Projekt "Blühende Industriegebiete" zeigt enormes Potenzial von Industrie und Gewerbe
Finale Veranstaltung des Projekts "Blühende Industriegebiete" am 25. September 2020 in Freiburg
Das Projekt "BIG: Blühende Industriegebiete" zeigt: Industrie und Gewerbe haben ein enormes Potenzial, den Erhalt der biologischen Vielfalt zu fördern.
Seit Sommer 2018 hat die Freiburger Innovation Academy e.V. das Projekt "BIG: Blühende Industriegebiete" durchgeführt und mit 58 Auszubildenden und Dual Studierenden aus vier Unternehmen im Industriegebiet Freiburg Nord nach Möglichkeiten gesucht, auf dem jeweiligen Firmengelände die Artenvielfalt zu verbessern. Am 25. September wird das Projekt mit einer großen Abschlussveranstaltung beendet. Dass es überhaupt zustande kommen konnte, ist der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) mit Sitz in Osnabrück zu verdanken: Die DBU hat das Projekt fachlich und finanziell unterstützt. Außerdem wurde BIG durch die Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg, Glücksspirale, Innovationsfonds Klima- und Wasserschutz der Badenova, Umweltschutzamt und Sparkasse Freiburg gefördert.
Die Ergebnisse sind sehr ermutigend: "Wir haben am Beispiel der beteiligten Firmen gesehen, dass die Industrie grundsätzlich ein enormes Potenzial hat, den Erhalt unserer Biodiversität zu fördern", sagt Hans-Jörg Schwander, Projektleiter und Gründer der Innovation Academy. Angesichts der Tatsache, dass hierzulande selbst in Schutzgebieten die Masse an Insekten in den vergangenen Jahrzehnten um fast 80 Prozent zurückgegangen ist und drei Viertel aller Singvögel auf der Roten Liste bedrohter Arten stehen, sind auch Unternehmen gefordert, ihre Flächen insekten- und artenfreundlicher zu gestalten. "Das von uns geförderte Projekt hat gezeigt, dass Artenschutz und Unternehmensalltag kein Widerspruch sind", betont DBU-Generalsekretär Alexander Bonde. "Das Gegenteil ist der Fall: Ich bin überzeugt, dass jedes Unternehmen in diesem Bereich aktiv werden kann. Denn eine Blumenwiese anzulegen oder heimische Sträucher anstelle von Bambusgräsern oder Thujahecken zu pflanzen, ist weder kostspielig noch aufwändig - dazu braucht es vor allem Anregungen."
Die Abfallwirtschaft und Stadtreinigung Freiburg, der Energieversorger badenova, die Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH und der Autozulieferer TDK-Micronas haben ihren Unternehmensnachwuchs im Rahmen der Projektarbeit das machen lassen, was letztlich jede Firma in Deutschland machen könnte: Sie haben auf den vorhandenen Freiräumen Wohlfühlinseln geschaffen, die nicht nur Bienen und Schmetterlingen zugutekommen, sondern allen Mitarbeitern. Die einen haben ihren Kantinenfreisitz mit Motiven zur biologischen Vielfalt verschönert und anstelle einer Bambusmonokultur Blütenstauden und heimische Sträucher gepflanzt, andere haben mit Hochbeeten Urban Gardening auf dem Betriebsgelände verwirklicht, wieder andere den englischen Rasen in eine blühende Wiese verwandelt und Vogelnistkästen angebracht, in denen in diesem Jahr erstmals Meisen gebrütet haben.
"Umweltschutz und Arbeitssicherheit gehören sowieso zu dem, was wir unseren Azubis beibringen müssen", bestätigt Bernd Müller, Ausbildungsleiter bei TDK-Micronas. "Es war grundsätzlich eine tolle Sache, den Ausbildungskanon um das Thema biologische Vielfalt zu erweitern." Der Vorteil ist bereits jetzt für alle sichtbar: Auf einer bislang kurz geschnittenen Rasenfläche blühten im Frühjahr und Sommer Margeriten, Ackerwitwen-Blumen, Rote Lichtnelken, Wundklee, Federkraut und etliche andere heimische Wildblumen. Und eine wenig inspirierende Hackschnitzelfläche wurde von den Azubis mit rund 50 jungen Lavendelpflanzen aufgewertet, deren Blütenpracht Bienen und Hummeln Nektar bieten und die Mitarbeiter positiv beeinflusst.
"Diese Änderungen haben unser Firmengelände nicht nur aufgewertet", so der Ausbildungsleiter, "sie sparen mittel- und langfristig sogar einiges an Geld und Arbeitszeit." Während der Rasen in der Vergangenheit alle ein bis zwei Wochen gemäht werden musste, ist die Blumenwiese ausgesprochen pflegeleicht: Sie wird nur einmal im Jahr geschnitten.
Im Rahmen des Projekts wurde deshalb bei den beteiligten Firmen sowohl eine Bestandsaufnahme gemacht als auch eine Potenzialanalyse erstellt. Dadurch erhielten sie eine Vorstellung von dem, was möglich und machbar wäre. Die europaweit geschützte Mauereidechse wurde bei dem einen gefunden, seltene Schreckenarten in einem anderen Terrain. Selbst der Alpensegler hatte sich auf einem Gebäudeturm angesiedelt. "In praktisch jedem Industriegebiet gibt es Bereiche, die brach liegen und damit Tieren und Pflanzen Lebensräume bieten", davon ist Projektleiter Schwander überzeugt. "Diese Potenziale zu nutzen und auszubauen - das ist unsere Herausforderung."
Finale Veranstaltung des Projekts "Blühende Industriegebiete"
- Freitag, 25. Sept. 2020
- Messe Freiburg, Neuer Messplatz 1
- 13.00-14.30 Uhr: Exkursion per Rad und Bus im Industriegebiet Nord
- 16.00-17.00 Uhr: Grußwort Generalsekretär der DBU Alexander Bonde, Projektpräsentation, Prämierung und Preisverleihung durch Synthia Diele IHK Südlicher Oberrhein und Bernd Rigl, Vorstand der Sparkasse Freiburg
- 17.00-18.15 Uhr: UN-Dekade "Biologische Vielfalt" Auszeichnung durch Alexander Bonde, Filmpremiere, Fotoprämierung
- 18.30-20.00 Uhr: Podiumsdiskussion "Transformation vom Industriegebiet zum Green Industry Park"
Die Teilnahme an allen drei Veranstaltungsteilen ist frei.
Anmeldung erforderlich unter www.bluehende-industriegebiete.de/big-event
Umwelt | Biodiversität, 22.09.2020
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