BIOFACH 2025

Herkunftsnachweis für fälschungssichere Lebensmittel

Gewächshaus oder Freiland? Uni Hohenheim arbeitet an neuen Methoden, um die Herkunft von pflanzlichen Nahrungsmitteln zu bestimmen

Chinesische Trüffel, die angeblich aus Frankreich kommen, angebliche Freiland-Tomaten, die aus dem Gewächshaus stammen: Falschangaben wie diese will jetzt ein Team der Universität Hohenheim in Stuttgart mit neuen Analyse-Methoden wiederlegen. So sollen die Methoden exakte Angaben über die geographische Herkunft, die Anbaubedingungen und die Lebensmittelsorte ermöglichen. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) fördert das Projekt der Universität Hohenheim mit insgesamt 275.000 Euro.

Mehr über Lebensmittel und ihre Herkunft erfahren Sie im Themenspecial Food der kommenden forum Ausgabe.
 
Erscheinungstermin: 1.09.
Bestellen Sie am besten gleich jetzt die forum Nachhaltig Wirtschaften 3/2019.
„Der moderne Lebensmittelfälscher ist gebildet und studiert, er kennt die Szene und die Untersuchungsmethoden der Lebensmittelkontrolleure", so charakterisiert Prof. Dr. Walter Vetter vom Institut für Lebensmittelchemie den Fälscher von heute.
 
Doch Handel und Verbraucher wollen Sicherheit. „Damit nimmt auch der Wunsch nach verlässlichen Daten über die Herkunft und Zusammensetzung von Lebensmitteln zu." Für seine Forschung wählte das Team Trüffel und Walnüsse aus verschiedenen Ländern weltweit. „Voraussetzung für das Projekt war, dass wir uns wirklich auf die Herkunftsangaben der Lieferanten verlassen konnten. Das ist uns bei Trüffeln und Walnüssen am besten gelungen", erklärt Prof. Dr. Vetter. Ein weiterer Vorteil: „Trüffel sind fettarm, Walnüsse sind fettreich, so dass wir mit diesen beiden eine große Bandbreite abdecken."
 
Chemische Details geben Auskunft über Herkunft pflanzlicher Lebensmittel
In dem wissenschaftlichen Verbundprojekt aus akademischen Partnerinstitutionen und Wirtschaftsunternehmen erforscht das Projekt der Uni Hohenheim drei Methoden. Die so genannte Isotopen-Analyse ermöglicht anhand der Bestimmung der Zusammensetzung der Kohlen- und Stickstoff- und Wasserstoffisotope in den Pflanzen genaue Angaben zur Herkunft einer Pflanze. In Versuchen konnte das Team von Prof. Dr. Vetter damit beispielsweise den Unterschied von einer Freiland- und einer Gewächshauspaprika erkennen.
 
Chinesische Trüffel, die angeblich aus Frankreich kommen... Uni Hohenheim arbeitet an neuen Methoden, um die Herkunft von pflanzlichen Nahrungsmitteln zu bestimmen. © Didier, pixabay.com„Mit einer weiteren Methode, der Lipid-Analyse, wollen wir die Fettsäuren und Sterole (biochemisch wichtige Bestandteile der Zellmembran) der jeweiligen Lebensmittel genauer analysieren", erläutert Prof. Dr. Vetter. Sterole sind im Fettanteil der Pflanzen enthalten. Die Bestimmung des Sterol-Musters macht es so etwa möglich, einen kulinarisch wertlosen China-Trüffel von einem französischen Gourmet-Trüffel zu unterscheiden.
 
Die dritte Methode ist die so genannte Elementanalytik. Damit lassen sich die Mineralstoffe in den Pflanzen bestimmen. Sie geben Aufschluss darüber, auf welchem Boden die Pflanzen gewachsen sind, da die Mineralstoffe beim Wachsen aus dem Boden auch in die Pflanze übergehen. So lässt sich anhand der Mineralstoffe nachweisen, wenn eine Pflanze nicht auf dem Boden einer bestimmten Region gewachsen ist und beispielsweise sagen, ob sie wirklich aus der regionalen Landwirtschaft stammt oder nicht.
 
Nächstes Ziel: Methoden kombinieren und auf andere Lebensmittel ausweiten
Die größte Herausforderung in dem Projekt: „Gemeinsam mit unseren Forschungspartnern wollen wir die verschiedenen Methoden jetzt miteinander kombinieren." Interessant sei es auch, die Forschung durch ein Folgeprojekt auf weitere und zusammengesetzte Lebensmittel auszuweiten. Zwei mögliche Kandidaten: Trüffel-Butter und Walnuss-Eis.
 
Food Profiling
Das Competence Network Food Profiling (CNFP) ist ein wissenschaftliches Verbundprojekt von akademischen Partnerinstitutionen und Wirtschaftsunternehmen. Es wird über einen Zeitraum von drei Jahren mit insgesamt 3,4 Mio EUR aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördert. Schwerpunkt sind Entwicklungen im Bereich der instrumentellen Analytik zur Authentifizierung von Lebensmitteln.
 
Beteiligte Forschungspartner
Federführend für das Projekt ist die Hamburg School of Food Science. Dort werden unter anderem Genom-basierte Studien, beispielsweise zur Festlegung der botanischen Identität, gemacht. Ebenso beteiligt ist das Leibniz-Institut für Lebensmittel-Systembiologie an der Technischen Universität München. Am Zentrum für Bioinformatik der Universität Tübingen wird die Software zur Verarbeitung und Analyse der Daten entwickelt. Weiterhin sind Unternehmen beteiligt, die den Transfer der Verfahren in die Wirtschaft prüfen.
 
Kontakt: Prof. Dr. Walter Vetter, Uni Hohenheim | walter.vetter@uni-hohenheim.de 

Lifestyle | Essen & Trinken, 18.06.2019

     
        
Cover des aktuellen Hefts

Pioniere der Hoffnung

forum 01/2025 erscheint am 01. Dezember 2024

  • Bodendegradation
  • ESG-Ratings
  • Nachhaltige Awards
  • Next-Gen Materialien
Weiterlesen...
Kaufen...
Abonnieren...
28
NOV
2024
17. Deutscher Nachhaltigkeitstag
Transformation im Gegenwind - Verleihung des Deutschen Nachhaltigkeitspreises
40474 Düsseldorf
28
NOV
2024
Future of Festivals
Exhibition - Congress - Campus; Free tickets for forum readers
12435 Berlin
10
DEZ
2024
KI-PowerWorkshop
Die besten KI-Tools für Selbständige & KMU's
online
Alle Veranstaltungen...
Lassen Sie sich begeistern von einem Buch, das Hoffnung macht

Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht

Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol

Politik

Verleihung des Friedensnobelpreises in Kriegszeiten
Christoph Quarch würde den Preis in diesem Jahr am liebsten posthum an Immanuel Kant verleihen
B.A.U.M. Insights

Jetzt auf forum:

Sehnsucht nach Sinn: Mit Sinnökonomie junge Talente binden

Ein Weihnachtsgeschenk, das bleibt!

COP29, Baku, a sword in the water?

Heinze ArchitekturAWARD 2024 wurde am 21. November in Berlin verliehen

32 BIO-Zertifikate in Bronze für bayerische Jugendherbergen

Doppelte Wesentlichkeitsanalyse – es geht auch günstig

Nachhaltig Weihnachten feiern

Klimagipfel bleibt weit hinter Notwendigem zurück - erreicht aber in schwieriger weltpolitischer Lage das Mögliche

  • DGNB - Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
  • Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG
  • Energieagentur Rheinland-Pfalz GmbH
  • Futouris - Tourismus. Gemeinsam. Zukunftsfähig
  • Global Nature Fund (GNF)
  • Engagement Global gGmbH
  • Kärnten Standortmarketing
  • ECOFLOW EUROPE S.R.O.
  • BAUM e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
  • circulee GmbH
  • Protect the Planet. Gesellschaft für ökologischen Aufbruch gGmbH
  • World Future Council. Stimme zukünftiger Generationen