BIOFACH 2025

Honorable Chief Minister Chamling

Ein Held der Bio-Welt

Jeder Mensch kann die Welt verändern, sie ein kleines bisschen besser machen. Ein Politiker in Indien zeigt, was es bewirken kann, wenn man unbeirrt seiner Überzeugung und einer Vision folgt.

Biologischer Landbau kann nicht nur die Existenzen der Farmer retten, sondern ist ein Beitrag zur Rettung der Erde.

© World Future Council
Honorable Pawan Chamling ist Chief Minister von Sikkim. Er hat den indischen Bundesstaat als erste Region der Welt auf 100% Bio umgestellt. In weltweiter Anerkennung überreichte ihm Vandana Shiva 2017 den One World Award von Rapunzel und IFOAM, 2018 nahm er für Sikkim den Future Policy Award, den „Polit-Oscar" der Stiftung World Future Council entgegen.
Herr Chamling, was war Ihre zentrale Motivation, Ihren Traum von „100 Prozent Bio in Sikkim" in die Tat umzusetzen?
Am wichtigsten war mir, Sikkim von den gefährlichen Chemikalien zu befreien, die wir uns über die Böden und unsere Lebensmittel ins Land geholt haben. Die Gefahren durch Kunstdünger und Pestizide waren eine große Bedrohung für die Gesundheit unserer Menschen und auch für die Biodiversität. Es gab nur einen Weg der Befreiung und der führt zur biologischen Landwirtschaft. Ich war überzeugt davon, dass ein konsequenter Weg zum biologischen Landbau nicht nur die Existenzen der Farmer retten kann, sondern dass damit ein Beitrag zur Rettung der Erde geleistet wird.

Was waren die größten Herausforderungen dabei, alle Farmer auf Bio umzustellen?
Die erste Herausforderung für unsere Bauern und Bäuerinnen war, dass mit dem biologischen Landbau ein neues Denken verbunden ist. Es war natürlich auch schwierig, die Methoden des biologischen Landbaus auf jeden Bauernhof zu bringen. Schwieriger, als die Farmer mit auf die Reise zu nehmen, war es, die Institutionen und die Bürokratie zu überzeugen. Als das Parlament meinen Antrag annahm, die gesamte Landwirtschaft von Sikkim umzustellen, hat der damalige Landwirtschaftsminister Hariaram Pradhan dagegen opponiert und behauptet, dass dies unmöglich sei. Konsequenterweise ist er zurückgetreten. Eine weitere Schwierigkeit war, dass bis zu diesem Zeitpunkt nirgendwo auf der Welt solch ein ambitioniertes Ziel umgesetzt wurde. Das heißt, wir konnten für unser großes Ziel keine Strategien von anderen übernehmen.

Haben Sie nach Ihrem Besuch in Deutschland eine spezielle Empfehlung für unsere Politiker, wie wir hierzulande wenigstens das bescheidene Ziel von 20 Prozent Bio erreichen können?
Entscheidend wird sein, dass die Regierung den biologischen Landbau als oberste Priorität in ihren politischen Zielsetzungen festlegt. Demnach kann ich nur empfehlen, die Umstellung des biologischen Landbaus zum Staatsziel zu erklären und entsprechend die Politik und die Gesetze darauf auszurichten.

Hegt die Umweltaktivistin Vandana Shiva mit ihrer Forderung, den „Rest der Welt" bis 2050 auf biologischen Landbau umzustellen, einen unrealistischen und verrückten Traum?
Nein, ganz und gar nicht. Ich stimme ihr uneingeschränkt zu. Wenn wir auf der ganzen Welt dieses Ziel annehmen und als globale Mission verstehen, dann schaffen wir es bis 2050, dass konventionelle, agro-chemische und industrielle Landwirtschaft der Vergangenheit angehören. Ich bin mir dessen sogar ganz sicher.
 
Bernward Geier sprach mit dem Ministerpräsidenten von Sikkim.

And the winner is …

© World Future CouncilJedes Jahr zeichnet die Hamburger Stiftung World Future Council (WFC) die weltbesten Lösungen, Gesetze und Programme mit dem Future Policy Award aus. In diesem Jahr lag der thematische Fokus auf Agrarökologie. Dazu hat das WFC dieses Jahr eine Ko­operation mit der UNO-Ernährungsorganisation FAO und IFOAM – Organics International auf den Weg gebracht. Unterstützt wurden sie dabei von Green Cross International, dem holländischen Bio-Unternehmen DO IT und der SEKEM Group in Ägypten.

… Sikkim!
Neben einem Vision Award wurden drei Silberpreise und eine Auszeichnung in Gold vergeben. Diese ging an den Bundesstaat Sikkim! Chief Minister Chamling hat persönlich diese hohe Auszeichnung in Rom entgegengenommen. Der als Polit Oscar bezeichnete Preis wurde nicht nur deshalb an Sikkim verliehen, weil es mit 100 Prozent Ökolandbau einen großen Meilenstein gesetzt hat, sondern auch weil in diesem Land Nachhaltigkeit höchste Priorität genießt, was sich auch wirtschaftlich und sozial äußerst positiv auswirkt. Sikkim ist damit ein hervorragendes Modell, wie die Sustainable Development Goals der UN (SDG) zum Nutzen der Gesellschaft und zum Schutz der Umwelt in die Tat umgesetzt werden können.

Die Direktorin des WFC kommentierte hierzu: „Alle Gewinner haben mit ihren Gesetzen und Initiativen auf beeindruckende Weise bewiesen, dass es möglich ist, durch ganzheitliche, nachhaltige Politik ein Ernährungssystem zu schaffen, das Menschen und Mutter Erde gleichermaßen respektiert." Siehe dazu auch den Beitrag „Wir ernten, was wir sähen" auf hier.

Gesellschaft | Pioniere & Visionen, 01.12.2018
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 04/2018 - Frauen bewegen die Welt erschienen.
     
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