Das dramatische Ende der Vielfalt
Standards und Gütesiegel sollen helfen
Ohne Biodiversität auf dem Feld gibt es keine Vielfalt auf dem Teller. Jetzt sollen Standards und Gütesiegel dazu beitragen, die Artenvielfalt auf dem Acker zu schützen.
![Die biologische Vielfalt auf landwirtschaftlichen Betrieben fördern – dabei hilft das Biodiversity Performance Tool des Projekts LIFE Food & Biodiversity. © GNF](/global/images/cms/2_2019/explaining_the_bpt_at_farm_in_france.png)
Standards für die Lebensmittelbranche
Die Landwirtschaft gefährdet mit ihrer derzeitigen Praxis ihre eigene wirtschaftliche Grundlage und die gesamte Lebensmittelbranche, bestehend aus Lieferanten, Hersteller und Handel verschärft die Situation durch einen mörderischen Preiskampf. „Einige Lebensmittelhersteller haben nun begonnen, Maßnahmen zum Schutz der Artenvielfalt umzusetzen und Konsumenten zu sensibilisieren", sagt Stefan Hörmann, Leiter „Unternehmen & Biodiversität" beim Global Nature Fund (GNF).
Landwirte legen Hecken, Baumgruppen, Teiche oder Blühstreifen an, die als Lebensraum für Insekten dienen. „Wir begrüßen das steigende Engagement, eine echte Veränderung ist jedoch nur zu erreichen, wenn sich flächendeckend etwas tut", so Hörmann weiter. Er sieht die Arbeit auf der Siegel- und Standard-Ebene als wichtigen Hebel, um den Schutz der Artenvielfalt in der Lebensmittelwirtschaft zu verankern.
Neben gesetzlichen Vorgaben greift die Lebensmittelbranche nämlich auf zahlreiche Standards und Labels zurück, um eine bestimmte Qualität eines Produkts beziehungsweise einer Produktionsweise zu garantieren. Alleine für den deutschen Markt gibt es mehr als 100 Siegel, die Vorgaben für die Produktion der Lebensmittel vorschreiben, ob in Bezug auf Qualität oder Sicherheit. Doch was empfehlen Standards zum Schutz der Artenvielfalt?
Biodiversität stärker verankern
![Bienen weg Regale leer: Mit einer Aufsehen erregenden Aktion hat der zur REWE Gruppe gehörende Lebensmitteldiscounter Penny auf die Wichtigkeit der Biodiversität für die Lebensmittelproduktion und damit auch für den Handel und den Konsumenten hingewiesen. © Rewe Group](/global/images/cms/2_2019/_dsc0659.png)
„Die Maßnahmen kommen der Artenvielfalt nur dann zugute, wenn sie richtig umgesetzt werden", sagt Marion Hammerl, Präsidentin der Bodensee-Stiftung, „deshalb bieten wir Trainingsmodule für Berater und Zertifizierter sowie Produkt- und Qualitätsmanager von Unternehmen an." Bislang ist Biodiversität kein Thema bei Schulungen und in Leitfäden. Das soll sich ändern. Außerdem soll ein übergreifendes Monitoring in Zukunft Audit-Daten analysieren und zeigen, ob und wie sich die Artenvielfalt wieder erholt. Eine Branchen-Initiative für mehr Schutz der Biodiversität im Lebensmittelsektor will die Aktivitäten der Branche bündeln.
Den Schutz der Biodiversität weltweit voranbringen
Zahlreiche Standardorganisationen beteiligen sich bereits an dem europaweiten Projekt, darunter auch UTZ/Rainforest Alliance und GlobalGAP. Mit Fairtrade arbeitet der Global Nature Fund an einem Leitfaden für Berater und Zertifizierer zur Verbesserung des Schutzes der Biodiversität auf Fairtrade-zertifizierten Betrieben in Westafrika. Zudem sind auch mit diesem Partner Schulungen zu allen Biodiversitätsaspekten geplant.
„Natürlich hoffen wir, dass sich noch mehr Organisationen, die Nachhaltigkeits-, Qualitäts- oder Bio-Standards festgelegt haben, für mehr und effektiveren Schutz der Biodiversität engagieren. Aber vor allem die Unternehmen der Lebensmittelbranche müssen in ihren Beschaffungsvorgaben angemessene Sozial- und Umweltstandards einfordern und überprüfen sowie die Wirkungen regelmäßig evaluieren. Nur wenn die Branche einen signifikanten und messbaren Beitrag leistet, kann sie helfen, den Verlust der biologischen Vielfalt zu stoppen. Nicht nur in Europa, sondern weltweit", so Hörmann.
Weitere Informationen finden Sie unter www.food-biodiversity.eu.
Von Fritz Lietsch
Umwelt | Biodiversität, 01.06.2019
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 02/2019 - Afrika – Kontinent der Entscheidung erschienen.
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