Wechsel an der Spitze von Germanwatch
Klaus Milke übergibt den Germanwatch-Vorsitz an Silvie Kreibiehl
Bei der Entwicklungs- und Umweltorganisation Germanwatch hat heute eine neue Etappe begonnen: Nach 14 Jahren an der Spitze der Organisation hat Klaus Milke den Vorsitz an Silvie Kreibiehl übergeben. Die 43-jährige Klima- und Finanzexpertin, seit 2015 im Vorstand - zuletzt als Stellvertreterin Milkes -, wurde auf der heutigen Mitgliederversammlung in Berlin mit großer Mehrheit und ohne Gegenstimme in das Amt gewählt. Milke, 1991 im Gründungsvorstand und seitdem durchgehend im Vorstand aktiv, hatte nicht erneut kandidiert. Er wurde von den Anwesenden mit großer Mehrheit und ohne Gegenstimme zum Ehrenvorsitzenden gewählt und wird Germanwatch weiterhin eng verbunden bleiben.
Milke, Diplomkaufmann mit Leitungserfahrungen in einem mittelständischen Unternehmen, ist ein echtes Germanwatch-"Urgestein" und war 1991 einer der Initiatoren zur Gründung des gemeinnützigen Nord-Süd-Vereins in Bonn. "Was Germanwatch heute darstellt, haben wir damals nur erträumt", sagte Milke. "Aber wir haben es doch angesichts der zunehmenden globalen Verantwortung Deutschlands für dringend notwendig erachtet. Denn in Fragen der nachhaltigen Entwicklung war und ist Deutschland ein Entwicklungsland." Der 69-Jährige bleibt auch weiterhin im Umwelt- und Entwicklungsbereich aktiv, unter anderem als Vorsitzender der Germanwatch-nahen Stiftung Zukunftsfähigkeit, deren Gründungsstifter er auch ist. Darüber hinaus ist er Chairman der Steering Group der internationalen Stiftungsplattform Foundations 20 (F20), einer Initiative von ca. 50 Stiftungen weltweit für eine kraftvolle Umsetzung der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) und des Pariser Klimaabkommens.
Die neue Vorstandsvorsitzende Silvie Kreibiehl dankte den Mitgliedern für das entgegengebrachte Vertrauen und betonte: "Klaus ist ein Prototyp der Zivilgesellschaft - egal ob es um Entschuldung, Klima, Menschenrechte oder die SDGs geht. Er war und ist zugleich ein stilvoller Akteur, der von Entscheidungsträgern in Politik und Wirtschaft nicht nur sehr ernst genommen wird, sondern auch für Vertrauensbildung und Gesprächsbereitschaft steht. Das ist für uns alle Verpflichtung, dies weiter zu führen." Kreibiehl weiter: "Ich übernehme mit großem Respekt und Demut vor dieser Aufgabe, aber auch mit großer Freude auf das, was wir gemeinsam bewirken können."
Silvie Kreibiehl ist ausgewiesene Expertin im Themenfeld nachhaltiges Finanzwesen und globale Gerechtigkeit. Sie leitete bis zur Geburt ihres Kindes Ende vergangenen Jahres das UNEP Collaborating Centre for Climate & Sustainable Energy Finance an der Frankfurt School for Finance and Management. Derzeit arbeitet sie für die Universität in Elternteilzeit als koordinierende Leitautorin des sechsten Sachstandsberichts des Weltklimarats IPCC in der Arbeitsgruppe 3, Investment and Finance. Zuvor war sie über 17 Jahre bei der Deutschen Bank tätig, zunächst im Mittelstandsgeschäft und Corporate Finance und zuletzt im Nachhaltigkeitsbereich. Sie verbrachte ein Sabbathalbjahr in Fort Portal, Uganda, und hat wie Klaus Milke früh gelernt, den Dialog zwischen unterschiedlichsten Interessensgruppen zu führen und zu moderieren.
In den zehnköpfigen ehrenamtlichen Vorstand wurden zudem Dr. Karl-Eugen Huthmacher und Fiona Marker neu gewählt. Germanwatch setzt damit bei der Erweiterung des Vorstands auf eine Mischung aus jugendlichem Verantwortungsbewusstsein und langjähriger politischer Erfahrung. "Mit Dr. Karl Eugen Huthmacher, ehemaliger Abteilungsleiter im Bundesforschungsministerium, erhalten wir zusätzliche Unterstützung an der für Germanwatch zentralen Schnittstelle von Nachhaltigkeit, Wissenschaft und Politik", erläutert Silvie Kreibiehl. "Die Wahl der Schülerin Fiona Marker, die sich im Rahmen von Fridays for Future und Extinction Rebellion engagiert, soll ein deutliches Signal sein: Germanwatch möchte den zusätzlichen politischen Spielraum, den diese Bewegung durch öffentlichen Druck schafft, auch für konkrete Gestaltungsvorschläge gegenüber Politik und Wirtschaft nutzen." Die übrigen sieben Mitglieder wurden alle ohne Gegenstimme erneut gewählt.
Germanwatch-Ehrenmitglied Prof. Dr. Klaus Töpfer, ehemaliger Exekutivdirektor des UN-Umweltprogramms sowie Bundesumwelt- und Bauminister, hatte mit einer engagierten Rede die gut besuchte Mitgliederversammlung eröffnet. Töpfer machte deutlich, dass zu Recht darauf verwiesen werde, dass die Menschheit das Holozän bereits verlassen und das Anthropozän betreten habe. "Die massive Nutzung fossiler Energien, die Decodierung der Konstruktionsmuster des Lebens, eine auf über 9 Mrd. Menschen wachsende Weltbevölkerung - all diese Entwicklungen brauchen neue Kooperations- und Technologiemodelle." Töpfer führte aus, dass Deutschland in zweifacher Hinsicht Verantwortung übernehmen und voran gehen müsse. Zum einen gehe es um Erneuerbare Energien und den effizienten sowie sparsamen Umgang mit Wasser, Böden und der Natur im eigenen Land. Zum anderen gehe es um die internationale Perspektive. "Wir müssen Technologien entwickeln, die globalisierbar sind. Technologien, die auch andere nutzen können, damit wir global eine tatsächlich nachhaltige Entwicklung bekommen."
Kontakt: Stefan Küper, Germanwatch e.V. | kueper@germanwatch.org | www.germanwatch.org
Gesellschaft | Politik, 14.09.2019
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