Ende der Überfischung der Meere nicht in Sicht

Fish Dependence Day 2018 am 4. Mai

Noch immer gehen wir nicht verantwortungsvoll mit dem Leben in den Meeren sowie mit denen, die von ihnen leben, um. Durch Überfischung sind auch 2018 noch viele unserer europäischen Fischbestände nicht so ergiebig, wie sie sein könnten. Zu viele Fische landen als unerwünschter Beifang im Netz und gehen ungenutzt - und tot - wieder über Bord.
 
Ein Ende der Überfischung der Meere ist nicht in Sicht. © Medienservice / pixabay.comBis zum 4. Mai sind deutsche Fischereierzeugnisse aus Nord- und Ostsee sowie aus Aquakultur für dieses Jahr aufgebraucht. Im Vergleich zum Vorjahr liegt der Fish Dependence Day fünf Tage später. Von einer Trendwende kann jedoch keine Rede sein. Slow Food Deutschland, Brot für die Welt, die Deutsche Umwelthilfe und Fair Oceans rufen am Fish Dependence Day Politik, Wirtschaft und Gesellschaft auf, die Überfischung zu stoppen und der Verschwendung von Fischressourcen einen Riegel vorzuschieben.
 
Jeder Bissen Fisch, der ab dem 4. Mai 2018 in Deutschland verzehrt wird, wird rechnerisch nur noch von Importen ermöglicht. Ermittelt wird dieser Stichtag jährlich von der britischen New Economics Foundation. "Am Fish Dependence Day rufen wir zur Schonung der überfischten Bestände auf", sagt Ursula Hudson, Vorsitzende von Slow Food Deutschland. "Dazu müssen die EU-Fischereiminister ihrer Verpflichtung nachkommen, der Überfischung bis 2020 ein Ende zu setzen. Um das 2020-Ziel zu erreichen, braucht es entschlossenere Anstrengungen, da für etwa ein Drittel der Bestände die Gesamtfangmengen noch immer oberhalb der wissenschaftlichen Empfehlungen liegen. Wir fordern die zuständigen EU-Entscheidungsträger und Bundesagrarministerin Julia Klöckner auf, dieser Verantwortung nachzukommen. Nur mit gesunden Beständen bleiben traditionelle Fischereien und damit auch Fischereitraditionen und -kulturen erhalten."
 
Francisco Marí, Referent für Agrarhandel und Fischerei bei Brot für die Welt, berät seit vielen Jahren westafrikanische Kleinfischer. Er sagt: "Fangschiffe aus der EU müssen auch in internationalen Gewässern und den Fanggebieten von Drittländern nachhaltig fischen. Die EU- Regelungen dazu gibt es längst, nur lässt sich ihre Einhaltung in armen Ländern schwer überwachen. Die Folgen der Überfischung vor den Küsten Afrikas und Asiens sind Hunger und Mangelernährung in Entwicklungsländern, denn für die Menschen dort ist Fisch oft der einzige Lieferant von tierischem Eiweiß."
 
Der Projektkoordinator von Fair Oceans, Kai Kaschinski, sieht es darüber hinaus als notwendig an soziale und ökologische Ansätze im Meeresschutz stärker als bisher aufeinander abzustimmen. "Gerade in der Fischereipolitik wird aus entwicklungspolitischer Perspektive deutlich, dass eine Beschränkung der Fangmengen allein nicht ausreicht, um eine nachhaltige Fischerei zu gewährleisten. Die Zerstörung der Küstenökosysteme, die Verschmutzung der Meere oder auch der Ausbau der Offshore-Industrie tragen zum schlechten Zustand der Fischbestände bei und gefährden somit weltweit die Existenzgrundlagen der Kleinfischerei", führt Kai Kaschinski aus.
 
"Die konsequente Beendigung der Überfischung in der EU dient auch dem Schutz der Ökosysteme in Ostsee, Nordsee und Atlantik", sagt Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe. "Zugleich muss zur Schonung marinen Lebens die Verschwendung von Fischressourcen durch Rückwürfe unerwünschter Beifänge beendet werden. Die DUH setzt sich im Rahmen der Our Fish-Kampagne insbesondere dafür ein, dass die Einhaltung der EU-rechtlichen Pflicht zur Anlandung aller Fänge in Deutschland künftig besser kontrolliert wird."
 
Veranstaltungshinweis: Fish Dependence Day 2018 - 3. Mai 2018, 18:00 - 21:00 Uhr, Haus der Wissenschaft Bremen
Am 3. Mai 2018, am Vorabend des deutschen Fish Dependence Day, veranstalten Slow Food Deutschland, Brot für die Welt und Fair Oceans die öffentliche Podiumsdiskussion "Fische im Fokus - ist ein Ende von Überfischung und Verschwendung in Sicht?" mit anschließender offener Gesprächsrunde zum Thema Überfischung und Meeres-, Binnengewässerschutz. Nicht nur Politik und Wirtschaft sind gefragt, auch Verbraucher können ihren Beitrag zum nachhaltigen Umgang mit Fischbeständen leisten, indem sie ihr Konsumverhalten überdenken. Um Handlungsalternativen soll es an diesem Abend deshalb auch gehen. Als Ausklang gibt es einen Imbiss mit nachhaltigem Fischangebot und vegetarischen Alternativen.
 
Slow Food ist eine weltweite Bewegung, die sich für ein zukunftsfähiges Lebensmittelsystem einsetzt. Der Erhalt der bäuerlichen Landwirtschaft, des traditionellen Lebensmittelhandwerks und der regionalen Arten- und Sortenvielfalt sind für Slow Food ebenso wichtig wie eine faire Entlohnung für zukunftsfähig arbeitende Erzeuger sowie die Wertschätzung und der Genuss von Lebensmitteln. Slow Food Deutschland e. V. wurde 1992 gegründet und zählt über 85 lokale Gruppen. Insgesamt ist Slow Food in über 170 Ländern mit diversen Projekten, Kampagnen und Veranstaltungen aktiv. Als Slow-Food-Mitglied ist man Teil einer großen, bunten, internationalen Gemeinschaft, die das Recht jedes Menschen auf gute, saubere und faire Lebensmittel vertritt. www.slowfood.de
 
Das evangelische Hilfswerk Brot für die Welt unterstützt Menschen in mehr als 90 Ländern dabei, aus eigener Kraft ihre von Hunger, Armut, Ungerechtigkeit und Umweltzerstörung geprägte Lebenssituation zu verbessern. Ein Schwerpunkt ist die Ernährungssicherung. In Zeiten des Klimawandels und knapper werdender Ressourcen wird der Kampf gegen Hunger und Mangelernährung immer wichtiger. www.brot-fuer-die-welt.de
 
Fair Oceans hat sich zum Ziel gesetzt die entwicklungspolitische Dimension der Meere zum Thema zu machen. Als Arbeitsschwerpunkt des "Vereins für Internationalismus und Kommunikation e.V." diskutiert Fair Oceans deshalb seit 2009 die Konsequenzen der vielfältigen Entwicklungen auf den Weltmeeren für das Nord-Süd-Verhältnis und will dazu anregen, Ansätze für eine solidarische Politik auf See zu suchen. Fischerei, Seerecht, Meeresverschmutzung, Flucht über See, die Arbeitsbedingungen an Bord oder die Vorhaben zum Tiefseebergbau alle diese aktuellen meerespolitischen Themenfelder und ihre sozialen und ökologischen Aspekte sind Bestandteil der Projekte. Von Bremen aus arbeitet Fair Oceans mit verschiedenen regionalen, überregionalen und auch internationalen Partnern zusammen, die ebenfalls versuchen die Meere für die Bewohnerinnen und Bewohner ihrer Küsten zu erhalten, ihre natürliche Vielfalt zu schützen und sie als gemeinsames Erbe der Menschheit gemeinsam zu verwalten. In Deutschland und Europa eine verantwortliche Meerespolitik umzusetzen ist global von Bedeutung. Menschen für das zu sensibilisieren, was draußen auf See geschieht und wie sehr Land und Meer mitein­ander verbunden sind, und ihnen zugleich Handlungsperspektiven aufzuzeigen und sie einzubeziehen sind für Fair Oceans die Grundlagen des eigenen Engagements. www.fair-oceans.info
 
Seit über 40 Jahren setzt sich die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) für den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen ein. Wie keine andere Organisation in Deutschland verbindet sie dabei den Schutz von Umwelt und Verbrauchern. Die Deutsche Umwelthilfe wurde 1975 gegründet. Sie ist politisch unabhängig, gemeinnützig anerkannt, klageberechtigt und engagiert sich vor allem auf nationaler und europäischer Ebene. Die Deutsche Umwelthilfe setzt sich für nachhaltige Lebensweisen und Wirtschaftsformen ein, die ökologische Belastungsgrenzen respektieren. Gleichzeitig kämpft sie für den Erhalt der biologischen Vielfalt und den Schutz der Naturgüter sowie für den Klimaschutz. Ihre Überzeugung: Nur eine auf Effizienz und regenerativen Energien basierende Energieversorgung, nachhaltige Mobilität, der verantwortungsvolle Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen sowie die Vermeidung von Abfällen können den Erhalt unseres Planeten sichern. www.duh.de
 
Kontakt: Sarah Niehaus, Slow Food Deutschland e. V. | presse@slowfood.de | www.slowfood.de

Umwelt | Wasser & Boden, 02.05.2018

     
        
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