Geld und Werte
Ein Gespräch mit Klaus Dieter Trayser / Plansecur
Wie kamen Sie zu einer ethisch motivierten Beratungsmaxime für Kunden?
Bereits in den 1970er Jahren verfasste ich sechs Grundsätze für verantwortungsvolle Vermögensberatung. Es war schon immer meine Überzeugung, dass es vor allem im Finanzgeschäft eine ethische Orientierung braucht, sowohl für Kunden als auch für Berater. Die Grundsätze wurden 1977 in der Schriftenreihe bonntext und 1982 im Jahrbuch der Anlageberatung veröffentlicht.
Mir war von Beginn an bewusst, dass jemand, der mit Geld zu tun hat, auch Werte haben muss. Letztlich ist Geld allein nicht die Fülle des ganzen menschlichen Reichtums. Leider steht in unserer westlichen Zivilisation das Materielle allzusehr im Vordergrund. Dabei gibt es ethische und schöpferische Werte wie Freundschaften, die Treue in der Ehe, gemeinsames Musizieren, die Familie oder ehrenamtliches Engagement, die einen mehr bereichern als der schnöde Mammon.
Ich erinnere mich an einen Unternehmer, der fragte mich seinerzeit, ob er ein weiteres Sechs-Parteienhaus errichten solle. Dem empfahl ich, falls er bei dem Rat seines Steuerberaters bleiben wolle, er solle zumindest zwei kinderreiche Familien zu einem niedrigen Mietzins in dem Haus aufnehmen. Heute ist er für sie eine Art Großvater, kümmert sich mit Freude um das Haus und ist rührend um die Familien bemüht. So hat er mit seinen "Enkeln" viel Spaß. Als er mich wieder traf, meinte er, das wäre eine der besten Entscheidungen seines Lebens gewesen. Kurzum - Liebe, Zuneigung und Anerkennung sind immaterielle Werte, die man nicht kaufen kann, sondern sich erwerben muss. Denken Sie daran, wie viele wohlhabende Leute in unserem Land wegen Erbschaftsangelegenheiten, zum Beispiel mit ihren Geschwistern zerstritten sind, weil es ihnen an Großzügigkeit und Herzensbildung mangelte.
Wurden Sie wegen so viel "Sozialromantik" nicht kritisiert oder gab es Momente, in denen Sie bereut haben, so gehandelt zu haben?
Während meiner aktiven Zeit als Geschäftsführer der Plansecur habe ich durchaus auch Lehrgeld gezahlt. Wir starteten Mitte der 1990er Jahre als einer der ersten Anbieter mit einer Ökolebensversicherung und einer Ökokrankenversicherung, die auch alternative Heilmethoden bezahlte. Allerdings versagte diese Utopie von einem besseren Versicherungsschutz, weil unsere Partner nicht hielten, was sie uns versprochen hatten. Wir mussten dann rasch reagieren, da ja vor allem unsere Kunden betroffen waren. Anschließend haben wir den Markt gescreent und die Leistungsbilanzen der Anbieter im ökologischen Versicherungs- und Anlagemarkt beobachtet.
Wir mussten einen hohen Standard gewährleisten, weil das im Rahmen der Plansecur-Vermögensstrukturanalyse vorgesehen ist. Wir beachten bei unserem Vorgehen die Persönlichkeit des Kunden, seine familiäre Prägung, seinen Erfahrungsschatz in Sachen Geldanlage. Nach der Erstanalyse geben wir die kundenspezifischen Fragestellungen ins Plansecur-Team und treten dann wieder auf den Kunden mit einem Rohkonzept zu. Oft offenbart sich dann, dass wir die Liquiditätssituation anders beurteilt haben, weil die Ehefrau des Kunden beispielsweise einen Festgeldposten hat, der bei der Bestandsaufnahme nicht angegeben wurde. Da es uns aber immer ein Anliegen war, Kunden von ethischen, sozialen und umweltorientierten Geldanlagen zu begeistern, arbeiten wir seit Ende der 1990er Jahre mit Tjark Goldenstein von ÖkoRenta zusammen, der uns als eine authentische Unternehmerpersönlichkeit erscheint. Ferner nutzen wir die Research-Ergebnisse der Agentur oekom bei unserer Vermögensstrukturanalyse. Bedingt durch unsere konfessionell geprägte Kundschaft interessierten wir uns frühzeitig für die Liga-Pax-Fonds.
Sie haben Ihr Vermögen in die Klaus-Dieter-Trayser-Stiftung und Plansecur-Stiftung eingebracht - haben Sie ein anderes Verhältnis zu Geld?
Durchaus. Ich betrachte mich schon seit der Gründung der Plansecur Management GmbH, obwohl ich alleiniger Gesellschafter war, mehr als deren Treuhänder, habe nie als Geschäftsführer Geld für meinen Lebensunterhalt aus der Firma genommen, sondern stets von meinem Geschäftsführergehalt gelebt. Ich habe auch nie an einen Börsengang gedacht. Eine Vermögensberatungsgesellschaft muss nach meiner Überzeugung unabhängig von Finanzkonzernen und Shareholder bleiben, um den Kunden eine objektive Beratung bieten zu können.
Mit meinen Kindern traf ich die Absprache, dass sie nach ihrem Studium nicht gehalten sind, in die Firma einzutreten, auch wenn heute dennoch drei meiner Kinder bei Plansecur aktiv sind. Umgekehrt verabredeten wir für mich und meine Frau die Freiheit, eines Tages das Firmenvermögen in eine Stiftung einzubringen.
Die Stimmrechte an der Plansecur Management GmbH, der Komplementär-Gesellschafter der Plansecur KG, liegen heute bei der gewerblichen Klaus-Dieter-Trayser-Stiftung. Die Gesellschaftsanteile habe ich testamentarisch der gemeinnützigen Plansecur-Stiftung übereignet. Meine Kinder haben schon 2001 einen Erbverzicht ausgesprochen. Der größte Teil unseres Privatvermögens ist in einer GbR gebündelt, deren Gesellschafter unsere fünf Kinder sind. Sie haben verabredet, 30 Jahre lang das Vermögen gemeinsam zu verwalten. Das vermeidet durch die Langfristigkeit unnötige Erbauseinandersetzungen. Übrigens, ein Drittel des Gewinns der Plansecur-Komplementärgesellschaft fließt dieser Erben-GbR zu.
Offen gesagt, habe ich nie vorrangig nach Äußerlichkeiten gestrebt, ob es das Firmenfahrzeug betraf oder sonstige Insignien der Macht. Ich nutzte das gleiche Büroequipment wie meine Mitarbeiter. Mit 68 Jahren habe ich mich komplett aus der Unternehmensgruppe zurückgezogen und die Geschicke in jüngere Hände gelegt.
Begrüßen Sie die Stiftungsnovelle?
Dass Stiften erleichtert wurde, ist eine kluge und sehr begrüßenswerte Idee. Bislang sind aus steuerlichen Gründen manche Spenden über Stiftungen geflossen, was einen doppelten administrativen Aufwand bei Stiftungen und Vereinen erforderte. Jetzt ist es möglich, an einen Verein direkt zu spenden. Man kann den Steuervorteil vortragen, sprich eine großzügige Anschubfinanzierung geben, und die restliche Abschreibung über neun Jahre verteilen. Das entfacht einen großen Anreiz zu mehr bürgerschaftlichem Engagement. Zugleich können sich die Stiftungen wieder auf ihre ureigensten Aufgaben besinnen - nämlich als langfristige Kapitalsammelstellen für gemeinnützige Zwecke und damit für wichtige Aufgaben des Gemeinwohls zu dienen.
Bereits in den 1970er Jahren verfasste ich sechs Grundsätze für verantwortungsvolle Vermögensberatung. Es war schon immer meine Überzeugung, dass es vor allem im Finanzgeschäft eine ethische Orientierung braucht, sowohl für Kunden als auch für Berater. Die Grundsätze wurden 1977 in der Schriftenreihe bonntext und 1982 im Jahrbuch der Anlageberatung veröffentlicht.
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Mir war von Beginn an bewusst, dass jemand, der mit Geld zu tun hat, auch Werte haben muss. Letztlich ist Geld allein nicht die Fülle des ganzen menschlichen Reichtums. Leider steht in unserer westlichen Zivilisation das Materielle allzusehr im Vordergrund. Dabei gibt es ethische und schöpferische Werte wie Freundschaften, die Treue in der Ehe, gemeinsames Musizieren, die Familie oder ehrenamtliches Engagement, die einen mehr bereichern als der schnöde Mammon.
Ich erinnere mich an einen Unternehmer, der fragte mich seinerzeit, ob er ein weiteres Sechs-Parteienhaus errichten solle. Dem empfahl ich, falls er bei dem Rat seines Steuerberaters bleiben wolle, er solle zumindest zwei kinderreiche Familien zu einem niedrigen Mietzins in dem Haus aufnehmen. Heute ist er für sie eine Art Großvater, kümmert sich mit Freude um das Haus und ist rührend um die Familien bemüht. So hat er mit seinen "Enkeln" viel Spaß. Als er mich wieder traf, meinte er, das wäre eine der besten Entscheidungen seines Lebens gewesen. Kurzum - Liebe, Zuneigung und Anerkennung sind immaterielle Werte, die man nicht kaufen kann, sondern sich erwerben muss. Denken Sie daran, wie viele wohlhabende Leute in unserem Land wegen Erbschaftsangelegenheiten, zum Beispiel mit ihren Geschwistern zerstritten sind, weil es ihnen an Großzügigkeit und Herzensbildung mangelte.
Wurden Sie wegen so viel "Sozialromantik" nicht kritisiert oder gab es Momente, in denen Sie bereut haben, so gehandelt zu haben?
Während meiner aktiven Zeit als Geschäftsführer der Plansecur habe ich durchaus auch Lehrgeld gezahlt. Wir starteten Mitte der 1990er Jahre als einer der ersten Anbieter mit einer Ökolebensversicherung und einer Ökokrankenversicherung, die auch alternative Heilmethoden bezahlte. Allerdings versagte diese Utopie von einem besseren Versicherungsschutz, weil unsere Partner nicht hielten, was sie uns versprochen hatten. Wir mussten dann rasch reagieren, da ja vor allem unsere Kunden betroffen waren. Anschließend haben wir den Markt gescreent und die Leistungsbilanzen der Anbieter im ökologischen Versicherungs- und Anlagemarkt beobachtet.
Wir mussten einen hohen Standard gewährleisten, weil das im Rahmen der Plansecur-Vermögensstrukturanalyse vorgesehen ist. Wir beachten bei unserem Vorgehen die Persönlichkeit des Kunden, seine familiäre Prägung, seinen Erfahrungsschatz in Sachen Geldanlage. Nach der Erstanalyse geben wir die kundenspezifischen Fragestellungen ins Plansecur-Team und treten dann wieder auf den Kunden mit einem Rohkonzept zu. Oft offenbart sich dann, dass wir die Liquiditätssituation anders beurteilt haben, weil die Ehefrau des Kunden beispielsweise einen Festgeldposten hat, der bei der Bestandsaufnahme nicht angegeben wurde. Da es uns aber immer ein Anliegen war, Kunden von ethischen, sozialen und umweltorientierten Geldanlagen zu begeistern, arbeiten wir seit Ende der 1990er Jahre mit Tjark Goldenstein von ÖkoRenta zusammen, der uns als eine authentische Unternehmerpersönlichkeit erscheint. Ferner nutzen wir die Research-Ergebnisse der Agentur oekom bei unserer Vermögensstrukturanalyse. Bedingt durch unsere konfessionell geprägte Kundschaft interessierten wir uns frühzeitig für die Liga-Pax-Fonds.
Sie haben Ihr Vermögen in die Klaus-Dieter-Trayser-Stiftung und Plansecur-Stiftung eingebracht - haben Sie ein anderes Verhältnis zu Geld?
Durchaus. Ich betrachte mich schon seit der Gründung der Plansecur Management GmbH, obwohl ich alleiniger Gesellschafter war, mehr als deren Treuhänder, habe nie als Geschäftsführer Geld für meinen Lebensunterhalt aus der Firma genommen, sondern stets von meinem Geschäftsführergehalt gelebt. Ich habe auch nie an einen Börsengang gedacht. Eine Vermögensberatungsgesellschaft muss nach meiner Überzeugung unabhängig von Finanzkonzernen und Shareholder bleiben, um den Kunden eine objektive Beratung bieten zu können.
Mit meinen Kindern traf ich die Absprache, dass sie nach ihrem Studium nicht gehalten sind, in die Firma einzutreten, auch wenn heute dennoch drei meiner Kinder bei Plansecur aktiv sind. Umgekehrt verabredeten wir für mich und meine Frau die Freiheit, eines Tages das Firmenvermögen in eine Stiftung einzubringen.
Die Stimmrechte an der Plansecur Management GmbH, der Komplementär-Gesellschafter der Plansecur KG, liegen heute bei der gewerblichen Klaus-Dieter-Trayser-Stiftung. Die Gesellschaftsanteile habe ich testamentarisch der gemeinnützigen Plansecur-Stiftung übereignet. Meine Kinder haben schon 2001 einen Erbverzicht ausgesprochen. Der größte Teil unseres Privatvermögens ist in einer GbR gebündelt, deren Gesellschafter unsere fünf Kinder sind. Sie haben verabredet, 30 Jahre lang das Vermögen gemeinsam zu verwalten. Das vermeidet durch die Langfristigkeit unnötige Erbauseinandersetzungen. Übrigens, ein Drittel des Gewinns der Plansecur-Komplementärgesellschaft fließt dieser Erben-GbR zu.
Offen gesagt, habe ich nie vorrangig nach Äußerlichkeiten gestrebt, ob es das Firmenfahrzeug betraf oder sonstige Insignien der Macht. Ich nutzte das gleiche Büroequipment wie meine Mitarbeiter. Mit 68 Jahren habe ich mich komplett aus der Unternehmensgruppe zurückgezogen und die Geschicke in jüngere Hände gelegt.
Begrüßen Sie die Stiftungsnovelle?
Dass Stiften erleichtert wurde, ist eine kluge und sehr begrüßenswerte Idee. Bislang sind aus steuerlichen Gründen manche Spenden über Stiftungen geflossen, was einen doppelten administrativen Aufwand bei Stiftungen und Vereinen erforderte. Jetzt ist es möglich, an einen Verein direkt zu spenden. Man kann den Steuervorteil vortragen, sprich eine großzügige Anschubfinanzierung geben, und die restliche Abschreibung über neun Jahre verteilen. Das entfacht einen großen Anreiz zu mehr bürgerschaftlichem Engagement. Zugleich können sich die Stiftungen wieder auf ihre ureigensten Aufgaben besinnen - nämlich als langfristige Kapitalsammelstellen für gemeinnützige Zwecke und damit für wichtige Aufgaben des Gemeinwohls zu dienen.
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Quelle:
Lifestyle | Geld & Investment, 10.03.2008

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