Nicaragua und die Zukunft linker Politik
Konferenz zum Thema Utopie und Zerfall emanzipatorischer Gesellschaftsentwürfe, 5.-7. April in Berlin
Ausgehend von den Erfahrungen in Nicaragua und Lateinamerika bringt
die Konferenz AkteurInnen aus Nicaragua, Lateinamerika und Deutschland
zusammen. In Workshops und auf Podien diskutieren sie mit uns über
Utopie und Zerfall emanzipatorischer Gesellschaftsentwürfe.
Nicaragua
hat sich vom weltweit wahrgenommenen Symbol eines erfolgreichen
revolutionären Kampfes gegen die Diktatur 1979 zu einer neuen Diktatur
entwickelt. Im Bündnis mit Kirche und Unternehmern kontrolliert die
Regierung der Sandinistischen Befreiungsfront (FSLN, Frente Sandinista
de Liberación Nacional) unter Daniel Ortega weite Bereiche der
Gesellschaft, demokratische Freiheiten existieren nur auf dem Papier,
Staat und Partei sind längst verschmolzen.
Gegen
diese autoritären und parternalistischen Entwicklungen begehrten im
April 2018 zunächst Studierende auf, denen sich schnell breite Teile der
Bevölkerung anschlossen. Die blutige Antwort des Regimes auf die ersten
Demonstrationen brachte Hunderttausende auf die Straße. Seit Ausbruch
der Proteste wurden über 320 Menschen getötet, Tausende verletzt, gut
30.000 Menschen sind vor der Verfolgung des Regimes ins Exil geflohen.
Zuletzt wurde zahlreichen Organisationen die Rechtsfähigkeit entzogen,
was nicht nur ein faktisches Verbot, sondern auch eine Form der
Kriminalisierung zivilgesellschaftlicher Arbeit bedeutet. Diese neue
Qualität der Gewalt offenbart, worauf regierungskritische Stimmen in
Nicaragua schon lange hinweisen: Die einstige Revolutionspartei FSLN hat
ihren emanzipatorischen Charakter verloren und Präsident Daniel Ortega
hat das Land erneut in eine Diktatur gestürzt.
Dabei
fordern die Protestierenden nicht nur den Rücktritt Ortegas, sondern
entwerfen zugleich neue Gesellschaftskonzepte von unten. Wie können
diese Entwürfe zusammengefasst werden und welche Anschlüsse bieten sie
für linke Utopien über den Kontext Nicaraguas hinaus? Die Regierung
Ortega hat sich selbst den „progressiven Regierungen" zugeschrieben, die
im Lateinamerika der letzten Dekaden hegemonial waren.
Auch
deshalb wirft die Situation in Nicaragua Fragen auf, die weit über das
Land hinausweisen: Fragen nach dem Verhältnis von Partei, Staat und
Bewegung, nach dem Stellenwert von Demokratie und Freiheitsrechten, nach
Solidarität, alternativen Entwicklungsmodellen und feministischen
Perspektiven.
Was: Nicaragua-Konferenz mit:
- Yerling Aguilera, Dozentin und feministische Aktivistin, Nicaragua/Spanien
- Maria Teresa Blandon, Soziologin und feministische Aktivistin, Nicaragua
- Edgardo Lander, Soziologe und Aktivist, Venezuela
- Mónica Lopez Baltodano, Anwältin und Aktivistin der Articulación de los Movimientos Sociales, Nicaragua
- Vilma Núñez, Präsidentin der Menschenrechtsorganisation CENIDH, Nicaragua
- Francisca Ramírez, Anführerin der bäuerlichen Anti-Kanalbewegung, Nicaragua
- Raul Zelik, Aktivist und Parteivorstand Die Linke und vielen mehr
Das detaillierte Programm zur Konferenz finden Sie in der forum Eventvorschau.
Eine Konferenz von:
Heinrich-Böll-Stiftung,
Informationsbüro Nicaragua e.V., INKOTA-netzwerk, medico international,
Rosa-Luxemburg-Stiftung, SOSNicaragua Alemania
Weiterlesen:
Gesellschaft | Politik, 07.03.2019
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