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Mehr Platz für Radfahrende

Forderung nach Fahrrad-Offensive in deutschen Städten

Zum Tag des Fahrrads am 3. Juni fordert die Deutsche Umwelthilfe (DUH) eine beschleunigte Umwidmung von Verkehrsflächen in Fahrrad-Straßen und Pop Up Radwege. Darüber hinaus soll in allen Stadtgebieten Tempo 30 eingeführt werden. Die DUH zieht zudem Zwischenbilanz zu ihren in zwischenzeitlich 203 Städten gestellten Anträgen zur kurzfristigen und erst einmal temporären Schaffung von breiten und abgesicherten zusätzlichen Fahrrad-Straßen. 108 Städte haben sich mit dem DUH-Antrag beschäftigt und zurückgemeldet.

Die Deutsche Umwelthilfe zieht anlässlich des Tags des Fahrrads am 3. Juni Zwischenbilanz zum Stand der in 203 Städten beantragten Umwidmung von Verkehrsflächen in Fahrrad-Straßen und Pop Up Radwege. © Mircealancu, pixabayNach anfänglichem Widerstand erkennen aber immer mehr Kommunalpolitiker die Chance für einen beschleunigten Umbau ihrer Autostädte. So hat der Baubürgermeister von Stuttgart den DUH-Antrag rundweg abgelehnt, nach massiven Protesten aus der Bevölkerung und einem Protest-Fahrradweg ausgerechnet vor dem Mercedes-Werksgelände nun aber seine Meinung geändert und die ersten beiden Pop Up Radwege beschlossen. Die Bürger danken eine fahrradfreundliche schnelle Reaktion auf die Corona-Pandemie mit bisher nicht gesehenen Rekordwerten an Radfahrerinnen und Radfahrern praktisch bundesweit.

Die DUH fordert den derzeit vor allem mit der Rettung von spritschluckenden SUV-Stadtpanzern beschäftigen Bundesverkehrsminister Scheuer auf, die Kommunen bei der Umwidmung von Straßenflächen mit Bundesmitteln zu unterstützen. Nur mit genügend Platz können sich die Menschen auf dem Rad sicher und mit ausreichendem Abstand bewegen. Personen, die nicht mit dem öffentlichen Nahverkehr fahren können oder wollen, müssen mit dem Fahrrad eine gute Alternative zum Auto haben. Ansonsten führt die Corona-Krise zum klimaschädlichen Verkehrskollaps in den Städten.

Dazu Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH. "Die Menschen erobern die Städte mit ihrem Fahrrad zurück. Gerade jetzt während der Corona-Pandemie brauchen wir mehr Fahrrad-Straßen und Tempo 30. Während Paris, Mailand und Brüssel mutig das Auto aus der Innenstadt drängen und Fußgängern und Radfahrern mehr geschützten Raum schaffen, tasten sich erste deutsche Städte vorsichtig an den Radfahrerschutz heran."

Mit Aufhebung der Kontaktbeschränkungen werden Straßen, Rad- und Fußwege noch voller als sie es bereits jetzt im dritten Monat der Corona-Pandemie bereits sind. Für 2025 oder 2030 angekündigte Zielvorgaben müssen auf dieses Jahr vorgezogen werden. Dass dies möglich ist, zeigt eindrucksvoll die Europäische Hauptstadt Brüssel, die binnen weniger Wochen Tempo 20 in der gesamten Innenstadt und 40 Kilometer geschützte Fahrradwege geschaffen hat.

Hintergrund:
Die DUH hat beginnend am 3. April bis heute in 203 Städten Anträge auf temporäre Umwidmung von Verkehrsflächen und Tempo 30 gestellt. Über 2.600 Bürgerinnen und Bürger haben Städte benannt, in denen während der Corona-Krise Verkehrsflächen zu sicheren Fahrrad-Straßen werden sollen. Die DUH ruft alle Bürgerinnen und Bürger auf, dem eigenen Stadtoberhaupt konkrete Straßenabschnitte zu nennen, die in sichere Fahrrad-Straßen umgewidmet werden sollen. Unter www.duh.de/fahrradstrassen-jetzt stellt die DUH ein individualisierbares Musterschreiben zur Verfügung.

Vorreiter in Deutschland ist Berlin. Laut Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg reduzieren temporäre Radwege insbesondere die Planungskosten für langfristige, bauliche Radwege deutlich. Während alleine die Planungskosten im Normalfall bei nur 40.000 Euro pro Kilometer liegen, kostet die Umsetzung von temporären Radwegen noch weniger, nämlich 9.500 Euro pro Kilometer. Die spätere Umsetzung und insbesondere die Planung werden durch temporäre Radwege deutlich günstiger.

Die Umsetzung baulicher Radwege benötigte bisher 2 bis 10 Jahre. Die Umsetzung temporärer Anlagen lediglich 3 bis 10 Tage. Nach den bisher gesammelten Erfahrungen können die Planungsfristen für die spätere bauliche Umsetzung für einen Großteil der Anlagen auf 2 bis 12 Monate verkürzt werden. Durch die temporäre Einrichtung kann zudem schnell auf mögliche verkehrsplanerische Schwachstellen reagiert werden. Daher muss die vorherige Planung nicht jedes Detail in Perfektion erfassen.

Weitere Informationen
Kontakt: Deutsche Umwelthilfe | presse@duh.de | www.duh.de

Technik | Mobilität & Transport, 02.06.2020

     
        
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