Boykott der Mehrwegquote stoppen

Verbände-Allianz fordert Abgabe auf Einweg und startet neue Verbraucherkampagne für klimafreundliche Mehrwegflaschen

Scheinbar sind Umweltgesetze dazu da, um ignoriert zu werden. Nach diesem Motto verfahren zumindest die Harddiscounter Aldi und Lidl, welche das größte Getränkesegment Mineralwasser mit ihren Produkten in Einwegplastikflaschen zu Dumpingpreisen dominieren. Die beiden Unternehmen teilten der Deutschen Umwelthilfe (DUH) gegenüber schriftlich mit, ausschließlich auf Einweggetränkeverpackungen setzen zu wollen. Die Einwegstrategie der Harddiscounter deckt sich mit dem Handeln vieler weiterer Marktakteure, wie z.B. Danone, Pepsi, Nestlé oder Lekkerland. Sie boykottieren laut DUH die seit dem 1. Januar 2019 gültige Quote für klimafreundliche Mehrweggetränkeverpackungen von 70 Prozent aus dem Verpackungsgesetz.
 
Die Bundesregierung muss absehbares Unterschreiten der Mehrwegquote durch eine Abgabe auf Einweg sanktionieren. © maxmann, pixabay.comAls Gegenreaktion auf den von Aldi, Lidl & Co. mitgeteilten Boykott der gesetzlichen Mehrwegquote fordert die „Mehrweg-Allianz" von der Bundesregierung die Einführung einer Abgabe auf Einwegplastikflaschen und Dosen in Höhe von mindestens 20 Cent zusätzlich zum bestehenden Pfand. Die aufwendige Kennzeichnung von Getränkeverpackungen in der Nähe des Produktes sollte zudem verbessert werden und zukünftig zusätzlich direkt auf der Verpackung erfolgen. Die „Mehrweg-Allianz" besteht aus der Deutschen Umwelthilfe (DUH), der Stiftung Initiative Mehrweg (SIM), dem Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels (BV GFGH), dem Verband des Deutschen Getränke-Einzelhandels (VDGE), dem Verband Private Brauereien Deutschland und dem Verband Pro Mehrweg.
 
Um Verbraucher beim umweltbewussten Getränkekauf zusätzlich zu unterstützen, legt die „Mehrweg-Allianz" gemeinsam mit 5.000 Getränkehändlern, Brauereien, Mineralbrunnen und Fruchtsaftabfüllern die größte Informationskampagne im Getränkebereich „Mehrweg ist Klimaschutz" neu auf. Durch Informationen zum Klimaschutzbeitrag wiederverwendbarer Mehrwegflaschen sollen Verbraucher zum Verzicht auf umweltschädliche Getränkedosen und Einwegplastikflaschen angeregt werden. Die Wiederbefüllung von Mehrwegflaschen spart im Vergleich zur ständigen Neuherstellung von Einwegverpackungen erhebliche Mengen an Ressourcen, Energie und Treibhausgasemissionen ein. Händler, Unternehmen, Abfallberater, Kommunen und gesellschaftliche Gruppen werden aufgerufen, das kostenlose Informationsmaterial zu nutzen und Verbraucher zu informieren.
 
Allein in Deutschland werden jährlich rund 16,4 Milliarden Einwegplastikflaschen mit einem Gewicht von mehr als 470.000 Tonnen hergestellt und auch die Getränkedose ist mit zweistelligen Wachstumsraten weiter auf dem Vormarsch. Wenn bereits jetzt erkennbar ist, dass klimafreundliche Mehrwegflaschen bis 2021 den Marktanteil von 70 Prozent nicht erreichen werden, muss die Bundesregierung gemäß einem Entschließungsantrag des Bundestages vom 28. März 2017 „weitergehende rechtliche Maßnahmen" entwickeln. Eine solche weitergehende Maßnahme muss nach Einschätzung der „Mehrweg-Allianz" die Einführung einer Lenkungsabgabe auf Einweggetränkeverpackungen in Höhe von 20 Cent (zusätzlich zum Pfand) sein, wie sie bei Alkopops seit Jahren besteht.
 
Für eine selbstbestimmte Entscheidung am Verkaufsregal ist es notwendig, dass Verbraucher Mehrweg und Einweg eindeutig unterscheiden können. Deshalb hat die Bundesregierung im Verpackungsgesetz eine Kennzeichnung am Verkaufsort festgelegt. Aktuelle Tests der DUH belegen jedoch erhebliche Probleme bei der Umsetzung in großen Supermärkten. Neben fehlenden Hinweisen und zu kleinen Schildern, ist insbesondere die falsche Kennzeichnung von Einweg als Mehrweg problematisch. Daher fordert die „Mehrweg-Allianz" die Einführung einer zusätzlichen Kennzeichnung direkt auf der Verpackung. Ministerin Schulze muss schnellstmöglich nachbessern.
 
Nach dem Willen von Umweltministerin Svenja Schulze sollen die unverständlichen und kontraproduktiven Ausnahmen von Säften und Nektaren aus der Einwegpfandregelung weiterhin fortbestehen. Die „Mehrweg-Allianz" fordert hingegen eine Vereinfachung der Einwegpfandpflicht, die anhand der Getränkeverpackung festgelegt werden muss. Es ist nicht nachvollziehbar, warum dieselbe Einwegplastikflasche mit Cola bepfandet, aber mit Saft unbepfandet ist. Auch Getränkekartons sind unökologische Einwegverpackungen und sollten künftig mit einem Einwegpfand belegt werden.
 
Hintergrund Kampagne Mehrweg ist Klimaschutz:
Seit 2007 informieren Umwelt-, Verbraucher und Wirtschaftsverbände Bürger über die Umweltfreundlichkeit von Getränkeverpackungen. Verbraucher sollen so bei einer selbstbestimmten Kaufentscheidung unterstützt werden. Das diesjährige Kampagnenmotiv zeigt eine Weltkugel in der Perlenflasche – sie ist die bekannteste Mehrwegflasche der Welt und feiert in diesem Jahr ihr 50-jähriges Jubiläum. Das Motiv verdeutlicht den Beitrag wiederverwendbarer Mehrwegflaschen zum Schutz unseres Planeten und des Klimas.
 
Weitere Informationen:
Kontakt: Barbara Metz, Deutsche Umwelthilfe | metz@duh.dewww.duh.de

Umwelt | Ressourcen, 29.04.2019

     
        
Cover des aktuellen Hefts

Pioniere der Hoffnung

forum 01/2025 ist erschienen

  • Bodendegradation
  • ESG-Ratings
  • Nachhaltige Awards
  • Next-Gen Materialien
Weiterlesen...
Kaufen...
Abonnieren...
22
DEZ
2024
Ein leuchtendes Zeichen für Demokratie und Gemeinschaft
Tollwood Winterfestival unter dem Motto "Wir braucht Dich!", bis 23. Dezember
80336 München
03
JAN
2025
48. Naturschutztage am Bodensee
Vorträge, Diskussionen, Exkursionen mit Fokus: Arten-, Klima- und Naturschutz
78315 Radolfzell
17
JAN
2025
Systemische Aufstellungen von Familienunternehmen und Unternehmerfamilien
Constellations machen Dynamiken sichtbar - Ticketrabatt für forum-Leser*innen!
online
Alle Veranstaltungen...
NatuVision Forum

Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht

Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol

Megatrends

Deutsche (Männer) lesen immer weniger
Christoph Quarch wünscht sich eine Kampagne von Buchhandel und Politik, um Leser zurückzugewinnen
B.A.U.M. Insights
Hier könnte Ihre Werbung stehen! Gerne unterbreiten wir Ihnen ein Angebot

Jetzt auf forum:

Fotoausstellung Klimagerecht leben

Ohne Vertrauen ist alles nichts

Zeit für Regeneration

The Custodian Plastic Race 2025

Hacker vs. Host: Wie man Angreifer überlistet

Auf der Überholspur: Förderpolitik hat E-Busse wettbewerbsfähig gemacht.

TARGOBANK spendet 200.000 Euro für Herzensprojekte von Mitarbeitenden

WE-LITE

  • NOW Partners Foundation
  • ECOFLOW EUROPE S.R.O.
  • Futouris - Tourismus. Gemeinsam. Zukunftsfähig
  • World Future Council. Stimme zukünftiger Generationen
  • Engagement Global gGmbH
  • Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG
  • DGNB - Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
  • BAUM e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
  • Energieagentur Rheinland-Pfalz GmbH
  • circulee GmbH
  • Global Nature Fund (GNF)
  • Protect the Planet. Gesellschaft für ökologischen Aufbruch gGmbH
  • Kärnten Standortmarketing