5. Internationales Nachhaltigkeitssymposium
Wie man die Gesellschaft miteinbezieht und die Dekarbonisierung vorantreibt
„Klima ‘Wie’: Wie man die Gesellschaft miteinbezieht und die Dekarbonisierung vorantreibt” war das Thema des fünften internationalen Nachhaltigkeitssymposiums am 7. und 8. Februar auf der Insel San Servolo bei Venedig. Gastgeber und Initiatoren waren Alcantara und die Venice International University, die bei der Organisation der Veranstaltung vom globalen Partnerschaftsprogramms Connect4Climate der Weltbank Gruppe unterstützt wurden.
Am zweitägigen Programm nahmen rund dreißig renommierte Vertreter von Unternehmen, aus der Finanzwirtschaft und internationalen Organisationen sowie Wissenschaftler, Unternehmer, Kommunikationsexperten und politische Entscheidungsträger teil. Sie setzten sich mit der Frage auseinander, „wie” Maßnahmen ergriffen werden können, um auf verschiedenen Ebenen der Gesellschaft an das Verantwortungsbewusstsein der Menschen zu appellieren. Sei es unter Entscheidungsträgern, Bürgern, Unternehmen oder Verbrauchern. Ziel ist es, den Klimawandel zu verlangsamen und auf eine kohlenstoffarme Zukunft hinzuarbeiten.
Die Eröffnungsreden hielten Umberto Vattani, Präsident der Venice International University (VIU), und Andrea Boragno, CEO und Chairman von Alcantara.
Umberto Vattani begrüßte die Teilnehmer des Symposiums, indem er die einzigartigen Merkmale der Veranstaltung betonte: Mehrere Experten mit sehr unterschiedlichen Hintergründen – Akademiker, Geschäftsleute, Finanzakteure, Kommunikationsexperten, Entscheidungsträger – beschäftigten sich mit denselben Themen in Bezug auf Nachhaltigkeit und den Klimawandel.
Andrea Boragno fügte hinzu: „Das übergeordnete Thema des Symposiums ist dasselbe wie 2018 mit dem Titel ‚Dem Wandel gerecht werden: Globale Erwärmung und Dekarbonisierung.‘ Der Schwerpunkt allerdings verlagert sich von ‚was passiert‘ zu ‚wie setzt man es um‘: Wie kann der Klimawandel verlangsamt, die Dekarbonisierung vorangetrieben und die Gesellschaft auf verschiedenen Ebenen miteinbezogen werden? Wir empfanden diese Verlagerung als notwendig, denn obwohl es eindeutige wissenschaftliche Belege gibt, fehlen innerhalb der verschiedenen Gesellschaftsschichten noch immer das notwendige Engagement und effektive Maßnahmen.”
Am ersten Tag fanden mehrere Vorträge statt, welche aufkommende Trends, technologiegetriebene Möglichkeiten, Fallbeispiele aus Unternehmen, Meinungen von Finanzakteuren und politischen Entscheidungsträgern beleuchteten und einen Austausch hierzu förderten.
Daniel Klingenfeld – Leiter des Stabes der Direktoren am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) erklärte: „Der jüngste Sonderbericht des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change – Weltklimarat) zur globalen Erwärmung von 1,5° Celsius unterstreicht die Dringlichkeit und Notwendigkeit für tiefgreifende Veränderungen, um innerhalb dieser Temperaturgrenze zu bleiben und weitere erhebliche Schäden zu vermeiden. Gleichzeitig gibt es praktikable Wege zur Stabilisierung des Klimas, die dazu beitragen können, andere gesellschaftliche Ziele zu erreichen: Politische Entscheidungsträger sollten sich dazu ermutigt fühlen, ehrgeizige Maßnahmen wie eine sinnvolle CO2-Preisgestaltung umzusetzen, während die Gefahr, nicht zu handeln, weiter steigt. Unternehmen und Bürger spielen eine wichtige Rolle, wenn sie selber handeln und damit signalisieren, dass jetzt die Zeit zum Handeln ist."
Georg Kell – Chairman von Arabesque, Gründer und ehemaliger Direktor des United Nations Global Compact, betonte die Wichtigkeit von Kollaborationen und betonte: „Die Zusammenarbeit zwischen öffentlichem und privatem Sektor ist der Schlüssel, um die Dekarbonisierung voranzutreiben und die Zeit wieder wettzumachen, die bei der Umsetzung von Lösungen verloren gegangen ist. Politische Entscheidungsträger und Unternehmen müssen zusammenarbeiten, um Vorschriften zu definieren und Maßnahmen umzusetzen. Unterstützt werden sie von neuen Möglichkeiten, die durch Technologie und Digitalisierung vorangetrieben werden. Die Digitalisierung von Informationen in Bezug auf die Nachhaltigkeit von Unternehmen erlaubt es Investoren nun, in nachhaltige Unternehmen zu investieren. Das ist ein Durchbruch und wird die Dekarbonisierung in den Märkten erheblich beschleunigen."
Giovanna Melandri – Gründerin und Chairman der Human Foundation Do&Think Tank per l'Innovazione Sociale, Chairman der MAXXI Foundation – National Museum of XXI Century Arts, ehemalige Ministerin für Kultur, Jugend und Sport, kommentierte: „Dieses Symposium ist eine einzigartige Gelegenheit, um eine nachhaltige Zukunft aufzubauen. Eine kohlenstoffarme Wirtschaft muss notwendigerweise auf soziale Gerechtigkeit ausgelegt sein: Das ist heute die Herausforderung. Es ist enorm wichtig, dass Finanzierungen und Investitionen mit sozialem Einfluss der Dekarbonisierung nachkommen."
Mehrere Vertreter internationaler Unternehmen berichteten von ihren Erfahrungen und stellten ihr Visionen, Investitionen und Technologieprogramme vor, die sich mit den Problemen der Dekarbonisierung befassen.
Hermann Pengg – Head of Project Management e-fuels bei der Audi AG betonte, dass die Bewältigung von Änderungen des THG-Minderungsprozesses einen systematischen Ansatz bei der Bewertung von Kosten und Nutzen erfordere. Insbesondere wies er darauf hin, dass politische Entscheidungsträger den Lebenszyklus von der Wiege bis zur Bahre in die Gesetzgebung integrieren müssten, um eine schnelle und technologieneutrale Dekarbonisierung zu ermöglichen.
Bjørn Otto Sverdrup – Senior Vice President Sustainability bei Equinor ASA stellte das Engagement von Equinor im Bereich der Dekarbonisierung vor und unterstrich die Dringlichkeit bei der Bekämpfung des CO2-Anstiegs in der Atmosphäre. Er betonte: „Equinor beteiligt sich in Bezug auf die Dekarbonisierung an einem sehr überzeugenden Investitionsprogramm. In den nächsten Jahren werden zwischen 15 und 20 Prozent der Gesamtinvestitionen des Unternehmens in neue Energielösungen fließen, zusätzlich zu unseren allgemeinen Bemühungen, unsere CO2-Bilanz zu verbessern."
Yin Bo – Deputy Director des Europabüros der Global Energy Interconnection Development and Cooperation Organization (GEIDCO) erklärte: „Unser Programm ‘Global Energy Interconnection’ (GEI) zielt darauf ab, die Elektrifizierung zu verbessern und ein globales Rückgrat aufzubauen, das alle Kontinente miteinander verbindet. Die UHV-Technologie, die wir dafür verwenden, vereint Smart-Grid-Technologien und die Erzeugung erneuerbarer Energien."
Ralf Pfitzner – Leiter Konzern Nachhaltigkeit bei Volkswagen präsentierte den Dekarbonisierungsansatz des Unternehmens: „Unser Ziel ist es, die E-Mobilität auszubauen. Unser Unternehmen wird bis 2025 50 neue E-Modelle einführen und in den nächsten fünf Jahren 30 Milliarden Euro in die E-Mobilität investieren. Und wir sprechen ein ganzes Ökosystem an, das über das Fahrzeug selbst hinausgeht. Daher unterstützen wir die Energiewende durch den Umbau eigener Kraftwerke, die Steigerung der Energieeffizienz in der Produktion, die Förderung des Aufbaus von Ladeinfrastrukturen und die Bereitstellung von Diensten wie MOIA, einem Ridesharing-Service, um nachhaltige Mobilität zu fördern."
Herman Bril – Director of Office of Investment Management bei United Nations Joint Staff Pension Fund erklärte: „Die Pensionskassen spielen eine große Rolle im finanziellen Umfeld. Die Kernelemente der empfohlenen klimabezogenen Offenlegung sind: Governance, Strategie, Risikomanagement, Metriken und Ziele."
Von den internationalen Kommunikationsexperten wurden einige wichtige Anregungen und Fakten geteilt.
Timothy Nixon – Chefredakteur von Thomson Reuters Sustainability, präsentierte eine aktuelle Studie, die belegt, dass etwa die Hälfte der 250 Unternehmen (G250), die für etwa ein Drittel der jährlichen, von Menschen verursachten THG-Emissionen verantwortlich sind, inzwischen relativ vollständig ihre Emissionen messen und melden. Außerdem zeigten sie zumindest die "Bereitschaft”, die Dekarbonisierung ihrer Geschäftsbereiche mit dem Pariser Abkommen in Einklang zu bringen. Etwa 20 Prozent der G250 verfolgen Transformationsziele zur Dekarbonisierung ihrer Geschäftsbereiche. Darüber hinaus erklärte er, dass unter den analysierten G250-Unternehmen diejenigen, die ein höheres Maß an Transparenz als ihre Branchenwettbewerber aufweisen, hinsichtlich der Gesamtrendite der Aktionäre tendenziell besser abschneiden als ihre Mitbewerber.
Giulia C. Braga – Program Manager des Programms Connect4Climate (C4C) der Weltbankgruppe, lenkte die Aufmerksamkeit auf die Bedeutung der Kommunikationsrolle: „Für die heutige Jugend und für zukünftige Generationen müssen wir Ehrgeiz schaffen, Unternehmen dekarbonisieren und widerstandsfähig werden. Kunst und Storytelling können ein tiefes Einfühlungsvermögen erzeugen. Das ist ein sehr wirksames Mittel, vor allem für Gruppen wie Connect4Climate, die daran arbeiten, Botschaften zu vermitteln, die Menschen verbinden und positive Veränderungen bewirken.”
Am zweiten Tag fanden drei Breakout-Sitzungen statt, die von der englischen Journalistin und Expertin für Klimawandel Gabrielle Walker moderiert wurden. Ziel war es, zu untersuchen, wie man sich konkret in Richtung einer nachhaltigen Zukunft bewegen kann, wobei der Fokus darauf lag, wie politische Entscheidungsträger, die Finanzwirtschaft und Unternehmen eine Veränderung in unserem Leben bewirken können.
Folgende Schlussfolgerungen der Sitzungen wurden besonders hervorgehoben:
- Politische Entscheidungsträger, Unternehmen, die Finanzbranche und Bürger sollten alle vollständig miteinbezogen werden.
- Es ist notwendig, eine strikte Zusammenarbeit zwischen politischen Entscheidungsträgern zu etablieren. Damit das effizient ist, müssen wir sowohl global als auch lokal denken, um die globale Vision, was zu tun ist, mit neuen allgemeinen Prinzipien aufzufrischen.
- Internationale Institutionen und sektorübergreifende Initiativen müssen angestoßen werden, um ehrgeizigere Ziele anzugehen.
- Wir brauchen ein starkes und frisches Narrativ, das uns dabei hilft, die traditionelle Haltung von Unternehmen, der Finanzwirtschaft und von politischen Entscheidungsträgern in Bezug auf CO2-Emissionen zu ändern. Dieses Narrativ erfordert auch, soziale Maßnahmen zu ergreifen wie die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Verteilung des Wohlstands. Andrea Boragno schloss den zweitägigen Workshop: „Wir müssen und wollen den Weg des ‘wie’ einschlagen, indem wir viele verschiedene kulturelle und berufliche Hintergründe bündeln, um greifbare und messbare Ziele in Bezug auf den Klimawandel und die Dekarbonisierung zu verfolgen. Damit dies geschehen kann und um das Engagement in dieser Angelegenheit zu steigern, wollen wir insbesondere unserem Handeln Kontinuität verleihen. Deshalb prüfen wir die Sinnhaftigkeit zur Schaffung einer dauerhaften Organisation zur Förderung konkreter Maßnahmen im Bereich der Nachhaltigkeit und Dekarbonisierung."
Alcantara S.p.A.
1972 gegründet, steht Alcantara heute
für ein Musterbeispiel von Qualität Made in Italy. Als eingetragenes
Warenzeichen von Alcantara S.p.A. und als Resultat einer einzigartigen
und firmeneigenen Technologie gilt Alcantara® als innovatives Material,
das eine konkurrenzlose Kombination von haptischen, ästhetischen und
funktionellen Eigenschaften bietet. Dank seiner Vielseitigkeit wird
Alcantara von vielen führenden Herstellern in zahlreichen
Anwendungsgebieten eingesetzt: Mode und Accessoires, Automobilindustrie,
Inneneinrichtung und Dekoration, und Unterhaltungselektronik. Diese
Eigenschaften gepaart mit Alcantaras Engagement in Sachen
Nachhaltigkeit, machen das Unternehmen zum Symbol des modernen
Lifestyles: Der Lifestyle derer, die ihre Alltagsgegenstände schätzen
und dabei die Umwelt schützen.
Nachdem der CO2-Ausstoß
auf null reduziert werden konnte, gilt Alcantara seit 2009 als
klimaneutral. Um die Entwicklung des Unternehmens in dieser Hinsicht zu
dokumentieren, veröffentlicht Alcantara jedes Jahr seinen
Nachhaltigkeitsbericht, der von BDO zertifiziert wird und auch auf der
Webseite zu finden ist.
Der Hauptsitz des Unternehmens befindet sich in Mailand, während sich
die Produktionsanlage und das Zentrum für Forschung und Entwicklung im
Herzen Umbriens (Terni) befinden.
Umwelt | Klima, 13.02.2019
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