Pfadfinder der Nachhaltigkeit
Setzt die Outdoor-Bekleidungsbranche Meilensteine in Sachen CSR?
Für die Outdoor-Industrie sollte Nachhaltigkeit von jeher einen besonderen Stellenwert haben. Dieser ergibt sich aus der produktspezifischen Abhängigkeit zur unversehrten und ursprünglichen Natur. Darüber hinaus wurden viele Unternehmen von Outdoor-Enthusiasten gegründet, die aufgrund ihrer sportlichen Leidenschaft und der Verbindung zur Natur schon früh erkannten, wie wichtig Nachhaltigkeit ist. Die Branche sieht sich deshalb als Zugpferd für die Textil- und Modeindustrie.

Zudem steht die technische Entwicklung der Stoffe wesentlich mehr im Fokus als in der Modeindustrie um sicherzustellen, dass sowohl die Materialperformance als auch chemische Eigenschaften dem Anforderungsprofil des Produktes entsprechen. Allein dafür ist eine genaue Kenntnis der Lieferkette und der erforderlichen Prozesse von herausragender Bedeutung. Die Stoffentwickler sind daher stark in die einzelnen Prozesse von Gewebekonstruktion bis zu Färbeprozessen und Ausrüstungsapplikationen eingebunden. Es findet – anders als in der schnelllebigen Modeindustrie – eine detaillierte Auseinandersetzung mit den verwendeten Materialien statt, was wiederum die Auswahl nachhaltigerer Optionen begünstigt.
Nachhaltigkeit als Innovationsmotor

Wettbewerb mit Fairplay und Teamgeist
Selbstverständlich beeinträchtigt die in einigen Bereichen gemeinsame Vorgehensweise nicht den Wettbewerb zwischen den Markenunternehmen. Dennoch wird die Auffassung vertreten, dass die Unterstützung sozialer Arbeitsbedingungen nicht Teil der Wettbewerbsfähigkeit sein sollte, sondern Grundvoraussetzung für die Zusammenarbeit mit einem Lieferanten. Anders sieht es bei der Entwicklung nachhaltiger Materialkonzepte aus. Hier herrscht reger Wettbewerb zwischen den Unternehmen, um sich mit möglichst nachhaltigen Ideen von anderen abzusetzen. Nachhaltigkeitsaspekte sind mittlerweile zu einem Innovationsmotor geworden.
Wann ist ein Produkt nachhaltig? Eine Frage der Definition und Ansicht

Ein Beispiel: Bei nachhaltigem Kaffee wird darauf geachtet, dass die Bohnen nicht genetisch manipuliert sind, der Kaffee ökologisch angebaut wird und die Bauern faire Löhne bzw. einen fairen Preis für ihr Produkt erhalten. Bei besonderer Aufmerksamkeit kann noch auf nachhaltigen Transport, die energiesparende Röstung oder eine umweltfreundliche Verpackung geachtet werden, allerdings ist das bereits bei den meisten nachhaltigen Kaffees nicht mehr Teil des Anforderungsprofils. Ein nachhaltiges Bekleidungsstück – beispielsweise eine Outdoor-Jacke – besteht schnell aus 20 und mehr Einzelkomponenten. Jedes Teil hat eine eigene Lieferkette, die aus 3 bis 5 Stufen besteht und jeweils sowohl sozialen Aspekten als auch ökologischen Anforderungen entsprechen muss, um nachhaltig zu sein. Daneben kann es durch unterschiedliche persönliche Schwerpunkte in der Definition von Nachhaltigkeit zu signifikanten Wahrnehmungsunterschieden kommen:
- Eine Person, die Naturfasern Chemiefasern vorzieht, lehnt eine Jacke mit Kunstfasern eventuell komplett ab, obwohl sie von der Langlebigkeit und der Pflegeintensität eindeutig bessere Werte aufweist.
- Eine Person, für die der Schutz von Gewässern und Agrarflächen höchste Priorität hat, wird vermutlich Baumwolle (egal ob ökologisch oder nicht) als nicht akzeptabel empfinden, weil beim Anbau in den trockensten Gebieten der Welt wertvolles Süßwasser eingesetzt wird.
- Ein Veganer dagegen lehnt eine Jacke mit Daunenfüllung ab, weil anstelle einer Kunstfaserfüllung Daunen von Gänsen verarbeitet wurden. Und das, obwohl Daunen allgemein als äußerst nachhaltig gelten, weil sie ein Naturprodukt sind, das bei der Lebensmittelproduktion als Abfall anfällt. Auch wird der Veganer eine Jacke aus Polyester dem Wollmantel vorziehen.
Die Liste ließe sich unendlich weiterführen…
Ein Blick hinter die Kulissen
Als Unternehmen muss man sich immer ehrgeizige Ziele setzen. Wir sind besonders stolz auf unsere Texapore Ecosphere-Linie. Hier ist es gelungen, wasserdichte Jacken herzustellen, die ausschließlich aus recycelten Materialien hergestellt werden. Die Membrane der Jacken besteht beispielsweise aus sogenanntem Pre-Consumer-Waste, also aus Produktionsabfällen, die bei der Herstellung der Membrane angefallen sind. Durch lange Tüftelei, die wir zusammen mit unserem Lieferanten vorangetrieben haben, ist es uns gelungen, eine recycelte Membrane herzustellen, die in ihren Leistungseigenschaften einer herkömmlichen Membrane in Nichts nachsteht. Diese innovative Membrane haben wir mit recycelten Ober- und Futterstoffen aus Post-Consumer-Waste, also alten Plastikflaschen sowie mit recycelten Trimmings und Füllmaterialien kombiniert und damit ein nachhaltiges und innovatives Produkt entwickelt, das selbstverständlich auch mit einer PFC-freien, wasserabweisenden Außenbeschichtung auskommt und dabei dennoch höchsten Wetterschutz garantiert. Das sind Highlights im Leben einer CSR Managerin, doch im Grunde sind es die vielen kleinen Dinge, die eine konsequente Nachhaltigkeitsstrategie ausmachen und die ein Unternehmen letztlich glaubwürdig machen. Aus der Nähe betrachtet, sind das bei uns der ausschließliche Einsatz von Bio-Baumwolle, der Verzicht auf PVC, Phthalate etc., die Einhaltung von Schadstoffanforderungen für Produkte und Produktionsschritte, die Zertifizierungen einzelner Produkte wie Daunen oder recycelte Materialien, der schrittweise Ausschluss von PFCs, die Umsetzung von Sozialstandards in Zusammenhang mit externer Verifizierung durch eine Multi-Stakeholder-Organisation und vieles mehr. Alle Aktivitäten sind kleine Bestandteile eines großen Konzepts. Nur als Ganzes betrachtet, ergeben die vielen Einzelmaßnahmen in ihrem Zusammenspiel Sinn und zeichnen die Nachhaltigkeitsstrategie von verantwortungsbewussten Unternehmen aus. Es gilt einfach jeden Tag ein bisschen besser zu werden.
Von Melanie Kuntnawitz
Dies ist ein überarbeiteter Auszug aus dem Fachbuch „CSR und Fashion. Nachhaltiges Management in der Bekleidungs- und Textilbranche" von Peter Heinrich, erschienen im Springer Gabler Verlag.
Melanie Kuntnawitz studierte an der Hochschule Reutlingen Textiltechnologie/ Textilmanagement und startete ihre Karriere in der Qualitätssicherung eines weltweit agierenden Modekonzerns. 2008 wechselte sie zu Jack Wolfskin und baute dort den Bereich Corporate Responsibility federführend auf. Seither beschäftigt sie sich mit ökologischen und sozialen Nachhaltigkeitsthemen in der textilen Lieferkette und ist in diversen Organisationen und Multi Stakeholder-Gremien aktiv.
Lifestyle | Mode & Kosmetik, 01.06.2019
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 02/2019 - Afrika – Kontinent der Entscheidung erschienen.

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