Bittersüße Schokolade
Kakaoplantagen statt Schule für 2 Mio. Kinder in Westafrika
Rund eine Million Kinder besuchen in Österreich die Schule. Doppelt so viele Kinder arbeiten allein in Ghana und in der Elfenbeinküste auf Kakaoplantagen. Laut Internationaler Arbeitsorganisation (ILO) sind es weltweit rund 85 Mio. Kinder, die unter ausbeuterischen Bedingungen in Steinbrüchen, auf Elektro-Müllhalden oder Kakaoplantagen ihren Lebensunterhalt verdienen müssen. Am weltweiten Aktionstag gegen Kinderarbeit, dem 12. Juni, fordert die Menschenrechtsorganisation Südwind ein Ende der Ausbeutung und eine gerechte Entlohnung der Kakaobauern und -bäuerinnen. "Bekämpft man die Armut, bekämpft man die Ausbeutung von Kindern", sagt Caroline Sommeregger, Kakao-Expertin von Südwind. Als Orientierungshilfe für KonsumentInnen veröffentlicht Südwind und die Umweltorganisation GLOBAL 2000 einen Schokoladen-Check. Ein Ampelsystem informiert über die ökologische und soziale Qualität von 27 Schokolade-Tafeln.
Kinder auf Kakaoplantagen
Das Ernten und das Spalten der Kakaofrüchte, um an die Kakaobohnen zu kommen, erfordert den Einsatz von für Kinder gefährlichen Geräten, wie Buschmesser bzw. Macheten. Auf den Plantagen sind Kinder gefährlichen Pestiziden und Düngemitteln ausgesetzt. Als "schlimmste Form von Kinderarbeit" wird die Beschäftigung von Kindern auf Kakaoplantagen auch von den Regierungen von Ghana und der Elfenbeinküste eingestuft. Kein Kind unter 18 Jahren sollte aus Sicht der Regierungen in diesem Sektor beschäftigt sein, auch nicht auf Familienbetrieben.
Schoko-Check
Südwind und GLOBAL 2000 appellieren an Supermärkte und Markenfirmen ihre Schokoladen auf Bio und FAIRTRADE umzustellen, um die Ausbeutung von Kindern einzudämmen. 27 Schokolade-Tafeln unterschiedlicher Marken wurden in österreichischen Supermärkten gekauft und beim Schokoladen-Check 2018 auf ihre ökologische und soziale Qualität getestet. Testsieger wurden die Schokoladentafeln "CARIÑO Zartbitter" von EZA, "free from Bio-Vollmilch-Schokolade" sowie "Premium Zotter" von Spar, "Bio-Vollmilchschokolade mit ganzen Haselnüssen" von Ja! Natürlich und "Fairglobe Bio-Vollmilch-Schokolade" von Lidl. Zwölf weitere Schokolade-Tafeln konnten entweder aufgrund ihrer sozialen oder ökologischen Verträglichkeit positiv, also mit grün bewertet werden. Sechs sind nur unzureichend zertifiziert und wurden mit orange bewertet. Vier der Schokolade-Tafeln wurden, aufgrund der fehlenden Zertifizierung und der prekären Umwelt- und Produktionsbedingungen im konventionellen Kakaoanbau, als sozial und ökologisch bedenklich eingestuft.
Unternehmenseigene Nachhaltigkeitsinitiativen der Schokolade-Anbieter wurden nicht positiv bewertet, da sie nicht unternehmensunabhängig definiert und kontrolliert sind.
"Wir freuen uns über das Plus an bio-fairen Schokoladen in den Supermarktregalen. Leider sind aber viele noch unzureichend oder gar nicht zertifiziert", sagt Sommeregger. "Gerade die großen Marken stehen hier in der Verantwortung aber auch Supermärkte sollten ihre bio-fairen Produkte leichter zugänglich machen und nicht die einzige bio-faire Schokolade nur bei den laktosefreien Produkten anbieten."
Wenige Cent fehlen für einen Schulbesuch
Die negativen sozialen und ökologischen Auswirkungen der Kakaoproduktion sind auf den geringen Preis zurückzuführen den Bäuerinnen und Bauern für ihre Ware bekommen. Dabei spiegeln die unterschiedlichen Preise am Supermarktregal nicht unbedingt höhere oder niedrigere Kosten beim Rohstoffeinkauf wider. Hier spielen viele andere Faktoren eine Rolle - wie etwa die Vermarktungsstrategie. Im Einkauf selbst machen oft wenige Cent mehr pro Kilo Rohstoff den Unterschied, ob eine Bauernfamilie ihre Kinder in die Schule schicken kann oder nicht.
Abschaffung der Kinderarbeit bis 2020
2001 haben sich alle großen Schokolade-Unternehmen auf die Abschaffung von Kinderarbeit im Kakaoanbau geeinigt; festgeschrieben im Harkin-Engel-Protokoll. 2020 soll laut dem Abkommen kein Kind mehr unter ausbeuterischen Arbeitsbedingungen auf Kakaoplantagen arbeiten. Noch immer arbeiten über 2 Mio. Kinder alleine in Ghana und in der Elfenbeinküste im Kakaoanbau. "Die Unternehmen müssen jetzt handeln. Bis 2020 sind es nur mehr 18 Monate und 18 Tage", fordert Sommeregger.
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