Lebensmanifest
Ein Appell an die österreichische Bundesregierung
Eine Gruppe von Menschen aus Institutionen der österreichischen Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft (darunter auch Mitglieder des Austrian Chapter des Club of Rome) hat sich am 22. April, dem internationalen „Earth Day", mit diesem Appell („Lebensmanifest") an die Politik gewandt, um die Chancen wahrzunehmen, die sich aus dem „Neustart" nach der aktuellen Krise ergeben. Das #Lebensmanifest kann hier unterschrieben werden.
Angesichts der Corona-Krise wird uns deutlich, dass ein Zurück zum Zustand vor der Krise weder möglich noch erstrebenswert ist. Das gilt für uns persönlich, aber auch für Gruppen, Unternehmen und die Gesellschaft als Ganzes. Wir haben daher das LEBENSMANIFEST formuliert. Es drückt unsere Sorge, aber auch Hoffnung aus, für die es sich zu kämpfen lohnt.
Was uns die Krise durch COVID-19 gelehrt hat:
- Wir haben begriffen, dass wir als Menschheit alle im gleichen Boot sitzen
- Wir haben die Wichtigkeit von Regionalität wiederentdeckt, ohne jedoch das große Ganze aus den Augen zu verlieren
- Wir haben begriffen, dass nur gemeinsames, solidarisches Handeln die gewünschten Effekte für Alle bringen kann.
- Wir haben bewiesen, dass wir uns verändern können. Als Menschen und als Gemeinschaft.
- Wir haben erlebt, dass es noch nicht zu spät ist. Wir haben gelitten und gebangt. Im Gegenzug hat uns die Natur mit ihrer Regenerationskraft Hoffnung gegeben.
Jetzt gilt es, das Hochfahren von Wirtschaft und Gesellschaft im Sinne dieser Lehren für die nächsten großen Aufgaben zu nutzen:
- Klimakrise stoppen – Natur entlasten – weltweit Ungerechtigkeiten, Kriege, Armut und Hunger beenden.
Dies gelingt durch:
- eine Wirtschaft, die sich an den Regeln des Lebens orientiert und jeder, jedem Einzelnen eine gedeihliche, würdevolle Existenz ermöglicht.
- Solidarität und größerer Fairness innerhalb von Gesellschaften und zwischen Nationen.
Und führt zu einer menschlichen Welt für alle, gekennzeichnet von:
- Ökologischer Fairness: faire Teilhabe an Ressourcen und Senken
- Sozialer Fairness: faires Teilen von sinnvoller und notwendiger Arbeit
- Wirtschaftlicher Fairness: faire Teilhabe an Besitz und Vermögen
- Politischer Fairness: faire Teilhabe an Entscheidungen
Wir, die Unterzeichner*innen sind vom Gelingen überzeugt.
Die Chancen dafür waren noch nie so groß. Daher formulieren wir die folgenden
FORDERUNGEN
- Festhalten am Ziel der Klimaneutralität bis zum Jahr 2040 (wie im Regierungsprogramm festgeschrieben). Das bedeutet: Halbierung der THG-Emissionen bis zum Jahr 2030 oder mind. 5% pro Jahr ab dem Jahr 2020
- Reduzierung des Ökologischen Fußabdrucks und nachhaltiger Umgang mit natürlichen Ressourcen durch Kreislaufschließung
Damit dies gelingt, müssen die für den Wiederaufbau der Wirtschaft vorgesehenen Mittel in folgende Transformationspfade investiert werden:
- Soziale Ökologisierung des Geld- & Steuersystems inklusive
- CO2-Zertifikate mit einem Preis von mindestens 300 €
- Unbürokratische, nicht-rückzahlbare Unterstützung für ein bedingungsloses Auskommen aller von Armut Betroffenen
- Ko-Finanzierung der Maßnahmen durch Wohlhabende, Finanzsektor und internationale Konzerne
- Energiebedarf reduzieren und naturverträgliche Erneuerbare Energien ausbauen, statt in der Abhängigkeit fossiler Brennstoffe zu verbleiben
- Kohlenstoffarme Kreislaufwirtschaft inklusive Abbau klimaschädlicher Subventionen wie im Klimavolksbegehren skizziert
- Regionalisierung von Wirtschaftskreisläufen zur Verringerung von Importabhängigkeiten und Erhöhung der Widerstandskraft
- Nachhaltige Lebensmittelproduktion und Ernährung – Umbau zu ökologischer Landwirtschaft fördern
- Fördern von Biodiversität, Wiederaufforstung mit klimafitten, naturnahen Wäldern
- Ökologisierung des Wohnbaus (insbesondere Gebäudesanierung) und Ökologisierung der Mobilität (inklusive Verkehrsinfrastruktur Bahn, Bus, Rad, fußfreundliche Wegenetze)
- Eine flächendeckende transformative Bildung als Grundlage für einen gesunden, ressourcenleichten Lebensstil, individuell und institutionell.
DIE INITIATOREN
- Friedrich Hinterberger (Austrian Chapter des Club of Rome, SERI und Universität für Angewandte Kunst)
- Wolfgang Pekny (Plattform Footprint)
- Gerhard Frank (Puparium)
Die Initiatoren sind Mitglieder des Krumbacher Kreises. Weitere. Informationen und erklärende Hinweise.
DIE ERSTUNTERZEICHNER*INNEN
Eine Unterstützung des Appells ist auf mein.aufstehn.at/petitions/lebensmanifest möglich.
- Hannes Swoboda (Präsident des Austrian Chapter des Club of Rome)
- Hans Rupp (Club of Rome Carnuntum)
- Helga Kromp-Kolb (Klimaforscherin)
- Franz Fehr (UniNetZ)
- Ulrich Brand (Universität Wien)
- Ilja Trojanow (Schriftsteller)
- Robert Menasse (Schriftsteller)
- Lisa Muhr (Gemeinwohlökonomie)
- Christian Felber (Gemeinwohlökonomie)
- Peter Weish (Naturschutzbund und Forum Wissenschaft&Umwelt)
- Michael Schwingshackl (Plattform Footprint)
- Harald Orthaber (FLi/zfs)
- Sibylla Zech (TU Wien)
- Hans Holzinger (Robert-Jungk-Bibliothek)
- Alfred Strigl (Plenum/ÖIN)
- Martina Prechtl-Grundnig (Erneuerbare Energie Österreich)
- Johannes Gutmann (Sonnentor)
- Josef Zotter (Chocolatier )
- Günther Humer (Zukunfts- und Nachhaltigkeitsreferent)
- Karin Mottl (Energiepark Bruck/Leitha)
- Werner Lampert (prüfnach)
- Olivia Herzog (WWF)
- Reinhard Uhrig (GLOBAL2000)
- Barbara Huterer (SOL)
- Ilse Kleinschuster (Initiative Zivilgesellschaft)
- Sabine Kriechbaum (Autorin, Produzentin)
- Erwin Wagenhofer (Filmemacher)
- Christoph Drexel (Vorarlberg for Future)
- Johannes Brandl (SPES Zukunftsakademie)
- Tanja und Martin Tragler (Biologische Landwirtschaft, Schlierbach)
- Ernst Gugler (Druckpionier)
- Isolde Schönstein (ARGE SVA)
- Wolfgang Mader (Otelo)
- Robert Rogner (Gesellschaft für Beziehungsethik)
- Heinz Fuchsig (Österr. Ärztekammer)
- Norbert Lux (Green Brands Austria)
- Constanze Weiser (greenskills)
- Petra Seibert (BOKU-Met)
- Wolfgang Kromp (Risikoforscher)
- Ingomar Glatz (Uni Innsbruck, Scientist4Future)
- Susanne Wolfsohn (Kunsttherapeutin)
- Stefan Giljum (Wirtschaftsuniversität)
- Renate Brandner-Weiß (Waldv. Energiestammtisch)
- Gerda Grossauer (Lehrerin)
- Willi Novak (VCÖ)
- Reinhold Christian (Forum Wissenschaft&Umwelt)
- Robert Reinagl (Burgtheater)
- Katharina Rogenhofer (Klimavolksbegehren)
- Christian Zauner (Parents for Future)
Das #Lebensmanifest kann hier unterschrieben werden.
Dr. Friedrich Hinterberger, Jahrgang 1959, Studium der Volkswirtschaftslehre an der Johannes-Kepler-Universität Linz, seit 1985 Lehrbeauftragter an Universitäten im In- und Ausland. Mitarbeit am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie, Leiter der Arbeitsgruppe Ökologische Ökonomie und Ökologische Wirtschaftspolitik. Gründungspräsident des Sustainable Europe Research Institute. Mit-Gründer und Obmann der cooppa Mediengenossenschaft sowie Vizepräsident und Generalsekretär des Austrian Chapter des Club of Rome. Seit 2019 Senior Scientist im UniNEtZ-Projekt zum Thema SDG8 (Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum) an der Universität für Angewandte Kunst Wien. Bloggt unter esgehtumwas.at.Arbeitsschwerpunkte: Ecological Economics, Scenarios for sustainable economies and societies, Lebensqualitätsforschung.
Wirtschaft | Verantwortung jetzt!, 29.04.2020
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