SAVE LAND - UNITED FOR LAND

Spektakuläre Kletteraktion zum Schutz der Urwälder in den rumänischen Karpaten

Umweltorganisationen protestieren gegen drohende Zerstörung des UNESCO-Weltnaturerbes durch Straßenbau und Abholzungen in Rumänien

Die Umweltorganisationen ROBIN WOOD, Agent Green und EuroNatur protestieren gegen die fortschreitende Zerstörung der rumänischen Natur- und Urwälder. Für den Schutz der Wälder im Domogled Valea Cernei Nationalpark in den rumänischen Südkarpaten setzten Kletteraktivisten am vergangenen Wochenende ein spektakuläres Zeichen: Sie spannten ein 50 Meter langes Banner mit dem Schriftzug "SAVE ROMANIAN PRIMARY FORESTS!" Am Samstag flatterte das Banner über einem Pass, am Sonntag über einem 200 Meter breiten Taleinschnitt. Die Aktivisten markierten auf diese Weise das UNESCO-Weltnaturerbegebiet Ciucevele Cernei, das unter dem Schutz der gesamten Menschheit steht. 
 
Das Protest-Banner flattert über einem 200 Meter breiten Taleinschnitt im rumänischen Domogled Valea Cernei Nationalpark. © AgentGreen/ROBIN WOODDas Protest-Banner flattert über einem 200 Meter breiten Taleinschnitt im rumänischen Domogled Valea Cernei Nationalpark. © AgentGreen/ROBIN WOOD
Der Protest richtet sich gegen den geplanten Ausbau der Nationalstraße 66a mitten durch den Domogled-Nationalpark, der zudem als Natura-2000 Gebiet unter dem Schutz der EU steht. Die rumänische Regierung plant den Ausbau der bisher bestehenden, nicht-asphaltierten Forststraße zu einem zweispurigen Highway. Von den 19 Kilometern des geplanten Bauabschnitts verläuft ein Kilometer durch die Kernzone des UNESCO-Schutzgebietes. Dadurch würde der Status des gesamten transnationalen europäischen Weltnaturerbegebiets zum Schutz alter Buchenwälder gefährdet. Die Aktivisten fordern von der rumänischen Regierung, die EU-weit bedeutenden Ur- und Naturwälder des Landes konsequent zu schützen und alle Pläne zum Ausbau der Nationalstraße 66a endgültig aufzugeben.
 
In Rumänien befinden sich die größten intakten Natur- und Urwaldgebiete der EU außerhalb Skandinaviens. Doch die Abholzungen in diesen arten- und strukturreichen Wäldern schreiten rasant voran: 2004 gab es noch mindestens 218.500 Hektar unberührte Wälder in Rumänien. Aktuelle Satellitenbild-Auswertungen im Auftrag der Stiftung EuroNatur zeigen, dass davon inzwischen gerade noch die Hälfte intakt ist.
 
Nachdem die Pläne für den Ausbau der Nationalstraße 66a bereits 2010 durch den massiven Protest von Umweltschützern gestoppt worden waren, hat sich die Situation aktuell stark zugespitzt. Am 25. Juli 2019 wurde die Ausschreibung für den Straßenbau geschlossen und der rumänische Verkehrsminister Razvan Cuc kündigte den Baubeginn innerhalb eines Monats an.
 
"Die Wald-Abholzungen und der Ausbau der Nationalstraße 66a gefährden die gesamte transnationale UNESCO-Welterbe-Stätte und zerstören einzigartige Naturlandschaften. Rumänien stellt sich damit gegen die ganze Menschheit. Wir fordern Premierministerin Viorica Dancila auf, unverzüglich dafür zu sorgen, dass dieses Zerstörungswerk beendet wird", sagt Gabriel Paun, Gründer und Geschäftsführer der rumänischen Umweltschutzorganisation Agent Green. Die deutsche Naturschutzorganisation EuroNatur und Agent Green kämpfen mit der Kampagne "SaveParadiseForests" für die Bewahrung der rumänischen Urwälder.
 
"In Zeiten des Artensterbens und des Klimawandels ist die Zerstörung der rumänischen Wälder selbstmörderisch und hat Folgen weit über die Landesgrenzen hinaus", sagt Jana Ballenthien, Waldreferentin von ROBIN WOOD. "Wir fordern einen zuverlässigen Schutz der rumänischen Ur- und Naturwälder. Auch die EU ist in der Pflicht, europäisches Naturschutzrecht konsequent durchzusetzen!"
 
"Gerade erst hat Rumänien einen Rüffel vom UNESCO-Welterbe-Komitee bekommen, weil es seine Buchenurwälder nicht ausreichend schützt. Jetzt soll eine Schotterpiste zu einer Nationalstraße ausgebaut werden und zwar mitten durch ein Welterbe-Kerngebiet. Das ist nicht nur ein Affront gegenüber der UNESCO, es wird auch den Druck auf die rumänischen Wälder noch weiter erhöhen", erklärt Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer der Stiftung EuroNatur.
 
Hintergrundinformationen:
  • Der Domogled Valea Cernei Nationalpark ist mit 612 Quadratkilometer der größte Nationalpark in Rumänien und beherbergt große Ur- und Naturwaldflächen. Der gesamte Nationalpark ist auch als EU-Natura2000-Gebiet ausgewiesen. Die EU-Habitat- und die Vogelschutzrichtlinien verbieten Verschlechterungen für EU-weit geschützte Lebensraumtypen und Arten.
  • Die transnationale UNESCO-Weltnaturerbe-Stätte "Alte Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas" bewahrt 92.023 Hektar an endemischem und ursprünglichem Buchenwald in zwölf Staaten. 23.981 Hektar davon befinden sich in Rumänien. UNESCO-Weltnaturerbe-Gebiete stellen die hochwertigsten Schutzgebiete der Welt dar und stehen unter dem Schutz der gesamten Menschheit. Rumänien wurde erst im Juli 2019 bei der 43. Sitzung des Welterbe-Komitees in Baku wegen der Abholzungen von natürlichen Wäldern in den Pufferzonen der rumänischen Teilgebiete gerügt. Die Waldzerstörung bzw. der geplante Straßenbau in rumänischen UNESCO-Puffer- und Kernzonen gefährden den Status des gesamten Welterbe-Gebietes: Wenn diese Verstöße anhalten, droht die Auflassung des gesamten Welterbe-Gebiets. Davon wären auch die Flächen in Deutschland oder Österreich betroffen - etwa Serrahn im deutschen Müritz-Nationalpark oder der Nationalpark Kalkalpen in Oberösterreich.
  • Kampagnenwebsite mit Petition zum Schutz der rumänischen Urwälder von Agent Green und EuroNatur.
EuroNatur ist eine gemeinnützige, international tätige Naturschutzstiftung mit Sitz in Radolfzell am Bodensee. Ziel ist der grenzübergreifende Erhalt wertvoller europäischer Natur- und Kulturlandschaften mitsamt ihrer Artenvielfalt. Hauptbestandteil der Arbeit von EuroNatur ist es, Menschen und Natur zu verbinden - die Grundlage, um einen langfristigen Erfolg der Projekte zum Schutz von Wildtieren wie Wölfen, Bären, Luchsen, Zugvögeln und ihren Lebensräumen zu erreichen. Sie finden uns im Internet unter www.euronatur.org und auch auf Facebook, Twitter und YouTube.
 
Kontakt: Anja Arning, EuroNatur | anja.arning@euronatur.orgwww.euronatur.org

Umwelt | Naturschutz, 29.07.2019

     
        
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