Wir brauchen eine Heilung der politischen Natur!
Regierungskomplott versus „Covidioten" - Christoph Quarch analysiert die aktuellen Corona-Demonstrationen
Regierungskomplott versus „Covidioten" – die ganze Woche über hat uns die Demo in Berlin und die Debatte über Maskenpflicht und Abstandsregeln begleitet. Eine sehr emotionale Debatte, in der beide Seiten hart austeilen. Wir reden – wieder mal – nur übereinander, aber nicht miteinander.
Das macht es den Verschwörungs-Freaks umso leichter, wird aber den Bedenken vieler Menschen, die die Corona-bedingten Eingriffe in ihren Alltag nicht einfach nur hinnehmen wollen, nicht gerecht.

Das erste, was Not tut, ist verbale Abrüstung. Saskia Eskens Wortschöpfung der „Covidioten" geht für mich überhaupt nicht. Wer eine freiheitliche Demokratie möchte, sollte nicht im Trump-Stil seine Rhetorik auf polemische Floskeln gegenüber Andersdenkenden reduzieren. Umgekehrt müssen sich auch Demonstranten die Kritik gefallen zu lassen, in den Ohren von Corona-Patienten menschenverachtend und zynisch zu klingen, wenn sie skandieren „Wir sind die zweite Welle". Auf beiden Seiten bekundet sich hier eine Erosion von Anstand und politischer Kultur, die mich erschüttert. Mir scheint, die Pandemie offenbart, wie porös inzwischen das moralische Fundament unseres Gemeinwesens ist.
Wo bleibt der Gedanke an die Gemeinschaft, in der jeder seinen Teil beiträgt, die Verantwortung des Einzelnen?
Dieser Gedanke bleibt offenkundig auf der Strecke. Genau das ist das Drama. Uns ist der Gemeinsinn abhandengekommen. Vergessen scheint das schöne Wort von Rosa Luxemburg, wonach Freiheit immer die Freiheit der anderen ist. Wer zu einer Corona-Demo geht, um seine Freiheitsrechte einzuklagen, denkt dabei offensichtlich nur an sein eigenes Wohlergehen. Die Gesundheit anderer interessiert nicht. Das aber hat mit bürgerlicher Freiheit nichts zu tun. Schon die Vordenker der Demokratie im alten Athen betonten unermüdlich, dass politische Freiheit nicht die Willkür der einzelnen ist, sondern nur im stimmigen und gerechten Miteinander mit anderen möglich ist. Die gesellschaftliche Solidarität auf dem Altar der eigenen Egozentrik zu opfern – das ist, was man den Demonstranten vorwerfen muss. Und zwar völlig unabhängig von der Frage, wer in der Sache recht hat.
Dieser Gedanke bleibt offenkundig auf der Strecke. Genau das ist das Drama. Uns ist der Gemeinsinn abhandengekommen. Vergessen scheint das schöne Wort von Rosa Luxemburg, wonach Freiheit immer die Freiheit der anderen ist. Wer zu einer Corona-Demo geht, um seine Freiheitsrechte einzuklagen, denkt dabei offensichtlich nur an sein eigenes Wohlergehen. Die Gesundheit anderer interessiert nicht. Das aber hat mit bürgerlicher Freiheit nichts zu tun. Schon die Vordenker der Demokratie im alten Athen betonten unermüdlich, dass politische Freiheit nicht die Willkür der einzelnen ist, sondern nur im stimmigen und gerechten Miteinander mit anderen möglich ist. Die gesellschaftliche Solidarität auf dem Altar der eigenen Egozentrik zu opfern – das ist, was man den Demonstranten vorwerfen muss. Und zwar völlig unabhängig von der Frage, wer in der Sache recht hat.
Wo sind die Mittler, die Mediatoren?
Das frage ich mich auch – ohne jedoch eine Antwort zu finden. Dieser Umstand zeigt das ganze Ausmaß der Katastrophe. Die moralische Erosion des Gemeinwesens scheint nämlich so weit vorangeschritten, dass diejenigen Institutionen, die für eine Vermittlerrolle infrage gekommen wären, ihre Autorität eingebüßt haben. Das gilt für den Bundespräsidenten (der in den Augen vieler Protestierender „Partei" ist) ebenso wie für Kirchen, Gewerkschaften oder Medien. Das Verhängnisvolle ist, dass die Demonstranten allem voran ihr Misstrauen, ja teilweise ihren Hass gegenüber allen angestammten Institutionen ausleben. Es geht dabei ja nicht gegen Corona, sondern es geht gegen alles, was irgendwie im Ruch steht „staatstragend" zu sein.
Das frage ich mich auch – ohne jedoch eine Antwort zu finden. Dieser Umstand zeigt das ganze Ausmaß der Katastrophe. Die moralische Erosion des Gemeinwesens scheint nämlich so weit vorangeschritten, dass diejenigen Institutionen, die für eine Vermittlerrolle infrage gekommen wären, ihre Autorität eingebüßt haben. Das gilt für den Bundespräsidenten (der in den Augen vieler Protestierender „Partei" ist) ebenso wie für Kirchen, Gewerkschaften oder Medien. Das Verhängnisvolle ist, dass die Demonstranten allem voran ihr Misstrauen, ja teilweise ihren Hass gegenüber allen angestammten Institutionen ausleben. Es geht dabei ja nicht gegen Corona, sondern es geht gegen alles, was irgendwie im Ruch steht „staatstragend" zu sein.
Was läuft da falsch und wie könnte es besser laufen?
Wir brauchen dringend, dringend, dringend eine Heilung der politischen Kultur. Dafür braucht es nicht mehr und nicht weniger als einen neuen Mindset der politischen Verantwortungsträger. Es braucht glaubwürdige, unverbrauchte, aufrichtige Menschen, denen man traut. Es braucht Vorbilder, die die Werte leben, von denen sie reden – und die den Mut aufbringen, Andersdenkenden zuzuhören und ihre Sorgen ernst zu nehmen. Es braucht eine Kultur des öffentlichen Dialogs anstatt der abgedroschenen Talkshow-Kultur, bei der immer dieselben Nasen immer dasselbe sagen. Als Sofortmaßnahme braucht es eine 180-Grad Kehrtwendung in der Kommunikation der Bundesregierung, die letzten Endes diese Erosion des Gemeinsinns beschleunigt hat. Ihre Aufgabe wäre es jetzt, Visionen für die Postcorona-Zeit zu entwickeln, positive Signale zu senden, die Besonnenen zu loben und ihnen zu danken, statt Angst zu verbreiten und eine zweite Welle herbeizureden. Wenn man immer nur entmutigt und verängstigt, darf man sich nicht wundern, wenn die Menschen aufbegehren.
Wir brauchen dringend, dringend, dringend eine Heilung der politischen Kultur. Dafür braucht es nicht mehr und nicht weniger als einen neuen Mindset der politischen Verantwortungsträger. Es braucht glaubwürdige, unverbrauchte, aufrichtige Menschen, denen man traut. Es braucht Vorbilder, die die Werte leben, von denen sie reden – und die den Mut aufbringen, Andersdenkenden zuzuhören und ihre Sorgen ernst zu nehmen. Es braucht eine Kultur des öffentlichen Dialogs anstatt der abgedroschenen Talkshow-Kultur, bei der immer dieselben Nasen immer dasselbe sagen. Als Sofortmaßnahme braucht es eine 180-Grad Kehrtwendung in der Kommunikation der Bundesregierung, die letzten Endes diese Erosion des Gemeinsinns beschleunigt hat. Ihre Aufgabe wäre es jetzt, Visionen für die Postcorona-Zeit zu entwickeln, positive Signale zu senden, die Besonnenen zu loben und ihnen zu danken, statt Angst zu verbreiten und eine zweite Welle herbeizureden. Wenn man immer nur entmutigt und verängstigt, darf man sich nicht wundern, wenn die Menschen aufbegehren.

Hören Sie ihn persönlich im SWR-Podcast Frühstücks-Quarch. Lesen Sie mehr von ihm unter www.christophquarch.de
Als forum-Redakteur zeichnete Christoph Quarch verantwortlich für den Sonderteil „WIR - Menschen im Wandel".
Gesellschaft | Politik, 11.08.2020

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