Gut bedacht
Plan für Instandsetzung des Daches der Kathedrale Notre-Dame durch Vorarlberger Holzbauunternehmen
„Für den einen oder anderen mag das verrückt klingen, aber: Wir können Notre-Dame sehr wirtschaftlich und vor allem schnell retten", ist Hubert Rhomberg überzeugt, Baumeister aus dem „Holzland" Vorarlberg und Miteigentümer der Rhomberg Bau GmbH aus Bregenz. Wie er das schaffen will? „Mit einem gut durchdachten Plan. Und mit Holz".
„Schon der alte Dachstuhl war ja aus Holz, und der hat immerhin 800 Jahre gehalten", erklärt der Holzbauexperte. Neben der Langlebigkeit sprechen weitere Argumente für das nachhaltige Baumaterial: Es wächst nach, es ist überall verfügbar – knapp 30 % der Gesamtfläche Frankreichs bestehen aus Wäldern – und kann vor allem auch lokal verarbeitet und verbaut werden. „In Paris gibt es über 270 holzverarbeitende Betriebe", weiß Rhomberg.
Die würde er gerne in seinen Plan miteinbeziehen. Der sieht vor, statt dem bisherigen kleinteiligen, doppelten Hängewerk, das aus einer Vielzahl an Sparren, Kehlbalken, Hängesäulen und Streben bestand, eine vorgefertigte, aufgelöste Fachwerkskonstruktion zu montieren. Auf der sollen anschließend vorelementierte Holz-Rippenelemente angebracht werden, die aus Holzwerkstoff-Platten bestehen, die mit Rippen aus Brettschichtholz verleimt werden und an der Außenseite bereits über eine regendichte Dachhaut verfügen. „Ab diesem Moment ist das Dach dicht", versichert Rhomberg. „Das heißt: Nach der Baugenehmigung brauchen wir etwa drei Monate, zum Winter könnte die Kathedrale also sicher vor den Witterungseinflüssen geschützt sein." Der weitere Dachaufbau und die Dacheindeckung können dann individuell nach den Vorgaben und Wünschen vom Denkmalschutz und dem Bauherrn realisiert werden.
„Der Clou ist, dass die einzelnen Elemente vorgefertigt werden können und auf der Baustelle dann nur noch montiert werden müssen", erklärt der gelernte Baumeister. Die Vorfertigung sollen lokale Betriebe übernehmen, die Montage ebenfalls. Das Holz selbst – statt der bisherigen Eiche, die in den benötigten Mengen und Längen nicht mehr vorgehalten wird, will Rhomberg Nadelhölzer wie Fichte, Kiefer oder Tanne verwenden – ist im Land vorrätig und könnte entsprechend schnell beschafft und industriell verarbeitet werden. „Damit sparen wir uns auch Zwischenlösungen, die wieder Kosten und Abfall produzieren würden", argumentiert Rhomberg. Weitere Vorteile des neuen Aufbaus: „Mit dem Umstieg von Eiche auf Nadelholz verringern wir die Eigenlast der Dachkonstruktion um rund 30 %. Die entsprechende statisch notwendige Unterkonstruktion für den achtseitigen Turmhelm wird bereits vormontiert, sodass dieser im Nachgang direkt eingehoben werden kann. Zudem können wir durch die größeren einzelnen Balkenquerschnitte sowie die deutlich reduzierten Anschlüsse einen hohen natürlichen Brandwiderstand von mindestens 90 Minuten garantieren."
Der Einsatz von Holz sei seiner Meinung nach übrigens eine gute Möglichkeit für die katholische Kirche, sich doch noch und ohne großen Aufwand an der Rettung des bedeutsamen Gebäudes zu beteiligen: „Die Kirche ist der größte Waldbesitzer weltweit und hat natürlich auch in Frankreich große Ressourcen. Es ist für sie daher durchaus machbar, die Holzmengen, die jetzt rasch benötigt werden, der Holzindustrie im Nachgang aus ihrem Bestand wieder aufzufüllen. Ließe sich die Kirche auf diese Idee ein, könnte Paris als Eigentümerin der Kathedrale rund 25 % der Kosten sparen – neben der Zeitersparnis und der lokalen Wertschöpfung für Rhomberg ein weiteres starkes Argument für die Stadt. Zudem zahle der Fokus auf Holz klar auf die Ziele des Übereinkommens von 2015 ein, das sogar nach der französischen Hauptstadt benannt wurde: „Mit dem ökologischen Fußabdruck der Alternativen wie Stahlkonstruktionen wird die CO2-Reduktion aus dem Pariser Klimaabkommen nie erreicht." Deswegen möchte Hubert Rhomberg gerne möglichst rasch Nägel mit Köpfen machen: „Wir stellen unser Know-how und unsere Kompetenz im Holzbau sehr gerne zur Verfügung. Sobald die Ergebnisse über den Zustand des Bestands vorliegen, stehen wir deshalb für Gespräche mit der Stadt bereit."
Technik | Green Building, 30.04.2019
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