Nachhaltig investieren mit Strategie
Acht Strategien für nachhaltiges Investieren
Diesen Beitrag von Volker Weber, Forum Nachhaltige Geldanlagen e.V., finden Sie im B.A.U.M.-Jahrbuch 2018 – Nachhaltiges Investieren.

Zunehmendes Engagement institutioneller Anleger
Damit sind nachhaltige Geldanlagen längst aus der Nische des Kapitalmarkts herausgewachsen. Dies zeigt sich auch daran, dass die Markttreiber der vergangenen Jahre gewechselt haben. Noch vor 10 Jahren kam die Dynamik des Marktwachstums durch die gestiegene Nachfrage bei Privatinvestoren. Im letzten Jahr erreichten allerdings die institutionellen Anleger mit einem Marktanteil von rund 85 Prozent einen neuen Höchststand. Somit sind die nachhaltigen Geldanlagen auch im Fokus der professionellen Anleger angekommen und bestimmen zunehmend ihre Investmententscheidung. Es ist davon auszugehen, dass in den kommenden Jahren der Marktanteil der institutionellen Anleger noch weiter steigen wird.
Acht Strategien für nachhaltiges Investieren
Bisher kennt der Markt acht Hauptanlagestrategien, die vom europäischen Dachverband für nachhaltige Geldanlagen, Eurosif, auch im jährlichen Marktbericht ausgewiesen werden.
Die Strategie, mit Ausschlusskriterien zu arbeiten ist am weitesten verbreitet. Hier definiert der Anbieter, in welche Themen oder Bereiche er nicht investieren will. Mittlerweile kennt der Markt rund 160 verschiedene Ausschlusskriterien. Unter den Top 10 finden sich Themen wie Waffen, Menschenrechtsverletzungen, ausbeuterische Kinderarbeit, Kernenergie, Glücksspiel, Korruption oder Umweltzerstörung.
Häufig in der Anwendung ist auch die Strategie des Best-in-Class-Ansatzes. Hier gibt der Anbieter vor, nur in die aus Nachhaltigkeitssicht besten Unternehmen einer Branche zu investieren. Dazu werden häufig externe Nachhaltigkeitsresearch-Unternehmen beauftragt, ein bestimmtes Portfolio oder auch einen bestimmten Index wie z.B. den MSCI World zu analysieren und nach den Vorgaben des Anbieters die Unternehmen hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeitsstrategie und -leistung zu klassifizieren. Der Schwachpunkt: Bei der reinen Strategie „Best-in-Class" werden keine Branchen oder Aspekte ausgeschlossen. Das führt in der Praxis zu Kritik, denn es können sich somit auch „die nachhaltigsten" Unternehmen aus der Kernenergie oder Waffenproduktion im Portfolio befinden. Den Kritikern dieser Strategie wird entgegnet, dass die Best-in-Class-Strategie einen Wettbewerb unter den Unternehmen ausgelöst, zu den nachhaltigsten zu gehören. In der Tat ist festzustellen, dass Unternehmen bereits dazu übergegangen sind, Bonuszahlungen an das Management auch vom Erreichen von Nachhaltigkeitszielen oder der Zugehörigkeit zu Nachhaltigkeitsindizes abhängig zu machen.
Weiter auf dem Vormarsch sind die Strategien „Engagement" und „Stimmrechtsausübung". In den letzten Jahren sind manche Vermögensverwalter dazu übergegangen, mit Vorständen über die Integration von nichtfinanziellen Indikatoren in die Unternehmensberichte zu sprechen. Sie wollen damit Informationen erhalten, die es dem Investor ermöglichen, sich ein ganzheitliches Bild vom Unternehmen zu machen. Einschneidende Ereignisse wie z.B. der Untergang der Deep Water Horizon oder der Dieselskandal von VW haben den Assetmanagern gezeigt, wie schnell erhebliche Vermögenswerte vernichtet werden können, wenn Aspekte wie Klima, Umwelt oder Reputation außer Acht gelassen werden. Somit fließen heute neben den traditionellen Finanz-Kennzahlen auch nichtfinanzielle Aspekte in die Unternehmensbewertung mit ein. Sollte sich ein Vorstand diesen Nachhaltigkeitsthemen gegenüber nicht aufgeschlossen zeigen, nehmen die Vermögensverwalter ihr Stimmrecht in der Hauptversammlung wahr, um ihrer Verantwortung gegenüber ihren Treugebern gerecht zu werden.
Zu den traditionellen nachhaltigen Anlagestrategien zählt ferner das normbasierte Screening. Hier orientiert sich der Produktanbieter an internationalen Standards, die Unternehmen einhalten müssen, um in das Anlageuniversum zu kommen. Die bekanntesten Standards sind der UN Global Compact und die ISO 26000.
Automatisch zu den nachhaltigen Investments werden die nachhaltigen Themenfonds gezählt. Bei diesen Geldanlagen werden die Investorengelder überwiegend in ökologische Themen wie Wasser, Solar oder Wind investiert. Diese Investments sind überwiegend als geschlossene Fonds bekannt und leiten ihr Geschäftsmodell aus regelmäßigen, kalkulierbaren Kapitalflüssen ab.
Ein sehr starkes Wachstum weisen die Investments mit ESG-Integration (ecological, social, governance) aus. Dabei werden ökologische, ethische und Verhaltensregeln in den Analyseprozess und die Nachhaltigkeitspolitik des Investments integriert. Das analysierte Unternehmen muss dabei eine Nachhaltigkeitsstrategie aufweisen und über diese Faktoren auch berichten. Im Unterschied zu den Asset Overlays werden die ESG-Kriterien direkt in die Produktphilosophie integriert und sind damit Bestandteil des Produkts selbst.
Mehrdimensionalität der Renditen nachhaltiger Investments
Neben diesen Strategien, die sich auf formale Aspekte beziehen, sind die Investoren sehr stark an der Mehrdimensionalität der Renditen nachhaltiger Investments interessiert. Zusätzlich zur finanziellen Dimension, die der Finanzerfolg der Anlage zum Ausdruck bringt, steht hier der ökologische oder/und gesellschaftliche Erfolg einer Anlage im Mittelpunkt. Diese Anlagestrategie wird als Impact Investing bezeichnet. Der Investor erhält also neben der Finanzrendite auch eine ökologische oder gesellschaftliche/soziale Rendite. Beispiele hierfür sind der CO2-Fußabdruck oder die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen, die mit diesem konkreten Investment verbunden sind. Untersuchungen haben gezeigt, dass nachhaltige Investments eine bis zu 40 Prozent bessere CO2 Bilanz aufweisen als klassische Investments. Diese Effizienzzahlen, die übrigens auch für die Bereiche Energie- und Wasserverbrauch ermittelt werden, weisen den Impact einer solchen Anlageform aus.
Die jüngste Anlagestrategie, die zum Beispiel vom norwegischen Staatsfonds oder mittlerweile auch von einigen Versicherungsgesellschaften praktiziert wird, nennt sich Divestment. Diese Anlagestrategie verfolgt das Ziel, die Wirtschaft baldmöglichst in eine CO2-arme Industrie zu überführen. Deshalb werden Investments in Kohle, Öl oder sonstige durch hohen Schadstoffausstoß gekennzeichneten Industrien ausgeschlossen bzw. aus dem Portfolio verkauft.
Um die Nachhaltigkeitsanalysen noch effizienter zu machen, nutzen Research-Unternehmen mittlerweile Big Data und künstliche Intelligenz, um im Internet aus verschiedenen Datenquellen Informationen über Nachhaltigkeitsaspekte börsennotierter Unternehmen zusammenzutragen. Dies ermöglicht eine schnelle und (fast) lückenlose Erfassung relevanter Nachhaltigkeitsnachrichten.
Insgesamt lässt sich festhalten, dass nachhaltige Investments weiter auf dem Vormarsch sind und ihren Teil dazu beitragen können, die Klima und Nachhaltigkeitsziele von Politik und Wirtschaft zu erfüllen.
Volker Weber ist seit September 2007 Vorsitzender des Vorstands des FNG-Forum Nachhaltige Geldanlagen e.V. mit Sitz in Berlin. Er ist Mitglied des Board of Directors von Eurosif, dem europäischen Dachverband nachhaltiger Geldanlagen. Nach seinem Studium der BWL mit den Schwerpunkten Finanz- und Börsenwesen startete er seine Karriere bei der Deutschen Bundesbank und war danach bei verschiedenen Banken und Vermögensverwaltern tätig. Volker Weber ist Managing Director der Invest in Heads GmbH & Co. KG, die sich auf Research-Dienstleistungen für Fondsgesellschaften im Bereich Managementbeurteilung und Fundamentaldaten spezialisiert hat.
Quelle: BAUM e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
Lifestyle | Geld & Investment, 01.01.2018

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