BEE Energiedialog 2025

In Afrika wird es enger

Erwartete Verdopplung der Bevölkerungszahl von Subsahara-Afrika

Bis 2050 wird die Weltbevölkerung jährlich im Mittel um 69 Millionen Menschen zunehmen. Hinter dieser Zahl stehen in erster Linie die stark wachsenden Bevölkerungen Asiens und Afrikas. Insbesondere die Länder südlich der Sahara erweisen sich im 21. Jahrhundert, wenn auch in anderem als dem ursprünglichen Sinne, als „Wiege der Menschheit". Hier ist die Fertilitätsrate weltweit am höchsten: Frauen bekommen im Durchschnitt 4,75 Kinder. Damit ist Subsahara-Afrika auf dem Weg, seine Bevölkerungszahl bis zur Mitte des Jahrhunderts auf über 2 Milliarden zu verdoppeln.

 
In Asien hingegen ist die Fertilitätsrate bereits seit Mitte der 1960er Jahre stark gesunken und dürfte schon bald den bestandserhaltenden Wert von 2,1 Kindern pro Frau unterschreiten. Trotzdem wird die Bevölkerung dort noch über Jahrzehnte weiter wachsen: Da in der Vergangenheit viele Kinder geboren wurden, gibt es noch einige Jahrzehnte lang viele Frauen im reproduktiven Alter, die in der Summe für Bevölkerungswachstum sorgen, selbst wenn jede Einzelne von ihnen nur noch zweimal Mutter wird. Dieser demografische Trägheitseffekt führt dazu, dass Asiens Bevölkerungsgröße bis 2050 von heute 4,5 auf 5,3 Milliarden Menschen zunehmen wird.
 
Und wo es voller wird, wird es auch enger: Asien ist seit langem der am dichtesten besiedelte Kontinent. Allein seit den 1950er Jahren hat sich die Zahl der Menschen pro Quadratkilometer verdreifacht. Teilten sich damals noch knapp 45 Menschen einen Quadratkilometer, waren es 2015 bereits 142. In Europa stieg die Dichte im gleichen Zeitraum von 25 auf 34 Menschen pro Quadratkilometer. Bis Mitte des Jahrhunderts dürfte die Bevölkerungsdichte in Asien weiter, auf 170 Menschen pro Quadratkilometer, ansteigen, während in Europa nur geringfügige Veränderungen zu erwarten sind. In Subsahara-Afrika hingegen ist die stärkste Veränderung der Bevölkerungsdichte zu erwarten: 1950 war die Region mit nur 8 Menschen pro Quadratkilometer äußerst dünn besiedelt. Dies war ein Grund dafür, warum sich internationale Investoren in der Nachkriegszeit wenig für den Kontinent interessierten und sich stattdessen auf das menschenreiche Asien konzentrierten. Doch kurz nach dem Millenniumswechsel hatte die Region bereits die Bevölkerungsdichte Europas erreicht. Bis 2015, innerhalb von nur 65 Jahren, hat sich die Zahl der Menschen pro Quadratkilometer auf 44 mehr als verfünffacht und liegt damit auf dem asiatischen Niveau der 1950er Jahre. Bis zur Mitte des Jahrhunderts dürfte sich die Bevölkerungsdichte in Subsahara-Afrika noch einmal mehr als verdoppeln, auf dann rund 100 Menschen pro Quadratkilometer.
 
Ob die darüber hinausgehenden Langfristszenarien der Vereinten Nationen eintreffen, ist hingegen fraglich. Demnach hätte Afrika als Ganzes im Jahr 2100 die fünffache Bevölkerungsdichte von Europa. Angesichts des heutigen Entwicklungsstandes erscheint ein ganz anderer Verlauf wahrscheinlicher, so Dr. Reiner Klingholz, Direktor des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung. „Viele Afrikaner könnten gezwungen sein abzuwandern, im schlimmsten Fall könnten auch Konflikte, Hungersnöte und Epidemien das Wachstum bremsen." Allein angesichts derartiger Szenarien mahnt er, das Bevölkerungswachstum müsse zurück in die Köpfe der Politikgestalter – und zwar nicht nur einmal jährlich am Weltbevölkerungstag.
 
Die Studie „Education First! Bildung entscheidet über die Zukunft Sahel-Afrikas" zeigt, weshalb Bildung die wirkungsvollste Methode ist, um das Bevölkerungswachstum in armen Ländern zu bremsen – vor allem Bildung für Mädchen. 
 
Das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung ist ein unabhängiger Thinktank, der sich mit Fragen regionaler und globaler demografischer Veränderungen beschäftigt. Das Institut wurde 2000 als gemeinnützige Stiftung gegründet und hat die Aufgabe, das Bewusstsein für den demografischen Wandel zu schärfen, nachhaltige Entwicklung zu fördern, neue Ideen in die Politik einzubringen und Konzepte zur Lösung demografischer und entwicklungspolitischer Probleme zu erarbeiten.
 
Das Berlin-Institut erstellt Studien, Diskussions- und Hintergrundpapiere, bereitet wissenschaftliche Informationen für den politischen Entscheidungsprozess auf. Weitere Informationen, wie auch die Möglichkeit, den kostenlosen regelmäßigen Online-Newsletter „Demos" zu abonnieren, finden Sie unter: www.berlin-institut.org
 
Kontakt:
Dr. Reiner Klingholz, Berlin-Institut für Bevölkerung & Entwicklung | klingholz@berlin-institut.org

Gesellschaft | Globalisierung, 08.07.2018

     
        
Cover des aktuellen Hefts

Pioniere der Hoffnung

forum 01/2025 ist erschienen

  • Bodendegradation
  • ESG-Ratings
  • Nachhaltige Awards
  • Next-Gen Materialien
Weiterlesen...
Kaufen...
Abonnieren...
16
JAN
2025
BEE Energiedialog 2025
Der energiepolitische Jahresauftakt
10829 Berlin & online
06
FEB
2025
Konferenz des guten Wirtschaftens 2025
Mission (Im)Possible: Wie Unternehmen das 1,5-Grad-Ziel erreichen
80737 München
11
FEB
2025
E-world energy & water 2025
Europas Leitmesse der Energie- und Wasserwirtschaft
45131 Essen
Alle Veranstaltungen...
NatuVision Forum

Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht

Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol

Politik

Wahrheit als Machtmittel
Christoph Quarch analysiert das Aus für Faktenchecks auf Instagram und Facebook
B.A.U.M. Insights
Hier könnte Ihre Werbung stehen! Gerne unterbreiten wir Ihnen ein Angebot

Jetzt auf forum:

Rasante Entwicklung der Solarenergie: Von Becquerel zum transparenten Großhandel

Karriere Partner

one WORLD - PFISTERER bündelt soziale Projekte unter einem Dach

Hoffnung statt Verzweiflung – Inspiration zum Jahresauftakt

KlimaUnion-Gründer kehrt der CDU den Rücken

Mit Sonnenstrom zum ESG-Vorreiter

Besonders klimaschonendes Bauen dank Weltneuheit

Wahrheit als Machtmittel

  • DGNB - Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
  • Kärnten Standortmarketing
  • Protect the Planet. Gesellschaft für ökologischen Aufbruch gGmbH
  • NOW Partners Foundation
  • circulee GmbH
  • Energieagentur Rheinland-Pfalz GmbH
  • ECOFLOW EUROPE S.R.O.
  • Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG
  • BAUM e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
  • Engagement Global gGmbH
  • Futouris - Tourismus. Gemeinsam. Zukunftsfähig
  • World Future Council. Stimme zukünftiger Generationen
  • Global Nature Fund (GNF)