhter Armut und Entwaldung.
"Der Rückgang von Bestäubern ist ein wachsendes soziales und ökologisches Problem, das zu wenig beachtet wird", sagt Andre de Freitas, Executive Director des SAN. "Die Studie bekräftigt, wie sehr Unternehmen, die agrarische Rohstoffe beziehen, die Auswirkungen dessen unterschätzen." Entscheidend sei daher zunächst, das Bewusstsein für die Risiken bei allen Beteiligten in den Lieferketten zu schärfen und dann geeignete Maßnahmen zum Erhalt von Bestäubern zu ergreifen.
Pestizide nur eine von mehreren Ursachen
Hauptursachen für den Rückgang von Bestäubern sind laut IPBES (Intergovernmental Platform on Biodiversity and Ecosystem Services) der Verlust von Lebensraum sowie Nahrung und Wasser, die Anwendung von Pestiziden und Herbiziden, das Eindringen fremder Arten in intakte Ökosysteme und veränderte Temperaturen und Regenfälle. In den Tropen sind die Auswirkungen besonders spürbar, schließlich können in diesen oft artenreichen Gegenden alle genannten Ursachen beobachtet werden. Allein in Zentral- und Südamerika gibt es über 1.000 verschiedene Bienenarten.
Als erste standardsetzende Organisation hat das SAN die Auswirkungen von Landwirtschaft auf Bestäuber bei der Entwicklung des Nachhaltigkeitsstandards (bekannt als 2017 SAN-Standard) berücksichtigt. Seit Ende des Jahres 2017 konzentriert sich das SAN auf Lösungsansätze abseits der Zertifizierung. Beim Thema Bestäubung heißt das u. a. Erzeuger schulen und Produzenten und Händler aufmerksam machen. "Solche Studien leiten unsere Aktivitäten außerhalb der Zertifizierung. Wir vertiefen unsere Zusammenarbeit mit Partnern wie dem University of Cambridge Institute for Sustainability Leadership, um diesen Ansatz verstärkt in agrarische Lieferketten einzubringen", so de Freitas.
Über das SAN:
Das SAN (Sustainable Agriculture Network) ist ein globales Netzwerk aus regional und international tätigen NGOs. Unsere Vision ist eine Welt, in der Landwirtschaft zum Erhalt der Artenvielfalt und zu nachhaltigen Lebensbedingungen beiträgt. Wir unterstützen Erzeuger im Ursprung und Unternehmen entlang der Lieferkette dabei, ihre jeweiligen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und zwar so praxisnah, effizient und effektiv wie möglich. Die profunden Kenntnisse und die feste Verankerung unserer Mitgliederorganisationen im jeweiligen Land ermöglichen es uns, lokale adäquate Lösungsansätze zu konzipieren und umzusetzen. Dabei konzentrieren wir uns auf Lösungen abseits der Zertifizierung.
Mehr Informationen unter www.sustainableagriculture.eco.
Kontakt:
Sustainable Agriculture Network (SAN) / Netzwerk für Nachhaltige Landwirtschaft / Büro Deutschland
Sustainable Agriculture Network (SAN) / Netzwerk für Nachhaltige Landwirtschaft / Büro Deutschland
c/o :relations Gesellschaft für Kommunikation | SAN@relations.de
Umwelt | Naturschutz, 24.04.2018
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