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IPCC-Sonderbericht ist dringender Handlungsaufruf an Regierungen

Nur mit Umsteuerung auf eine konsequent klimaverträgliche Landnutzung kann Erderhitzung noch auf 1,5 Grad begrenzt werden

Der Weltklimarat IPCC hat mit dem heute veröffentlichten Sonderbericht so umfassend und konkret wie nie zuvor die Wechselwirkungen zwischen Klimawandel und Landnutzung dargelegt sowie aufgezeigt, wie sich auch die Landnutzung für ausreichend ambitionierten Klimaschutz verändern muss. Die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch sieht darin einen dringenden Handlungsaufruf an die Regierungen, insbesondere auch an die Bundesregierung. "Die gute Nachricht des IPCC ist: Wir haben noch Möglichkeiten, die Erderhitzung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Die weniger gute ist: Die notwendigen Umstellungen in der Landnutzung sind tiefgreifend und sie müssen nun sehr schnell erfolgen", sagt Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer von Germanwatch.
 
Nur mit einer Umsteuerung auf eine konsequent klimaverträgliche Landnutzung kann die Erdüberhitzung noch auf 1,5 Grad begrenzt werden. © Pexels, pixabay.comNur mit einer Umsteuerung auf eine konsequent klimaverträgliche Landnutzung kann die Erdüberhitzung noch auf 1,5 Grad begrenzt werden. © Pexels, pixabay.com
Bals weiter: "Wir müssen zwei Herausforderungen zugleich meistern: Zum einen brauchen wir ausreichend Flächen zur Ernährung einer wachsenden Zahl von Menschen und zur Bekämpfung des Hungers in der Welt. Zum anderen benötigen wir zur Eindämmung der Klimakrise global große Flächen als CO2-Senken über Walderhaltung und Aufforstung sowie für Bioenergie. Beides in eine optimale Balance zu bekommen, ist eine komplexe Aufgabe, für die wissenschaftlich fundierte Lösungsvorschläge vorliegen. Denn klar ist: Bekommen wir die Erderhitzung nicht in den Griff, hat dies wiederum desaströse Auswirkungen auf Ernten."
 
Der IPCC macht deutlich, dass es kaum ohne gravierende Veränderungen in der Lebensweise geht. Weniger ressourcenintensive Ernährung - vor allem weniger Fleisch -, eine ressourcenschonende Landwirtschaft und die deutliche Verringerung des Wegwerfens von Lebensmitteln sind dabei zentral. Nach Ansicht von Germanwatch muss die Bundesregierung dafür sorgen, dass Preise die ökologische Wahrheit sagen. So müssten zum Beispiel die Kosten für die hohe Nitratbelastung des Wassers durch Überdüngung und die Zerstörung des Regenwalds für den Anbau von Futtermitteln von denjenigen bezahlt werden, die Fleisch in industrieller Massentierhaltung herstellen - und nicht von der Allgemeinheit. Im Sonderbericht wird geschätzt, dass mehr als ein Viertel (25 - 30%) der weltweit eigentlich produzierten Lebensmittel nicht genutzt wird - entweder weil sie im Abfall landen oder schon nicht geerntet werden bzw. nicht den Weg von der Ernte in den Handel schaffen.
 
Deutlich wird auch: Sollte die globale Erhitzung nicht auf 1,5 Grad, sondern nur auf immer noch ehrgeizige 2 Grad eingedämmt werden, würde das erhebliche Ernteausfälle bedeuten. Diese würden zunehmen, in einigen Regionen sogar rapide. Der Weltklimarat betont überdies die gravierenden Folgen einer fortschreitenden Klimakrise in Form von Schäden durch Wetterextreme, Verlust von Lebensraum und Artenvielfalt sowie Erschütterungen der Weltwirtschaft.
 
Der Sonderbericht zeigt zudem: Ohne negative Emissionen wird es kaum möglich sein, das 1,5-Grad-Limit einzuhalten. Dabei werden Aufforstungen kaum reichen. In welchem Ausmaß dies notwendig ist, wird auch davon abhängen, ob es gelingt, die Konsummuster zu verändern. Wälder und Böden können Kohlenstoff binden, ohne dass dies mit der Ernährungssicherheit in Konflikt gerät. Zudem ist es nach Ansicht von Germanwatch notwendig, auch den Einsatz von Technologien zu intensivieren, die CO2 aus der Atmosphäre entnehmen und langfristig sicher binden können. "Carbonfasern, die bei vielen Anwendungen Stahl ersetzen könnten, sind dabei eine aussichtsreiche Option. Es ist wichtig, solche Technologien jetzt zu testen, damit klar wird, in welchem Ausmaß diese eine Rolle spielen können", betont Christoph Bals.
 
 
Kontakt: Stefan Küper, Germanwatch e.V. | kueper@germanwatch.orgwww.germanwatch.org

Umwelt | Klima, 08.08.2019

     
        
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