Brasilien: Investitionen von Pensionskassen führen zu Menschenrechtsverletzungen
Eine Studie der Menschenrechtsorganisation FIAN fordert von Bundesregierung schärfere Regulierung von Pensionsfonds
Eine Studie der Menschenrechtsorganisation FIAN deckt auf, wie internationale Investmentfonds und Pensionskassen die Existenz ländlicher Gemeinden im Nordosten Brasiliens zerstören. Die massive Ausweitung der Agrarwirtschaft in der Region Matopiba – einer Fläche von rund 73 Millionen Hektar in den Bundesstaaten Maranhão, Tocantins, Piauí und Bahía – schädigt lokale Ökosysteme und bedroht die Lebensgrundlagen der Bevölkerung. Auch führt der Ausbau der industriellen Landwirtschaft, vor allem von Soja, zu extremer Entwaldung. Die Matopiba-Region beherbergt rund 5% der weltweiten Biodiversität und ist somit ökologisch ebenso wichtig wie das Amazonasgebiet.
Europäische Pensionskassen mitverantwortlich

Die Heimatstaaten der Fonds – darunter Deutschland – haben es versäumt, eine wirksame Regulierung zum Schutz von Umwelt und Menschenrechten einzuführen; stattdessen setzen sie auf freiwilliges Engagement der Investoren. „Ein solcher Ansatz überlässt die Rolle des Schiedsrichters ausgerechnet denjenigen Akteuren, die in schwere Menschenrechtsverletzungen verwickelt sind. Hierdurch verletzen die beteiligten Staaten ihre menschenrechtlichen Pflichten. Die Renten in den USA und Europa dürfen nicht auf dem Rücken ländlicher Gemeinden in Brasilien gesichert werden!", so Seufert weiter.
Roman Herre von FIAN Deutschland fordert eine staatliche Regulierung von Auslandsinvestitionen, speziell von Pensionsfonds: „Deutsche Aufsichtsbehörden dürfen nicht nur – wie bisher – den Werterhalt solcher Anlagen prüfen, sondern müssen sie auch auf die Einhaltung von Menschenrechten abklopfen und notfalls haftbar machen". Pensionsfonds halten derzeit weltweit über 40 Billionen US Dollar – also 40.000 Milliarden! – und haben sich innerhalb weniger Jahre zu einem Schwergewicht der Finanzbranche entwickelt. „Eigentlich wäre es die Aufgabe deutscher Behörden, Untersuchungen zu den menschenrechtlichen Risiken solcher Auslands-Investitionen durchzuführen", so Herre weiter.
Bis Januar 2019 muss die Bundesregierung die EU-Richtlinie über die „Tätigkeiten und die Beaufsichtigung von Einrichtungen der betrieblichen Altersversorgung" (EbAV II-Richtlinie) in nationales Recht überführen. FIAN Deutschland hat in der vergangenen Woche eine Stellungnahme beim Bundesfinanzministerium eingereicht, in der eine Einhaltung der Menschenrechte bei Investitionen von Pensionsfonds gefordert wird.
Brasilien: gravierende Folgen für Bevölkerung
Die von FIAN und rund 30 Partnergruppen aus Europa, den USA, Kanada und Brasilien veröffentlichte Studie zeigt, dass in Brasilien ganze Gemeinden vertrieben werden. Böden und Gewässer werden durch Agrarchemikalien kontaminiert. Viele Betroffene verlieren ihre Existenz und wandern in die Städte ab, wo sie in Slums ihre Existenzen in prekären oder illegalen Verhältnissen zu sichern versuchen; als Alternative bleibt meist nur die Arbeit unter prekären, oft sklavenähnlichen Bedingungen in den Agrarbetrieben, die nun ihr ehemaliges Land besetzen. Zugleich nimmt die Gewalt gegen kommunale Anführer zu – allein im vergangenen Jahr wurden in Brasilien 70 Menschenrechts-VerteidigerInnen ermordet.
„Die Landnahme selbst erfolgt meist durch lokale Akteure. Dahinter stehen jedoch in vielen Fällen internationale Investoren. Wesentlicher Bestandteil dieses Geschäfts ist die Fälschung von Landtiteln zur Aneignung von illegal angeeignetem Land", so Isolete Wichinieski von der Comissão Pastoral da Terra (CPT), einer brasilianischen Organisation, die eng mit ländlichen Gemeinden zusammenarbeitet. „Die Einheimischen besitzen selten formelle Landtitel, aber das brasilianische Recht erkennt die Rechte an, die sie durch die Nutzung ihres Landes über Generationen hinweg erworben haben", so Wichinieski weiter.
Fábio Pitta vom brasilianischen Network for Social Justice and Human Rights ergänzt: „Die Matopiba-Region ist Zeuge einer Umwandlung von Land in ein finanzielles Gut. Dieser Prozess ist eine direkte Folge des wachsenden Einflusses der globalen Finanzwirtschaft". Die brasilianischen Regierungen haben die Expansion des Agribusiness durch erhebliche Subventionen gefördert; die großen Sojamonokulturen erreichten die Matopiba-Region etwa seit dem Jahr 2000. „Internationale Investoren finanzieren seit jeher die agroindustrielle Produktion Brasiliens. Neu ist, dass seit der Finanzkrise vor zehn Jahren das Land selbst zum Ziel von Finanzakteuren geworden ist - unabhängig von der agroindustriellen Produktion darauf", so Pitta weiter.
Lifestyle | Geld & Investment, 04.07.2018

Save the Ocean
forum 02/2025 ist erschienen
- Regenerativ
- Coworkation
- Klimadiesel
- Kreislaufwirtschaft
Kaufen...
Abonnieren...
29
MÄR
2025
MÄR
2025
02
APR
2025
APR
2025
5. Runder Tisch der Infrarotheizungsbranche
& Konferenz "Infrarotheizung: Wirtschaftlichkeit im Fokus"
97070 Würzburg
& Konferenz "Infrarotheizung: Wirtschaftlichkeit im Fokus"
97070 Würzburg
03
APR
2025
APR
2025
CSRD-Verschiebung & wirtschaftliche Unsicherheit - Was jetzt zählt
Auswirkungen verstehen, Chancen nutzen, wirtschaftlich erfolgreich handeln
Webinar
Auswirkungen verstehen, Chancen nutzen, wirtschaftlich erfolgreich handeln
Webinar
Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht

Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol
Digitalisierung

Christoph Quarch empfiehlt allen seriösen Kräften den Rückzug von X
Jetzt auf forum:
LVR-Kulturkonferenz 2025: Kultur. Nachhaltig. Wirtschaften. | Krefeld, 21. Mai
Friede sei mit uns – ein christlicher Wunsch!
Damen-Deodorant ohne Schadstoffe:
Product Compliance, Herstellerverantwortung und Nachhaltigkeit in einem Event
CBD: Anwendungsgebiete & therapeutisches Potenzial
Getriebeölwechsel bei Kleinwagen und Kompaktwagen
circulee stattet WWF Deutschland zukünftig mit grüner IT aus