Reparieren statt wegwerfen gut für Umwelt und Geldbeutel
Reparaturwissen im Unterricht soll Schüler sensibilisieren
Anstatt defekte Smartphones, Fahrräder und andere Alltagsgegenstände zu reparieren, werden sie heute meist durch neue ersetzt und wandern direkt in den Müll. „Dabei können viele Geräte nach einer kleinen Reparatur noch lange weiterverwendet werden. Das schont begrenzt verfügbare Rohstoffe, Energie und gleichzeitig den Geldbeutel", sagt Ulrike Peters von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Mit dem veränderten Verhalten der Konsumenten gehe jedoch vielfach auch das Wissen darüber verloren, wie Reifen geflickt oder der Föhn repariert werden kann. Hier setzt die Carl von Ossietzky Universität (Oldenburg) mit ihrem Projekt an. Sie will Schülern und Lehrern die Funktionsweise verschiedener Geräte, ihrer einzelnen Bestandteile und Reparaturmöglichkeiten vermitteln. Ihre Ergebnisse präsentierte sie unter dem Motto „Reparieren statt Wegwerfen". Die DBU förderte das Projekt in den vergangenen drei Jahren fachlich und finanziell mit rund 313.000 Euro.
Vielseitiges Programm mit praktischen Lehrer-Workshops und „Schüler-Uni"
„Lehrern, Schülern und Studenten wird in Vorträgen und an Infoständen unter anderem das erarbeitete Unterrichtsmaterial vorgestellt", erläutert die Projektleiterin, Dr. Katharina Dutz vom Institut für Physik und Technische Bildung der Universität Oldenburg. Zudem werden in Lehrer-Arbeitskreisen praktische Beispiele wie die Reparatur eines Fahrrades angeboten. Am Freitag findet eine „Schüler-Uni" statt, bei der Jugendliche Schülern der Klassen fünf bis zehn verschiedene Reparaturprojekte vorstellen. „Wir wollen das Thema Reparatur im Technik- und Informatikunterricht sowie in den Fächern Arbeitslehre und Werken an allgemeinbildenden Schulen verankern. Dafür haben wir zunächst Konzepte, Unterrichtseinheiten und -materialien zum Thema erarbeitet", so Dutz. Anschließend sei das Material an acht Partnerschulen in der Region Oldenburg im Unterricht getestet und überarbeitet worden.
Produzenten und Konsumenten können gleichermaßen Beitrag leisten
Mithilfe des Materials sollen die Schüler lernen, mögliche Fehler an Alltagsgeräten zu erkennen und zu beheben. Es enthält sowohl technische Anleitungen zur Reparatur als auch theoretische Hintergründe zu den verbauten Materialien. Peters: „So werden Schüler und Lehrer dafür sensibilisiert, Geräte länger zu nutzen und nicht gleich wegzuwerfen, wenn sie defekt sind. Rohstoffe werden dann nachhaltiger genutzt. Wenn wir das nicht ändern, stehen diese Rohstoffe künftigen Generationen nicht mehr im selben Umfang zur Verfügung wie der heutigen", so Peters weiter. Hier könnten Produzenten und Konsumenten gleichermaßen Einfluss nehmen. Hersteller sollten beim Produktdesign stärker darauf achten, dass die einzelnen Komponenten ihrer Produkte wieder gut voneinander getrennt werden können, um sie erneut verwenden oder hochwertig recyceln zu können. Aber auch die Reparierbarkeit spiele eine zentrale Rolle, um Geräte möglichst lange nutzen zu können.
Trend nutzen, Wissen vermitteln: Nur wer weiß wie, kann auch reparieren
Dutz: „Reparieren ist für die meisten jungen Leute gar keine Option mehr und das wollen wir wieder ändern." Die Gelegenheit sei günstig, da „selber reparieren" aktuell ein Trend sei, der dafür genutzt werden solle, um das nötige Wissen systematisch in die Schulen zu bringen. Dazu wurden in einem zweiten Projektschritt die erarbeiteten Konzepte und Materialien an sieben andere Universitäten in verschiedenen Bundesländern weitergegeben und dort in die entsprechenden Studiengänge aufgenommen. Zuletzt wurden Betriebe und Organisationen in das Projekt eingebunden. So entstand die Möglichkeit, dass die Schüler der Fächer Technik und Informatik bei Betriebsbesichtigungen Reparatur und Recycling auch aus beruflicher Perspektive kennenlernen konnten. „Wir freuen uns, dass Reparieren an vielen Schulen fester Bestandteil des Unterrichts wird", sagt Dutz.
Lifestyle | LOHAS & Ethischer Konsum, 07.03.2019
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